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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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sagte Els. »Merkst du nicht, wie sehr du hier vonnöten wärst? Schließlich sind wir deine Familie – und nicht diese Hofschranzen, die ihren Wanst auf Kosten anderer mästen.«
    »Fängst du schon wieder damit an?« Lena reckte ihren Rücken, der ganz steif vom vielen Bücken und Schleppen war. »Heute hab ich dir gern ausgeholfen. Ab morgen aber koche ich für die Hochzeit des Herzogs.« Sie zögerte, aber irgendwann musste es ja schließlich doch heraus, warum dann nicht gleich? »Und warte die nächsten Nächte besser nicht auf mich! Es könnte so spät werden, dass wir alle in der Hofburg schlafen müssen.«
    Sie lud ein paar Schüsseln auf ein Holztablett und war damit schon fast wieder draußen, Els aber versperrte ihr den Weg. Blass wie Birkenrinde war ihre Haut, und die schwarzen, vom Dampf gekräuselten Locken ließen sie noch wütender aussehen.
    »Hast du jetzt völlig den Verstand verloren? Ich verbiete dir, dort zu schlafen – hörst du, Lena! Das wirst du keinesfalls tun.«
    »Du hast mir gar nichts zu verbieten! Oder bist du vielleicht meine Mutter? Na, also!«
    Els schnappte nach Luft, Lena zog ein finsteres Gesicht, wütend über sich selbst, weil sie nicht endlich die Fragen zu stellen wagte, die sie schon so lange drückten. Nicht, dass sie es nicht immer wieder hätte angehen wollen. Doch es war, als ahnte Els jedes Mal im Voraus, wenn sie sich dazu rüstete, und machte ihren Panzer daraufhin nur noch undurchdringlicher.
    Sie schwiegen beide angespannt. Schließlich war es Bibiana, die es nicht länger aushielt.
    »Kommt schon, ragazze! «, sagte sie. »Wieso denn immer nur streiten, streiten und noch mal streiten? Denk doch nur einmal nach, Lena: Els war die beste mamma , die du dir hast wünschen können. Und du, Els, solltest langsam einsehen, dass unsere Kleine inzwischen ein großes Mädchen ist, das eigene Wege geht, ganz ähnlich, wie auch du es einst getan hast. Vertragt euch gefälligst wieder.«
    Plötzlich stand Sebi in der Küche, der sich die Augen rieb, als sei er gerade erst wach geworden.
    »Weißer Mann«, sagte er, riss den Mund auf und zerrte an seinen Haaren. »Aua! Leer.« Damit war er wie ein Kobold wieder verschwunden.
    Als Lena in die Gaststube trat, fand sie dort einen hoch gewachsenen Mönch im Habit der Dominikaner vor, der sein umfangreiches Reisegepäck, das aus Bündeln, Körben und zwei größeren Kisten bestand, um sich herum gruppiert hatte. Sein kantiger Schädel war kahl, genauso wie Sebi es auf seine ureigene Weise eben in der Küche kundgetan hatte.
    Ein kalter Blick aus grauen Augen lag ausdruckslos auf ihr. Eisig wurde es Lena plötzlich ums Herz, und sie verspürte den Wunsch, auf der Stelle wegzulaufen.
    »Ihr seid hier die Wirtin?« Die Stimme klang herrisch. »Ein wenig jung, wie mir scheint, um solch ein großes Haus anständig zu führen. Mein Pferd müsst Ihr nicht versorgen, denn ich bin als Gast mit der bischöflichen Kutsche angereist. Aber was ich brauche, ist ein Zimmer. Ab sofort und ohne Ungeziefer, versteht sich.«
    »Bei uns werdet Ihr weder Wanzen noch Flöhe finden«, sagte Lena irritiert. »Da könnt Ihr ruhig in der ganzen Stadt herumfragen!«
    »Und einigermaßen warm, denn ich habe vor zu schreiben.« Er hatte sie kaum zu Wort kommen lassen. »Zudem anständiges Essen, nicht diesen Fraß, den man in habgierigen Herbergen seinen Gästen so gern vorsetzt. Ist das alles bei Euch für einen halbwegs vernünftigen Preis zu bekommen?« Ein Blick, der alles, was er traf, zu zerschneiden schien.
    »Der Gasthof gehört meiner Tante«, sagte Lena, die froh war, dass sie nicht länger mit diesem Menschen reden musste, dessen Gegenwart so unbehaglich für sie war. »Ich gehe sie holen.«
    Während sie die Trauergesellschaft weiter bediente, konnte Lena einige Fetzen des Gesprächs zwischen Els und dem Mönch aufschnappen. Er schien aus Brixen zu kommen und plante offenbar, für unbestimmte Zeit in Innsbruck zu bleiben. Nach kurzem Hin und Her wurden die beiden handelseinig. Die Frage, ob man ihm denn mit dem Gepäck behilflich sein könne, verneinte der Mönch knapp. Er schulterte seine Bündel und verschwand hinter Els auf der schmalen Treppe, die in die oberen Stockwerke führte. Auch die Kisten und Körbe trug er anschließend selbst hinauf, als sei ihr Inhalt zu kostbar, um ihn jemand anderem anzuvertrauen.
    Nach einer ganzen Weile kam Els mit zufriedenem Gesicht zurück in die Küche, wo Lena inzwischen die Weinkrüge nachfüllte.
    »Für

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