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Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Titel: Die Hexe von Freiburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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    Im ersten Moment begriff sie überhaupt nicht, was dort vor sich ging. Auf einem Bierfass flackerte eine Kerze, die den großen Raum kaum erhellte. Dann sah sie in der Ecke menschliche Schatten, die sich bewegten. Jemand stand mit dem Rücken zu ihr. Dann trat der andere Schatten einen Schritt zurück in den Lichtkegel. Es war Anselm mit entblößtem Oberkörper, die schmale Brust glänzte im Kerzenschein, die Locken hingen wirr in die Stirn. «Hab keine Angst», flüsterte die andere Person. «Mach das, wonach du Lust hast.» Beate und Anselm! Jetzt nestelte sie an seinem Hosenbund und streifte ihm vorsichtig die Beinkleider herunter. Catharina hielt den Atem an: Völlig nackt, mit erigiertem Glied, stand Anselm im flackernden Kerzenlicht. Fast unwillig riss sie sich von diesem Anblick los und hastete zurück ins Treppenhaus. Sie hatte genug gesehen, morgen würde sie Beate den Kopf waschen. Doch als sie im Bett lag, sah sie immer wieder den vollkommenen Körper des Jungen vor sich, und sie musste zugeben, dass sie gern an Beates Stelle gewesen wäre.

31
    Anselm hat ein Mädel in der Stadt», jammerte Beate. Sie saß bei Catharina in der Küche und hatte rot geweinte Augen. «Er hat es mir gestern Abend gesagt.»
    Catharina wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Da saß nun diese gestandene Frau vor ihr, verheiratet und Mitte dreißig, und heulte sich die Augen aus wegen eines Jungen, der gerade mal halb so alt war wie sie.
    «Das ist besser so, Beate, glaub mir. Du kannst froh sein, dass diese Geschichte zu Ende gegangen ist, ohne dass jemand von eurem Verhältnis erfahren hat. Stell dir nur mal vor, der Schmitz von nebenan hätte etwas mitbekommen – das wäre doch ein gefundenes Fressen für ihn gewesen. Wo er sich ohnehin ständig beschwert, dass es bei uns zugehe wie auf der Kirchweih.»
    Der Winter war wie im Flug vergangen, mit viel Arbeit und häufigen ausgelassenen Abenden. Catharina hatte ihre Freundin gleich nach ihrer Entdeckung im Sudhaus zur Rede gestellt und ihr mit scharfen Worten klar gemacht, dass sie es nicht zulassen würde, wenn Anselms Gefühle für ein Abenteuer ausgenutzt würden.
    «Aber für mich ist das kein Abenteuer», hatte Beate sie entrüstet zurückgewiesen. «Ich bin so verliebt wie noch nie im Leben. Und stell dir vor, ich bin seine erste Frau.»
    Die nächsten Wochen, ja Monate war es kaum auszuhalten gewesen mit den beiden. Beim Schachspiel war Anselm fahrig und verlor eine Partie nach der anderen, er verschlief die morgendlichen Vorlesungen an der Universität, und wenn er und Beate abends mit den anderen beim Würfeln oder Kartenspielen zusammensaßen, hatten sie nur Augen füreinander – die restliche Welt schien für sie nicht mehr zu existieren. Barbara und Elsbeth waren anfangs ziemlich erbost über diese Entwicklung.
    «Wenn Euer Verhältnis auffliegt, wird unsere Herrin wegen Kuppelei verklagt», sagte Barbara ohne Umschweife zu Beate.
    «Wenn Ihr nichts ausplaudert, wird auch niemand etwas erfahren, denn wir zeigen uns nie zusammen auf der Straße», gab Beate ungerührt zurück.
    Doch dann lernte Anselm ein Mädchen seines Alters kennen.
    Beate begann wieder zu schluchzen. Catharina setzte sich zu ihr auf die Bank und nahm sie in den Arm.
    «Ich weiß, dass dich im Moment nichts trösten kann. Aber warte einfach ein paar Tage ab, am besten, ohne Anselm zu treffen. Dann wirst du dich wieder besser fühlen. Auf Dauer wäre es ohnehin nicht gut gegangen. Dein Gervasius ist vielleicht ein Langweiler, aber er ist nicht blöd.»
    So ließ sich Beate in den nächsten Wochen kaum noch blicken. Als Christoph Anfang April zum ersten Mal wieder nach Freiburg kam, wunderte er sich darüber.
    «Hast du dich mit deiner neuen Freundin zerstritten?»
    Als Catharina ihm die Geschichte erzählte, musste er lachen.
    «Liebesleid wegen Anselm? Dieser Kindskopf? Das darf nicht wahr sein. Weißt du, was ich glaube? Das renkt sich schneller wieder ein, als du denkst. Schließlich hält es Beate keine vier Wochen bei sich zu Hause aus.»
    Tatsächlich steckte Beate noch am selben Abend den Kopf zur Küche herein.
    «Störe ich beim Essen?», fragte sie. Am Arm zog sie eine Frau mittleren Alters hinter sich her, die schüchtern in die Runde blickte. «Ich habe gesehen, dass Christoph heute Nachmittag angekommen ist, und mir gedacht, das wäre doch mal wieder ein Grund zum Feiern. Außerdem habe ich heute Besuch bekommen von einer alten Bekannten, was Gervasius nicht so recht

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