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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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verweisen konnte?
    Beim Anblick Katharinas hätte sie dann vor Erleichterung beinahe aufgelacht. Das sollte sie sein, Sigmunds Erwählte, die künftige Herrscherin über das reiche Land Tirol?
    Was Alma da an der Seite des Herzogs von Sachsen erblickte, war kaum mehr als ein pummeliges Kind, wesentlich kleiner als sie, was sie mit Genugtuung feststellte, und nicht gerade vorteilhaft gehüllt in Rauchwerk, das sie recht ungeschlacht wirken ließ. Der hohe Pelzkragen entblößte einen plumpen Hals. Die Wangen waren von der Kälte gerötet und so prall, dass man Angst haben musste, sie würden im nächsten Augenblick platzen. Weit auseinanderstehende, ängstliche Augen. Eine hohe Stirn, das Einzige, was neben den dunkelblonden Brauen als halbwegs anmutig durchgehen konnte. Die vollen Lippen hatte Katharina verzogen, als sei sie nah am Flennen.
    Und was erst hatte diese seltsame Ausbuchtung an ihrer Hüfte zu bedeuten, die sich unter dem Pelzumhang abzeichnete? Ein Geburtsmakel, den man bislang wohlweislich verschwiegen hatte? Ein hartnäckiges Leiden, das sich nur mühsam kaschieren ließ? Was auch immer es sein mochte, besser hätte es für Alma gar nicht ausgehen können. Alma atmete erleichtert auf. Mit diesem unvorteilhaft aussehenden Geschöpf den Kampf aufzunehmen, konnte nicht sonderlich schwierig sein.
    »Ich grüße Euch, Herzog Albrecht, den man mit Fug und Recht im ganzen Reich den Beherzten nennt.« Sigmunds Stimme verriet nichts von seiner innerlichen Befindlichkeit. Sie klang wie immer kräftig und voll. »Und auch Euch, Katharina, seine Tochter, die ich nach reiflicher Überlegung zu meinem geliebten Weib erkoren habe. Der Bischof von Brixen wartet darauf, Euch zu segnen. Lasst uns gemeinsam zur Kirche des heiligen Jakob reiten!«
    Katharinas Blick fiel auf die Spiessin, die ihr skeptisch entgegenstarrte. Sie furchte ebenfalls die Stirn und rührte sich nicht.
    »Die wohl wichtigste Frau in Eurem neuen Leben, Katharina«, erklärte Sigmund, dem der stumme Blickwechsel nicht entgangen war. »Eure Hofmeisterin Alma von Spiess, die Euch in allem begleiten wird. Ihren Gatten Leopold Ritter von Spiess kennt Ihr ja bereits von seinem letzten Besuch in Meißen, wo er in meinem Namen um Euch angehalten hat. Seit Jahren ist er mir im gleichen Amt treu ergeben. Lasst ab jetzt seine liebe Frau Eure engste Vertraute und Freundin sein!«
    Er hob seinen Arm als Zeichen für Niklas, der den Musikanten den Einsatz erteilte. Trompeten, Pfeifen und Trommeln hoben an, und es dauerte nicht lang, bis die Flöten einfielen.
    Albrecht und Sigmund nahmen Katharinas Stute in die Mitte. Flankiert von gleich zwei Fürsten, konnte die Braut nun den Weg zur Kirche zurücklegen, gefolgt von ihrem Hofstaat, der sich mit seinen Pferden und Wagen brav hinter den Tirolern hielt. Den ganzen Weg über verlor Katharina kein einziges Wort. Alma, die mit ihrem Wallach eng aufgeschlossen hatte, um ja nichts zu verpassen, sah, wie sie zweimal Hilfe suchend die behandschuhte Linke nach ihrem Vater ausstreckte, der sie besänftigend tätschelte.
    Ein paar Innsbrucker hatten sich am Straßenrand aufgestellt und glotzten dem Zug nach. Doch es waren nur wenige Neugierige gekommen, weil die ganze Stadt wusste, dass die Hochzeit erst am nächsten Tag stattfinden würde. In ihren verwaschenen Lodenumhängen und geflickten Wolltüchern wirkten die Gaffer gegenüber den prächtig gekleideten Adeligen, die schnell an ihnen vorbeiritten, wie eine Schar Vogelscheuchen.
    Die Pferde schnaubten im schnellen Trab, ihr Atem bildete kleine Wölkchen in der glasklaren Luft, die vom lauten Getöse der Spielleute erfüllt war. Die Weisen sollten fröhlich und festlich klingen, doch nicht wenige der Musikanten spielten falsch, als sei die Musik zu schwierig oder die Zeit zum Üben zu kurz für sie gewesen.
    Vor der Kirche wandte der Herzog sein Pferd und ritt zu Niklas. »Wenn du noch einmal solche Katzenmusik abzuliefern wagst, werf ich dich eigenhändig hinaus«, zischte er. »Ich werde nicht dulden, dass du uns vor den Sachsen lächerlich machst. Du hast gefälligst Hochwertiges abzuliefern. Das gilt erst recht für morgen, verstanden?«
    Niklas senkte den Kopf. »Ganz zu Diensten, Euer Hoheit. Nie mehr Katzenmusik! Ich gelobe es feierlich bei meinem bescheidenen Leben.«
    Sigmund warf ihm einen schneidenden Blick zu. »Spar dir dein freches Gerede! Keinerlei Sonderbehandlung«, belferte er zurück, »darauf kannst du dich verlassen.«
    Er preschte zurück zur

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