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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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vier Wochen im Voraus bezahlt«, sagte sie an Bibiana gewandt, als sei die Nichte plötzlich Luft für sie. »Ohne erst lange herumzufackeln wie so manch anderer. Da geb ich mein bestes Zimmer doch lieber an solche Gäste, anstatt es an schmierige Hofleute abzutreten.« Lena schwieg. Hoffentlich würden der Bader und seine lautstarke Sippschaft bald genug haben und endlich verschwinden.
    »Kannst gleich einen Stapel Eierkuchen für ihn backen«, sagte Els. »Die beschwerliche Reise hat Pater Institoris wohl sehr hungrig gemacht. Soll ich dir die Zutaten aus der Speisekammer holen?«
    »Wieso will er denn nichts von meinem guten Rindfleisch haben?«, fragte Bibiana. »Scheint doch allen bestens zu schmecken.«
    »Vielleicht hat er ja ein Gelübde abgelegt …«
    » Sciocchezze ! Der Klosterbruder, der mein Geschmortes verschmäht, muss erst noch geboren werden!«
    »Hast du seine Augen gesehen?« Jetzt war es Lena doch entfahren! »Regelrecht Angst kann man kriegen, wenn man in sie sieht.«
    »Wir leben von unseren Gästen«, versetzte ihr Els, ohne den Kopf zu heben. »Wer anständig bezahlt, ist uns auch willkommen.« Ihre Stimme wurde schrill. »Das wirst du noch lernen müssen, Prinzessin! Aber bei deinen Hofschranzen …«
    Lena presste die Hände auf die Ohren.
    »Ich kann es nicht mehr hören!«, rief sie und rannte aus der Küche, so schnell sie nur konnte.

     
    Ein Hemd hatte er ihr mitgebracht, mit winzigen Stichen genäht und aus so geschmeidigem Material gefertigt, dass der Stoff Hellas Hände zu liebkosen schien, als sie vorsichtig über ihn strich.
    »Seide.« Leopold von Spiess lächelte zufrieden über seine gelungene Überraschung. »Das tragen die Frauen jetzt unter ihren Kleidern.«
    »So etwas Feines ist doch viel zu schade dafür, dass man es gar nicht sieht!« Hellas Wangen hatten sich vor freudiger Aufregung gerötet. Sie hielt das Hemd an sich, machte ein paar übermütige Tanzschritte durch die Stube. »Aber wieso sind die Ärmel denn so lang? Die werden doch überall hervorschauen!«
    »Das mit den überlangen Ärmeln muss so sein. Man schlitzt neuerdings die Kleiderärmel – und darunter lugt dann die gebauschte Seide heraus wie eine Verheißung. In Sachsen habe ich es jedenfalls an einigen Damen so gesehen und auch am Hof zu Brandenburg, wo ich mich ebenfalls einige Wochen aufgehalten habe.«
    Geschlitzte Ärmel – machte er sich etwa über sie lustig, weil er der engste Vertraute des Herzogs war, dem dieser sogar seine Brautschau anvertraut hatte, sie aber nur die Frau eines einfachen Münzschreibers, der ein so gebildeter Mann scheinbar alles weismachen konnte?
    Nein, aus dem Blick des Hofmeisters sprach nichts als Verehrung und Bewunderung. Hella vertraute ihm, fühlte sich wohl und geborgen in seiner Gegenwart. Die lästigen Gedanken an Andres verscheuchte sie lieber schnell wieder. Sein nächster Besuch war erst für die kommende Woche angesagt, weil wegen der Fürstenhochzeit alle Arbeiten in der Münze zu Hall mit noch größerem Druck vorangetrieben werden sollten. Sie konnte nur hoffen, dass es wirklich dabei bleiben würde und die quälende Eifersucht ihren Mann nicht zu neuerlichen Kapriolen trieb.
    »Willst du es nicht mal für mich anziehen, meine Schöne?«, fragte Leopold leise. »All die Tage und Nächte träume ich schon von nichts anderem mehr.«
    »Jetzt?«
    »Jetzt.« Seine Stimme klang plötzlich belegt.
    Ein seltsames Gefühl überkam Hella, als sie ihr Mieder aufschnürte. Nicht, dass sie sich ihres Körpers jemals geschämt hätte. Sie wusste, wie stark die Männer auf ihn reagierten, wie viele Blicke sich während der Sommermonate in ihren Ausschnitt verirrten oder wohlwollend auf der schlanken Taille ruhten, die sie mit bunten Bändern betonte. Eigentlich war sie gern nackt, sie fühlte sich frei dabei und unbeschwert, auch wenn es immer wieder Priester gab, die sonntags wortreich dagegen von der Kanzel wetterten und alles Fleischliche als Wollust und teuflische Versuchung geißelten. Aber es war doch etwas anderes, sich die Kleider abstreifen zu lassen und dann schnell unter die Decke zu schlüpfen, als sich selbst vor den Augen eines nahezu Fremden auszuziehen.
    »Nicht so hastig!«, bat Leopold. »Lass dir ruhig Zeit dabei! Ich möchte jeden Augenblick in vollen Zügen genießen.«
    Hella schauderte, als ihre Unterröcke nacheinander fielen, bis sie schließlich wie verwelkte Blüten zu ihren Füßen lagen. Einfaches Leinen, nicht geflickt, aber doch oftmals

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