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Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Titel: Die Hexe von Freiburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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und Schläge nur im äußersten Notfall anwenden, sonst verlieren sie ihre Wirksamkeit» –, kehrte Michael wutentbrannt nach Hause zurück. Er wollte seine Frau zur Rede stellen, denn er war davon überzeugt, dass sie ihn angezeigt hatte. Er eilte von Zimmer zu Zimmer, riss die Küchentür auf, wo Barbara und Elsbeth beim Gemüseputzen saßen, und brüllte: «Wo ist meine Frau?» Doch Catharina war nirgends zu finden.
    Als er zornig das Haus verließ, um die nächstbeste Schenke aufzusuchen, wagte sich Catharina aus ihrem Versteck. Sie hatte den ganzen Vormittag voller Anspannung hinter Gerümpel auf dem Dachboden verbracht und klopfte sich nun erleichtert den Staub aus den Kleidern. Für diesen Moment konnte sie aufatmen, aber sie wusste genau, dass der nächste Angriff ihres Mannes nur eine Frage der Zeit war. Tatsächlich nahm sich Michael die Worte seiner Zunftbrüder nur insofern zu Herzen, als er darauf achtete, bei seinen Wutausbrüchen nicht mehr in Catharinas Gesicht zu schlagen.
    Barbara, die mehr denn je davon überzeugt war, dass Dämonen von der Seele ihres Dienstherrn Besitz ergriffen hatten, versuchte auf ihre Art, Catharina beizustehen.
    «Ich bitte Euch, nehmt dies zu Eurem Schutz.» Fast flehend hielt sie Catharina auf ihrer offenen Hand ein Amulett hin.
    «Was ist das?», fragte Catharina erstaunt und betrachtete den in Messing gefassten, gebogenen Zahn.
    «Ein Eberzahn. Ihr müsst ihn an Euren linken Arm binden, dann gibt er Euch Kraft und schützt vor Angriffen.»
    Fast traurig schüttelte Catharina den Kopf. «Ach, Barbara, ich weiß, wie sehr du dich um mich sorgst, aber an meiner Situation können weder Zauber noch Gebete etwas ändern. Ich glaube zu wenig daran, als dass sie mir helfen könnten.»
    Es mochte am Einfluss ihrer Tante liegen, dass sie, im Gegensatz zu den meisten ihrer Mitmenschen, nicht viel von Magie hielt. Marthe hatte immer behauptet, dass der Mensch nicht durch Hokuspokus, sondern allein durch Menschlichkeit und Willenskraft etwas bewirken könne. Wenn die Leute im Dorf etwas als Spuk oder Hexerei bezeichneten, hatte sie dafür oft eine verblüffend einfache Erklärung. Catharina klangen noch ihre Worte im Ohr: Für die Dinge, die ich nicht begreife, haben klügere Leute als ich längst eine Erklärung gefunden oder werden sie eines Tages finden. Was bleibt, sind die von Gott gewollten Geheimnisse, und wir Menschen sollten nicht so anmaßend sein, seine ganze Schöpfung durchschauen zu wollen.
    Catharina hatte zwar das Amulett abgelehnt, doch so schnell gab die Köchin nicht auf. Wenige Tage später überraschte Catharina sie dabei, wie sie in den oberen Türbalken von Catharinas Schlafzimmer ein winziges Pentagramm ritzte. Als sie ihr Werk beendet hatte, stieg sie schnaufend von ihrem Schemel herunter und blinzelte ihr zu: «Wenn Ihr auch nicht daran glaubt – schaden wird es auf keinen Fall.»
    «Wenn Michael das entdeckt, wird er dich wegen Zauberei anzeigen.»
    «Er wird es nicht entdecken, denn erstens schaut der gnädige Herr nie nach oben, und zweitens betritt er Eure Kammer immer nur in trunkenem Zustand. Aber keine Sorge, ich kenne auch ganz unauffällige Mittel, um böse Kräfte abzuwehren.»
    Dabei deutete sie auf einen Besen, der wie zufällig in der Diele stand, und auf eine Schere, scheinbar achtlos auf den Fenstersims geworfen.

    Barbaras Bemühungen blieben erfolglos. Dabei waren es nicht nur die Prügel, die Catharina ihren letzten Funken Lebensfreude raubten. Sie fühlte sich wie ein Hund, der an die Kette gelegt worden ist. Michael verbot ihr den Zugang zur Werkstatt und  das Verlassen des Hauses ohne seine Erlaubnis. In seinem Beisein durfte sie, von dienstlichen Anweisungen abgesehen, nicht mehr mit den Mägden sprechen. Die Tür zur Bibliothek hatte er verriegelt. Doch das Demütigendste war, dass Hartmann Siferlin fortan die Haushaltsbücher führte und sie sich jeden Pfennig bei ihm abholen musste. Sie hasste die Momente, wenn sie im muffigen Halbdunkel des Kontors stand und darauf wartete, bis dieser Mann mit einem mühsam unterdrückten Grinsen das Geld abgezählt und die Summe samt Angabe des Verwendungszwecks in sein Buch eingetragen hatte. Siferlin ließ sich viel Zeit dabei, und Catharina wusste, wie sehr er diese beschämende Szene genoss.
    Sie konnte das Haus nur noch heimlich verlassen, wenn sie genau wusste, dass Michael für längere Zeit geschäftlich unterwegs war. Anfangs hatte sie diese Stunden kaum erwarten können, so sehr zog

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