Die Hexe und der Herzog
gewaschen und daher schon reichlich verblichen. Früher hatte sie keinen allzu großen Wert auf Kleidung gelegt, zumal Andres sie mit allem bewusst ziemlich knapp hielt, als versuche er, wenigstens mit der bescheidenen Aufmachung ihre Anziehung auf andere Männer etwas einzuschränken. Seit sie aber den Hofmeister näher kannte, war ihr Appetit auf feine Stoffe und bunte Farben durchaus geweckt.
Unwillkürlich hatte Hella ihm während des Ausziehens den Rücken zugewandt. Ein Rest von Schamgefühl, das sie unversehens überkommen hatte, obwohl er sie ja nicht zum ersten Mal nackt sehen würde.
»Lass dein Haar herunter!«, sagte Leopold.
Das hatte er bislang jedes Mal von ihr verlangt, hatte er doch eine Frau zu Hause, die mit ihren Haaren nicht gerade prunken konnte.
Hella löste die Nadeln und schüttelte den Kopf. Die weichen Wellen kitzelten ihre Haut.
»Und nun dreh dich langsam zu mir um.«
Sie gehorchte mit gesenktem Kopf, hörte, wie er die Luft geräuschvoll in seine Lunge sog.
»Du bist das aufregendste Weib, dem ich jemals begegnet bin. Streichle deine Brüste!«
»Das kann ich nicht«, widersprach sie. »Nicht, wenn du mich dabei ansiehst.«
»Doch, du kannst!«
Ihre Brustspitzen richteten sich auf, als sie sich zögernd berührte.
»Siehst du, es ist ganz einfach.« Sein Lächeln vertiefte sich. »Und jetzt möchte ich, dass du deinen Schoß berührst. Dann kann ich mir vorstellen, es sei meine Hand, die dich dort kosen darf.«
Was verlangte er da von ihr?
Das gehörte, wenn überhaupt, in die Abgeschiedenheit der nächtlichen Bettstatt, wo niemand zusah, aber doch nicht hierher! Hella wollte sich dagegen wehren, doch ihre Hand gehorchte nicht mehr ihr, sondern ihm, scheinbar begierig, dem befohlenen Weg zu folgen.
Es war so aufregend, dies alles vor seinen Augen zu tun! Sanfte Schauder durchrieselten sie. Sie spürte, wie ihre Säfte zu fließen begannen. Auch ihre Brüste hoben und senkten sich rascher.
Leopolds Blicke verrieten, wie sehr ihr Tun ihn erregte. Als er sich schließlich erhob, um ihr das seidene Hemd überzustreifen, tat es ihr beinahe leid. Plötzlich musste sie an die junge Braut des Herzogs denken. Ob der in der Hochzeitsnacht auch solche Spiele mit ihr treiben würde?
»Ist sie eigentlich schön?«, wollte Hella wissen, während Leopold sich Wein einschenkte.
»Wer?« Er trank, ohne auch nur einen Moment die Augen von ihr zu wenden, und füllte dann seinen Becher erneut.
»Katharina. Die Braut des Herzogs. Schöner als ich?«
»Was redest du da! Rotblond ist sie, rundlich, sehr jung, und ja, sie hat ein liebes Gesichtchen. Gesunde Söhne soll sie ihm in dieser späten Ehe schenken. Von noblem Geblüt. Die hoffentlich die Kinderjahre überleben. Der Herzog braucht endlich einen Erben. Allein darauf kommt es an.«
Plötzlich krümmte sich Leopold von Spiess und beugte sich vornüber. Ein Zucken durchlief sein Gesicht. Seine Rechte fuhr zum Herzen und blieb dort eine Weile liegen, dann erst entspannten sich seine Züge langsam wieder.
»Was hast du?«, rief Hella. »Ist dir übel? Kann ich irgendwie helfen?«
Er schüttelte den Kopf, und sie sah, wie er nicht ohne Mühe ein Fläschchen aus der Rocktasche zog, es aufschraubte und schließlich einige Tropfen einer farblosen Flüssigkeit in seinen Becher träufelte. Der Hofmeister trank langsam und verzog dabei angeekelt den Mund.
»Es ist nichts«, sagte er. »Bloß eine lästige Malaise, die mich dann und wann zwickt. Ein bisschen von diesem Gift – und ich fühle mich gleich wieder wohl.«
»Du nimmst Gift?« Erschrocken starrte Hella ihn an. »Ist das nicht gefährlich?«
»Ich hab bloß gescherzt«, sagte er. »Denn das süßeste Gift von allen hast ja längst du mir eingeträufelt. Jetzt bin ich verloren, denn es kreist in meinen Adern, und daran bist allein du schuld.« Sein Lächeln misslang. »Zu den jungen Gecken kann ich mich wahrlich nicht mehr zählen, Hella. Mein armes Herz – ich wünschte nur, ich hätte es dir schon früher schenken dürfen. Dann müsstest du in der Blüte deiner Jahre nicht mit einem alten Kerl wie mir vorliebnehmen.«
»Du bist nicht alt!«, rief sie, lief zu ihm und nahm sein Gesicht in beide Hände. »Ich will dich gar nicht anders haben, Leopold!«
»Kleine Schmeichlerin!« Er küsste ihre vollen Lippen, und sie erwiderte seinen Kuss inbrünstig. Sie hielten sich fest umschlungen, genossen die Wärme des anderen.
»Wie sehr ich dich in der nächsten Zeit vermissen werde«,
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