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Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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fast Angst wurde. Jetzt begann sie so schnell zu sprechen, dass sich ihre Worte fast überschlugen.
    »Ihr soll ja nichts zustoßen, damit du mich recht verstehst. Nur verschwinden soll sie, weggehen, anderswohin. Sie besetzt den Platz, der mir zusteht. Das muss sich ändern.«
    »Was Ihr da von mir verlangt, ist sehr viel schwieriger als ein Liebeszauber. Ich hoffe, das ist Euch bewusst.«
    Alma nickte hastig.
    »Es gibt keinerlei Gewähr für ein Gelingen. Solche … Prozesse lassen sich anregen, aber nicht dirigieren. Es kann sich vollziehen, aber ebenso ist es auch möglich, dass nichts von alldem geschieht.«
    Vielleicht hatte die Hexe recht mit ihrem Gelaber. Alma begann fiebrig zu überlegen. Auch wenn sie alles nur Denkbare in Betracht zog, so schien es nicht gerade wahrscheinlich, dass Katharina Tirol freiwillig wieder verlassen würde. Es sei denn, Sigmund und sie entzweiten sich bis aufs Blut – und die Ehe würde aus triftigen Gründen annulliert.
    »Und wie sieht es aus, wenn ein Paar so richtig in Streit geraten soll? Wäre das leichter zu bewerkstelligen?«, wagte sie einen neuerlichen Vorstoß.
    Wilbeth wiegte nachdenklich den Kopf. »Kommt darauf an«, sagte sie. »Ja, unter gewissen Umständen – vielleicht.«
    »Und was soll das kosten?«
    »Ihr kennt meinen Preis.«
    »So lass es uns versuchen!« Seufzend zählte Alma ihre Münzen auf den Tisch. »Du machst mich noch bettelarm«, sagte sie. »Ich kann nur hoffen, dieses Mal lohnt es sich.«
    »Nehmt eine Schnur und markiert mit Kreide die Mitte. Legt sie vor Euch auf den Boden, stellt Euch vor, die beiden Personen seien anwesend und ein hitziger Streit entbrenne gerade zwischen ihnen. Sobald die Wogen am höchsten schlagen, sagt laut folgenden Spruch auf: ›Ich werde diesen Knoten binden; eure Liebe wird verschwinden. Nur noch Zwietracht sollt ihr sehen und wütend auseinandergehen.‹ Nach dem letzten Wort knüpft an der markierten Stelle den Knoten, so fest Ihr könnt.«
    »Das soll alles sein?« Misstrauisch starrte Alma sie an. »Es hört sich so einfach an. Gibt es nicht noch etwas, was ich zusätzlich tun könnte?«
    Wilbeth schien zu überlegen. »Drei Sonntage hintereinander zu fasten, kann die Wirkung verstärken.«
    Dieses Mal trat Alma den Heimweg voll tiefer Skepsis an. Natürlich würde sie exakt durchführen, was die Hexe aus der Silbergasse ihr geraten hatte, aber reichte das auch aus? Hexenzauber hin oder her – es musste doch zu bewerkstelligen sein, zusätzlich einen Keil zwischen die Eheleute zu treiben. Am günstigsten, wenn sie erst gar nicht damit in Verbindung gebracht werden konnte, dann blieb im Fall eines Scheiterns auch nichts an ihr haften. Es musste so aussehen, als habe der Leibhaftige seine Hand im Spiel – es gab nichts und niemanden, vor dem der Herzog mehr Angst hatte.
    In einem Hausgang hatte ein Bettler mit seinen Söhnen Unterschlupf gefunden. Die drei kleinen Buben sangen mit glockenhellen Stimmen, während der Vater, um ein paar Kupfermünzen bittend, jedem Vorbeigehenden seine leere Schale entgegenstreckte. Beim Anblick der vier stieg ein Plan in der Spiessin auf, den sie allerdings zunächst als zu abwegig wieder verwarf.
    Sigmund war abergläubisch, das wusste niemand besser als sie, aber würde er tatsächlich in die Falle gehen? Es fiel ihr nichts anderes ein, als darauf zu setzen, wenn sie nicht wollte, dass die Zeit gegen sie entschied. Mit entschlossenen Schritten ging sie weiter, während ihre Gedanken sich geradezu überschlugen. Der Plan nahm Farbe und Gestalt an, wurde immer konkreter.
    Sie hielt inne – das war es doch, wonach sie gesucht hatte!
    Jetzt drehte sie sich um, kehrte zurück zu der Bettlerfamilie und redete eine ganze Weile eindringlich auf den Mann ein. Zuerst schien er unschlüssig, nach einiger Zeit jedoch begriff er offenbar, was sie wollte und was es zu verdienen gab, und dann begann er zögernd zu nicken.
    Konnte sie einem wie ihm überhaupt trauen? Was sonst sollte sie tun? Zumindest konnte er ebenso profitieren wie sie.
    Alma von Spiess setzte ihren Heimweg fort, nachdem einige Münzen als Anzahlung in die Schale des Bettlers gewandert waren. Und je näher sie der Hofburg kam, desto genialer erschien ihr der Plan.

     
    »Wo kommst du her?«
    Niemals zuvor hatte Hella Andres so wütend gesehen, das Gesicht kalkweiß, die Lippen ein zorniger Strich.
    »Ich war im ›Goldenen Engel‹. Zusammen mit Els, Rosin, Barbara …«
    Er packte sie so fest am Arm, dass sie

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