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Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Titel: Die Hexe von Freiburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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gegenseitig helfen, wo es nur geht. Und er ist ein tüchtiger, erfolgreicher Mann, wie ich gehört habe, der sich rührend um seinen alten Schwiegervater kümmert. Doch er ist nur selten hier und kann keinesfalls einen richtigen Hausvater ersetzen.»
    Wie schön – da hatte der Zunftmeister ja genaue Erkundigungen über Christoph eingezogen. Das Entscheidende an Christophs Fürsorge hatte er allerdings übersehen, Gott sei Dank.
    «Habt Ihr nie daran gedacht, wieder zu heiraten?»
    Catharina nickte. «Der Richtige wird eines Tages schon kommen.»
    Dann reichte sie ihm die Hand, da sie das Gespräch für beendet ansah. Doch der Zunftmeister zupfte sich nervös an seinem grauen Spitzbart und sagte:
    «Da ist noch etwas. Versteht mich nicht falsch, Ihr seid eine freie Bürgerin und könnt als Gäste bewirten, wen Ihr wollt. Doch solltet Ihr mehr auf Euren Umgang achten. Die Vischerin Margret ist bei Euch gesehen worden. Diese Frau hat einen sehr schlechten Ruf, nicht erst, seitdem ihr Mann an den Galgen gebracht wurde. Passt auf, dass Ihr von solchem Gesindel nicht ausgenutzt werdet.»
    «Danke, ich werde mir Eure Worte zu Herzen nehmen», sagte Catharina und verabschiedete sich eilig. Was für eine lächerliche Figur, dieser Zunftmeister!
    Sie ging geradewegs zu Beate in die Bäckerei und berichtete ihr von der Unterredung. Als sie ihren Bericht beendet hatte, lachte Beate schallend.
    «Ein Komplott der Greise! Mein Vater war heute hier, du weißt ja, er ist Obristmeister, und hat mich ins Gebet genommen – er hat mir denselben Unsinn vorgehalten wie dir dein Zunftmeister. Wir sollten uns wie anständige Frauen benehmen und solche Weiber wie die Vischerin nicht ins Haus lassen.»
    «Und was hast du ihm geantwortet?»
    «Dass er nicht so viel auf die Leute geben solle und dass wir uns abends zum Nähen und Stopfen zusammensetzen.» Sie kicherte. «Und was die Vischerin betreffe: dass ich mich nur im Rahmen meiner Christenpflicht um sie kümmern würde, denn sie sei eine arme und kranke Frau. Weißt du was, Catharina? Wir kümmern uns einfach nicht um dieses Geschwätz!»

    In diesem Sommer starb Barbara – ohne Aufhebens, zufrieden und mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
    Am Abend zuvor hatten sie noch alle zusammen hinten im Garten gesessen. Margaretha Mößmerin war nach längerer Krankheit zum ersten Mal wieder zu Besuch gekommen, Anneli spielte im Gras mit einem jungen Kaninchen, Beate hatte ein knuspriges frisches Speckbrot mitgebracht, das sie mit einem gekühlten Rotwein gleich im Garten verzehrten. Niemandem war etwas Absonderliches an Barbara aufgefallen. Sie besserte ihre alte Küchenschürze aus und machte wie immer ihre mal bissigen, mal spaßigen Bemerkungen. Nachdem die Sonne hinter der Gartenmauer verschwunden war, verabschiedete sie sich und stieg in ihre Kammer hinauf. Am nächsten Morgen lag sie mit geschlossenen Augen auf dem Rücken und rührte sich nicht. Ihre gefalteten Hände und ihr Gesicht strahlten Ruhe und Frieden aus, als habe sie in den letzten Momenten ihres Daseins noch etwas Angenehmes gesehen.
    Barbaras Tod hinterließ im Haus eine schmerzhafte Lücke. Überall fehlte ihre umsichtige, helfende Hand, das Haus war still ohne ihr herzhaftes Lachen, leer ohne ihre rundliche Gestalt. Catharina vermisste Barbaras heiterere und gelassene Art sehr, denn trotz des Standesunterschieds war sie ihr längst eine enge Vertraute geworden, und sie bezweifelte, dass das Leben im Haus zur guten Stund jemals wieder so sein würde wie früher.
    Am schlimmsten aber traf der Verlust Elsbeth. Sie hatte ihre beste Freundin verloren, vielleicht die einzige in ihrem Leben. An ihrem Kummer drohte ihr Lebenswille zu zerbrechen: Sie aß nicht mehr, verrichtete ihre Arbeit mechanisch, nahm kaum noch wahr, was um sie herum vor sich ging. Wäre Anselm nicht gewesen, hätte sie sich vielleicht vollständig aufgegeben und wäre ihrer Freundin in den Tod gefolgt. Doch ihr einstiger Schützling kümmerte sich rührend um sie, ließ sie nicht aus den Augen, suchte in jeder freien Minute ihre Nähe und das Gespräch mit ihr, bis sie nach und nach wieder zu sich fand. Sie arbeitete sich in Barbaras Reich der Kochkunst ein, und als sie eines Sonntags eine vierteilige Speisenfolge mit Braten, Fisch und Geflügel auf den Tisch zauberte, bekamen ihre Augen zum ersten Mal seit Barbaras Tod etwas Glanz.
    «War das Essen recht so?», fragte sie Catharina, Anselm und Margaretha erwartungsvoll.
    Die beiden Frauen nickten

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