Die Hexe und der Herzog
wir weiterhin in diesem Ausmaß prägen wollen, sind wir gezwungen, das Silber von ihnen zurückzukaufen.«
»Mein eigenes Silber – niemals!« Der Herzog funkelte de Caballis zornig an. »Hat denn dieser Jurist noch keinen Ausweg gefunden? Dazu hat man ihn schließlich eingestellt!«
»Meines Wissens, nein.« Der Münzintendant bemühte sich um eine möglichst diplomatische Antwort. »Johannes Merwais hat sich vom Oberkontierer wohl alle bislang vorhandenen Belege kommen lassen, zusammen mit den Verträgen. Seit Wochen hockt er nun auf diesen Schriftstücken, als wolle er sie ausbrüten. Doch jedes Mal, wenn ich ihn darauf anspreche, sieht er mich an, als sei ich der Leibhaftige, der ihm an die Seele will.«
»Das muss ein Ende haben!« Herzog Sigmund schlug mit der Hand auf den Tisch. »Ich nehme doch einen Becher von Eurem Wein. Solche Malaisen machen ja einen Heiligen durstig!«
Er trank gierig, verlangte einen zweiten Becher, den er ebenfalls rasch leerte.
»Ich werde Merwais zu mir bestellen«, sagte er. »Und Euch dazu, mitsamt allen Unterlagen. Dann muss schleunigst ein probater Ausweg gefunden werden. Ich brauche diese Münzen, versteht Ihr? Meine Finanzen sollen endlich in Ordnung kommen. Ich bin diese Schlamperei gründlich leid. Und jetzt, wo ich vielleicht schon sehr bald einen Erben haben werde...« Er hielt inne. »Wirkt die Herzogin glücklich auf Euch?«, sagte er nach einer Weile. »Bitte seid aufrichtig!«
»Selbstredend, Euer Hoheit. Und dass Ihre Hoheit trotz der jungen Jahre so viel von Zahlen versteht, erscheint mir als ein besonders Glück verheißendes Zeichen.«
»So lasst uns keine Zeit verlieren!« Der Herzog drängte plötzlich zum Aufbruch. »Wo steckt denn nur die Hofmeisterin? Ich möchte mit meiner Gemahlin auf der Stelle nach Hause zurück.«
Katharina ließ sich ihre Verwunderung über den abrupten Aufbruch nicht anmerken und bewältigte den Heimritt ebenso spielend wie den Hinweg. Der Herzog ließ ihr keine Zeit, sich nach der Ankunft in der Hofburg zu erfrischen, sondern wich nicht mehr von ihrer Seite. Bis hinauf ins Frauenzimmer folgte er ihr, als wären sie die vertrautesten Eheleute.
Fee kam sofort kläffend angerannt, als sie die Stimme ihrer Herrin hörte, sprang an Katharina hoch und wurde ausgiebigst gestreichelt. Nur widerwillig rollte sie sich schließlich auf dem Samtkissen zusammen, das man eigens für sie in einer Ecke drapiert hatte. Erst jetzt ließ Katharina sich das Rauchwerk abnehmen und schickte die Kammerfrau hinaus.
»Nun?«, sagte sie und war erleichtert, dass ihre Stimme halbwegs fest klang. »Was habt Ihr mir zu sagen, Herzog?«
»Dass es mir leidtut«, stieß Sigmund hervor. »Ich denke, das wisst Ihr bereits. So hätte es nicht sein dürfen – in jener Nacht. Ich habe einen Fehler gemacht und kann nur hoffen, dass Ihr mir verzeiht.«
Sie neigte anmutig den Kopf. »Ich bin froh, das aus Eurem Mund zu hören«, sagte sie. »Überaus froh sogar. Denn ich hatte bereits daran gedacht, meinen Vater zu bitten, mich mit zurück nach Sachsen zu nehmen.«
»Ihr habt Herzog Albrecht doch nicht etwa von unserem kleinen Missgeschick erzählt …« Sigmunds Blick begann zu flackern.
»Wäre ich sonst noch hier?« Allmählich begann Katharina die Situation zu genießen. Ein zerknirschter Sigmund, der fast ängstlich wirkte – wer hätte das jemals gedacht!
»Dann habt Ihr mir also verziehen?« Er kam näher, nahm ihre Hand, presste sie an sein Herz. »Wir sind vor Gott verbunden, Katharina«, sagte er. »Als Mann und Frau. Aber wir sind auch Herzog und Herzogin. Tirol braucht dringend einen Erben. Das sollten wir nicht vergessen.«
Sie entzog ihm die Hand, machte ein paar Schritte zum Tisch.
»Ich könnte Euch verzeihen«, sagte sie. »Allerdings nur unter gewissen Bedingungen.«
»So redet!« Jetzt klang er fast flehentlich.
Ihr wurde schwindelig vor Aufregung. Hoffentlich vergaß sie jetzt nichts von all dem, was sie auf dem Herzen hatte!
»Ihr werdet Euch mir ausschließlich mit Höflichkeit und Respekt nähern«, sagte sie. »Das betrifft auch die Bettstatt. Keine Pulver mehr, keine geheimnisvollen Getränke. Ihr werdet nichts tun, was ich nicht auch möchte. Versprochen?«
Er nickte eifrig.
»Mein Hündchen Fee bleibt in meiner Nähe. Ihr werdet lernen, Euch mit ihm zu arrangieren. Ich könnte Euch allerdings so weit entgegenkommen, dass es nicht mehr im Bett schläft.«
»Ich bin einverstanden.«
»Meine Hofdamen suche ich persönlich
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