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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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brechen. Ein eigenartiger Geruch entfaltete sich, als er etwas von der Flüssigkeit in einen Becher goss. Er schnüffelte, rümpfte die Nase, begann abermals zu rätseln.
    Etwas zum Trinken? Nein, dafür war es eindeutig zu ölig. Eine medizinische Anwendung – und wenn ja, wozu?
    Flugsalbe! War er tatsächlich mitten in ein geheimes Hexennest gestoßen?
    Plötzlich wurde ihm eiskalt. Seine linke Schläfe begann zu pochen, und er spürte, wie sein Gesichtsfeld sich verengte. Für einen Augenblick wurde ihm bang zumute. Wie sollte er abermals einen erfolgreichen Kreuzzug gegen Luzifer und seine Töchter führen, wenn sein Körper ihn dabei immer wieder schmählich im Stich ließ?
    Er ballte die Fäuste und beschwor seinen eisernen Willen, der noch immer stärker als die Höllenmacht gewesen war. Sein Gehör jedoch konnte er nicht gänzlich verschließen. Da war doch ein irritierendes Geräusch, so leicht und schwirrend, als versuche es, ihn zu umgirren.
    Hockten die Dämonen der Nacht bereits wieder auf dem Fensterbrett, bereit, seine Schwäche zu bestrafen?
    Bäuchlings legte er sich auf den harten Boden, breitete die Arme aus wie einst der Gekreuzigte und überantwortete im inbrünstigen Gebet Körper und Seele der Gnade des Allmächtigen.

     
    Wie ungern Alma von Spiess abermals den Weg zur Silbergasse antrat! Doch die Ereignisse der letzten Zeit ließen ihr keine andere Wahl. Das genüssliche Grinsen der kleinen Herzogin, die sich Sigmunds Saphire wie eine Trophäe um den dicklichen Hals gelegt hatte – ins Gesicht hätte Alma ihr schlagen können und musste doch danebenstehen und nach außen hin freundlich tun.
    Wie das Gör es genau angestellt hatte, wusste sie noch nicht, doch der Herzog führte sich auf einmal auf, als sei er Wachs in Katharinas Händen. Ob sie ihm besondere Freuden in der Bettstatt bereitete? Hatte sie ihn mit ihrer verdammten Jungfernschaft kirre gemacht? In der Hofburg hatten zunächst erfreuliche Gerüchte über eine verpatzte Hochzeitsnacht die Runde gemacht, denen sie anfangs nur zu gern Glauben schenkte. Doch man sah ja, was von solch billigem Klatsch zu halten war – gar nichts.
    Nein, sie musste handeln und das zügig, um diese unheilvolle Minne zwischen Sigmund und Katharina so schnell wie möglich zu beenden, bevor die kleine Sächsin auch noch schwanger wurde.
    Im Vorübergehen fiel ihr Blick auf ein stattliches Eckhaus, und trotzt ihrer Besorgnis, jemand könne sie erkennen, hielt die Spiessin kurz inne. Natürlich hatte sie längst herausgefunden, dass es sich bei Leopolds frecher Dirne um niemand anderen als die Scheuberin handelte. Das hatte ihr Gatte fein eingefädelt – mit der Frau des Münzschreibers zu poussieren, während der in Hall festsaß!
    Jetzt waren alle Fenster dunkel, das Haus war offenbar leer. Sie lächelte dünn.
    Andres Scheuber würde seiner Hella eine hübsche Überraschung bereiten, dafür hatte sie gesorgt. Eigentlich war es ihr egal, wenn Leopold es mit anderen Weibern trieb. Sich jedoch offen damit vor ihr zu brüsten, ging eindeutig zu weit.
    In der Silbergasse angekommen, klopfte Alma und wartete, bis ihr geöffnet wurde. Als sie die langsamen Schritte der Wahrsagerin hörte, die sich von innen näherten, wurde sie immer ungeduldiger.
    »Mach endlich auf!«, rief sie und schlug mit der Faust an die Tür. »Ich hab keine Lust, hier draußen länger herumzustehen!«
    »Was wollt Ihr?« Wilbeth schien nicht gerade erfreut über den Besuch. »Es ist spät.«
    »Deine Hilfe.« Die Spiessin trat einfach ein und ließ sich in der schlichten Stube auf den Stuhl fallen, auf dem sie nun schon zum dritten Mal saß.
    »Eure Wünsche haben sich nicht erfüllt?« Das braune Gesicht mit dem weißen Haarkranz war undurchdringlich.
    »Oder deine Mittel taugen nichts«, zischte Alma, die sich unter dem Blick der klaren Augen unbehaglich fühlte. »Bezahlt hab ich jedenfalls schon mehr als genug. Ich könnte dir ebenso gut die Behörden auf den Hals hetzen. Was hältst du davon?«
    »Zu mir kann kommen, wer immer möchte.« Wilbeth verzog keine Miene. »Also, was wollt Ihr?«
    »Da gibt es jemanden, der mir im Weg steht«, sagte die Spiessin. »Das muss sich ändern.«
    »Menschen lassen sich nicht einfach wegzaubern.« Die Spur eines Lächelns. »Ich denke, das wisst Ihr bereits.«
    »Komm schon, streng dich an! Ich verlange ja nichts Verbotenes wie Teufelskräuter oder gar Gift.«
    Sie hatte das Verkehrte gesagt. Wilbeth sah sie auf einmal so streng an, dass ihr

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