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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Falken.«
    Sie ließ zu, dass er ihr vom Pferd half und anschließend seinen Arm bot. Gemeinsam schritten sie zur Münze, gefolgt von der Spiessin, die den ganzen Weg über ein langes Gesicht zog. Antonio de Caballis eilte ihnen entgegen, verbeugte sich und führte sie in das mehrstöckige Gebäude.
    »Hier wird mein ganzer Reichtum erschaffen«, sagte der Herzog. »Wie sehr hab ich mir gewünscht, Euch das eines Tages zu zeigen!« Er bestand darauf, Katharina durch alle Räume zu führen, angefangen vom Erdgeschoss, wo die Münzen geprägt wurden, bis hin zu den oberen Stockwerken, in denen Verwaltung und Buchhaltung untergebracht waren. Die Herzogin schaute sich interessiert um, sagte aber zunächst kaum etwas, bis sie an einem Tisch vorbeikamen, in dessen Platte ein Liniensystem eingeritzt war.
    »Das kenne ich von zu Hause!«, rief sie. »Damit lässt sich viel einfacher rechnen. Soll ich es Euch einmal vorführen?« Ihre Wangen wirkten auf einmal noch rosiger. »Die sechs Linien stehen für die Tausenderstellen. Die oberste ist leer, auf der nächsten liegt nur ein Raitpfennig, das heißt …« Sie begann halblaut vor sich hinzumurmeln. »Dreizehntausendzweihundertunddrei!«
    »Das ist korrekt«, sagte Andres Scheuber verdutzt, der für einen Augenblick seine Bücher vergaß. »Ihre Hoheit scheint die Zahlen zu lieben.«
    »Und Silber liebe ich auch«, sagte Katharina. »Mit meinem Vater hab ich einige Male die Minen in Joachimsthal besucht und auch die Prägestätte. Allerdings sah es dort nicht so nobel aus wie hier bei Euch.« Sie wandte sich zu Antonio de Caballis um. »Wo wird das Silber gelagert? Darf ich das auch einmal sehen?«
    »Zu Ihrer Verfügung, Euer Hoheit!« De Caballis suchte den Blick des Herzogs. »Dürfte ich allerdings den Münzschreiber bitten, an meiner Stelle Eurer verehrten Gemahlin das Silber zu zeigen? Ich hätte dringend mit Euch zu reden, Euer Hoheit!«
    Sie warteten, bis die Herzogin mit ihrer Hofmeisterin und Scheuber nach unten verschwunden war, dann bat de Caballis den Herzog in einen kleinen Nebenraum.
    »Ich wollte Eure Hochzeitsfeierlichkeiten nicht stören«, sagte er, »zumal Ihr sehr glücklich scheint, Eure Hoheit. Deshalb habe ich bis jetzt gewartet.«
    »Sprecht weiter!«, verlangte der Herzog. »Das Fest ist zu Ende. Was wollt Ihr mir sagen? Dass meine Guldiner endlich fertig sind?«
    »Gemach, gemach, Hoheit! Noch arbeiten wir am Prägen der halben Guldiner, ein durchaus schwieriges Unterfangen. Denn bislang sind sie einfach noch zu dick, was bedeutet, dass der Prägestempel sehr oft abrutscht. Wir haben einfach zu viel Ausschuss!«
    »So macht sie dünner! Wo liegt die Schwierigkeit?«
    »Dann müssten sie auch sehr viel größer werden, wenn die Silbermenge gleich bleiben soll, und wären damit um ein Vielfaches unhandlicher.«
    »Sind also die Silberschmiede unfähig, die den Prägestock schneiden? Habt Ihr wirklich nach den Besten des Fachs Ausschau gehalten?« Sigmund wirkte ungehalten.
    »Es gibt keinen Besseren als Peck im ganzen Reich, Euer Hoheit. Aber selbst er kann keine Wunder bewirken. Gewährt uns noch ein bisschen Zeit! Wir werden eifrig und gewissenhaft weiter experimentieren. In kurzer Zeit können wir Euch sicherlich das gewünschte Ergebnis liefern.«
    »Zeit! Zeit!«, wiederholte der Herzog. »Das Einzige, was ich nicht habe, versteht Ihr, de Caballis? Habt Ihr nicht gesehen, wie jung sie ist, wie blühend? Ich dagegen bin wie ein verwitterter Weinstock, der schon viel zu lange vergebens auf einen Spross hofft. Ich bin nicht hier, um zu hören, was nicht geht. Viel lieber möchte ich Euch auf der Stelle zu Euren Erfolgen beglückwünschen.« Sein Blick wurde zwingend. »Ich würde mich auch nicht lumpen lassen. Ihr wisst, dass ich sehr, sehr großzügig sein kann.«
    Antonio de Caballis bot dem Herzog Wein an, den dieser zu seiner Überraschung ablehnte.
    »Ein klarer Kopf ist jetzt vonnöten«, sagte Sigmund. »Nur so können wir die Zukunft meistern.«
    »Es gibt da noch eine weitere Schwierigkeit, Euer Hoheit.« Der Münzintendant nahm allen Mut zusammen. »Uns geht allmählich das Silber aus.«
    »Soll das ein Witz sein?« Der Herzog starrte ihn an. »Unsere Minen in Schwaz liefern doch Jahr für Jahr tonnenweise Silber.«
    »Das Euch zurzeit leider nicht gehört, Hoheit. Verzeiht, wenn ich Euch so direkt daran erinnern muss. Ihr habt die Minen an die Fugger verpachtet. Jede Unze, die der Bauch des Berges hergibt, geht in ihre Schatulle. Wenn

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