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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Albrecht, Sigmund und Christoph bereits nach Hause geritten waren.
    »Einmal muss es doch sein, Katharina.«
    Herzog Albrecht von Sachsen war anzumerken, wie unbehaglich er sich fühlte. Seiner Tochter ging es nicht gut, das spürte er, obwohl sie all die Tage mit keinem entsprechenden Wort herausgerückt war. Dabei hatte er es an Gelegenheiten für eine Aussprache nicht mangeln lassen, doch es schien, als hätte seine Tochter diese Nähe erst recht nicht ertragen können. Stets war Katharina, kaum waren sie ungestört, aufgesprungen und hinausgelaufen, oder sie hatte mit krampfhaft fröhlicher Stimme andere Leute dazugerufen. Mittlerweile war er entschlossen, nicht mehr daran zu rühren. Schließlich war sie nicht die erste Fürstentochter, die in jungen Jahren an einen fremden Hof heiratete. Nach ersten Schwierigkeiten würde sie sich hier ebenso einleben wie all die anderen vor und nach ihr.
    »Du wirst uns schreiben und alles berichten«, fuhr er fort. »Und natürlich erhältst du auch Nachricht von uns.«
    »Lass Mama ausrichten, dass ich ganz fest an sie denke.« Katharinas Weinen wurde stärker. »Immer!«
    Albrechts Gesicht verdüsterte sich. Seine Tochter war nun selbst eine verheiratete Frau und damit zu alt, um an seine Wunde zu rühren. Dass seine Gattin sich in scheinbar frommer Einkehr auf die Burg Meißen zurückgezogen hatte, anstatt an seiner Seite dem Herzogtum Sachsen vorzustehen, wie Sitte und Brauch es geboten hätten, hatte niemals seine Billigung gefunden, auch wenn er den unhaltbaren Zustand zähneknirschend ertrug. Nach außen hin schob Sidonie von Böhmen den tragischen Tod von vieren der acht Kinder vor, die sie ihm geboren hatte. Dass die Wahrheit anders lautete, wusste keiner besser als er.
    Er beugte sich zu seiner Tochter. »Pass bloß auf, dass du nicht so endest wie sie!«, zischte er. »Es ist nicht gut, wenn Frauen den ganzen Tag beten. Zumindest nicht, solange sie einem Mann angetraut sind, der mit Fug und Recht ganz andere Dinge von ihnen verlangt. Wir alle können die Ankündigung deiner Schwangerschaft kaum erwarten, hast du verstanden, Tochter? Lass uns also nicht zu lange darauf hoffen!«
    Katharina errötete und öffnete den Mund zur Erwiderung, blieb aber im letzten Augenblick stumm. Dafür presste sie Fee umso ungestümer an sich, was der kleine Spitz mit empörtem Quieken quittierte. Sie ließ die Hündin laufen, ehe diese wieder schnappte. Dabei fiel ihr Blick auf die Gruppe junger Frauen, die von der Spiessin gerade unauffällig zu den Kutschen geleitet wurde.
    »Hildegard, Ida, Gisela, Sophie – aber wo wollt ihr denn alle hin?«
    »Das muss ich dir noch sagen, Katharina. Dein Gatte und ich sind zu der Auffassung gelangt, dass du dich schneller hier in Tirol einleben wirst, wenn du von hiesigen Edelfrauen umgeben bist.«
    Blanke Fassungslosigkeit stand ihr ins Gesicht geschrieben. »Du nimmst sie alle wieder mit? Das kann nicht dein Ernst sein, Vater! Nicht auch noch meine Mädchen …«
    »Die Vorbereitungen sind so gut wie abgeschlossen.« Alma von Spiess, die plötzlich neben ihnen stand, verzog die Lippen zu einem falschen Lächeln. »In wenigen Tagen schon wird es so weit sein. Tirol ist überglücklich, Euch seine lieblichsten Töchter aus den besten Geschlechtern an die Seite zu stellen, Euer Hoheit.«
    »So soll es sein.« Herzog Albrecht schien es plötzlich sehr eilig zu haben. Er hauchte einen Kuss auf Katharinas hellen Scheitel, winkte seinen Schwiegersohn heran und saß auf.
    »Ihr werdet sie mir glücklich machen!«, sagte er vom Pferd herab, und es war nicht genau auszumachen, ob er es als Wunsch oder Drohung meinte. »Genauso, wie wir es damals in Meißen vereinbart haben.«
    Sigmund sah säuerlich drein, blieb eine Antwort allerdings schuldig.
    Das Zeichen zum Aufbruch wurde erteilt. Pferde und Wagen setzten sich für die lange Reise in Bewegung.
    Tränenblind starrte Katharina ihnen nach. Auf einmal überkam sie das Gefühl, als wären diese entsetzlichen Berge, die sie vom ersten Augenblick an gehasst hatte, noch näher gerückt. Wollten sie ihr die Luft zum Atmen rauben, damit sie erstickte?
    »Luftholen nicht vergessen, Euer Hoheit!« Die singende Stimme van Halens holte sie in die Wirklichkeit zurück. »Und einen warmen Umhang solltet Ihr auch umlegen. Diese Vorfrühlingstage in Innsbruck sind tückisch, wenn wie jetzt die Sonne scheint. Ihr wollt doch nicht ernstlich krank werden?«
    Er lächelte.
    »Natürlich würde ich in so einem Fall meine

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