Die Hexe von Freiburg (German Edition)
Margaretha, weil sie geächtet wurde. Ihre früheren Freunde und Bekannten schnitten sie, zum einen, weil sie ihr insgeheim die Schuld an den zerrütteten Familienverhältnissen der Baurs gaben, zum anderen, weil der unselige Verdacht der Hexerei noch im Raum stand. Aus diesem Grund hatte auch Michael seiner Frau den Umgang mit der Mößmerin untersagt.
«Ich warne dich», hatte er verkündet. «Niemand weiß, ob nicht doch etwas dran ist an dieser alten Geschichte. Und selbst wenn sie nur eine harmlose Witwe ist, die nichts mit dem Leibhaftigen zu tun hat, so können diese Verdächtigungen doch auf dich abfärben. Ganz davon abgesehen, verbiete ich dir, diese Frau zu treffen: Durch ihr aufsässiges Verhalten ist sie beim Magistrat in Ungnade gefallen.»
Catharina hatte ihm kaum zugehört. Sie traf sich heimlich mit ihrer Freundin, wenn auch immer seltener. Einmal, als Michael unerwartet früh nach Hause kam, musste sich Margaretha wie ein überraschter Liebhaber in der Vorratskammer verstecken.
Ein andermal ertappte er die Freundin, wie sie sich gerade aus dem Haus schleichen wollte. Wütend packte er Catharina am Arm, schleppte sie die Stiege hinauf in ihre Kammer und schlug ihr mit seinem Gürtel blutige Striemen auf den Rücken. Catharina biss vor Schmerz die Zähne zusammen, als sie plötzlich ein heftiges Stöhnen hörte. Im ersten Moment dachte sie, sie selbst hätte aufgeschrien.
Das Stöhnen ging über in ein dumpfes Würgen: Michael lehnte, kalkweiß im Gesicht, an der Wand und presste sich die Hände auf den Brustkorb. Ganz offensichtlich bekam er keine Luft mehr. Catharina lockerte ihm Hemd und Kragen und ließ den Stadtarzt holen. Nur wenig später war der Medicus mit seinem Gesellen zur Stelle und untersuchte Michael sorgfältig, während sich Catharina in der Küche von Elsbeth den wunden Rücken behandeln ließ.
«Ihr hättet den Arzt nötiger als diese Furie von einem Mann», sagte Elsbeth leise.
Der Arzt bat Catharina um ein Gespräch unter vier Augen.
«Ich komme morgen wieder, er hatte eine Herzattacke. Er braucht ein paar Tage völlige Bettruhe. Gebt bitte der Köchin Anweisung, nur leichte, fettarme Speisen zuzubereiten.» Seine Stimme wurde leiser. «Ich will mich nicht in Eure Verhältnisse einmischen, aber als Arzt muss ich offen sein: Die Anfälle können sich wiederholen, wenn Ihr nicht besser auf die Lebensweise Eures Mannes achtet. Er muss sich schonen und mit dem Trinken aufhören. Sprecht mit ihm darüber.»
Catharina antwortete nicht. Soll er sich doch zu Tode saufen und huren, dachte sie.
Als Catharina weiterhin schwieg, zuckte der Arzt mit den Schultern. «Vielleicht ist es besser, wenn ich mit ihm rede.»
Funken sprühten aus dem offenen Feuer, als Michael Bantzer wütend den frisch geschmiedeten Türgriff hineinschleuderte.
«Das ist doch mieseste Lehrlingsarbeit, alles Pfusch!», brüllte er, und die Adern an seinen Schläfen schwollen an vor Zorn.
Er schwankte sichtlich, als er sich zu seinen Angestellten umdrehte. «Euch Anfängern werde ich zeigen, was richtige Schlosserkunst ist.»
Er griff nach dem mannshohen Eisengitter und zog es zu sich heran. Unter dem Gewicht begann er zu straucheln. Niemand wagte es, sich ihm zu nähern, um ihn zu stützen, und er kippte erst nach rechts gegen den Amboss, dann rücklings mitten in die riesige Feuerstelle, das schwere Gitter über sich. Ein markerschütternder Schrei entfuhr seiner Kehle, und sofort verbreitete sich der beißende Geruch von brennendem Haar im Raum.
Catharina, die die Szene von der Werkstatttür aus beobachtet hatte, kam ungerührt näher. Kopf und Arme des eingeklemmten Mannes zuckten verzweifelt zwischen den Eisenstreben hin und her, seine Schreie wurden schwächer und gingen in raues Stöhnen über. Vergeblich versuchten die Männer, das glühende Gitter, das sie nur mit Zangen packen konnten, anzuheben. Im flackernden Schein der Flammen sah Catharina, dass sich Michaels Gesichtshaut bereits verfärbte. Es roch süßlich nach verbranntem Fleisch.
«Löscht doch endlich das Feuer, ihr Hornochsen», schrie einer der Gesellen, doch Catharina stellte sich ihm in den Weg.
«Halt, bleibt stehen», sagte sie ruhig. «Seht ihr denn nicht, dass euer Meister nur noch ein verkohlter Klumpen ist?»
Die Männer wichen vor ihr zurück. Da kam langsamen Schrittes Christoph auf sie zu. Catharina wischte sich den Schweiß von der Stirn, ihr Mund wurde trocken. Sie musste unbedingt verhindern, dass Christoph sie
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