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Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Titel: Die Hexe von Freiburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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das heißen?»
    «Das ganze Dorf weiß doch, dass du ihm hinterherscharwenzelst wie die Henne dem Hahn.»
    Catharina war nahe daran, ihm eine Ohrfeige zu verpassen, drehte ihm dann aber den Rücken zu und ging davon.
    «Falls du dich doch einsam fühlst: Ich warte auf dich am Bierausschank», rief er ihr nach.
    Da kannst du lange warten, dachte sie und blieb an einem Kräuterstand stehen. Wie gut das hier duftete! In offenen Leinensäcken lagen Gewürze, Kräuter und Farbstoffe. Catharina kannte nur die heimischen Heilkräuter, solch eine Vielfalt hatte sie noch nie gesehen. Davon würde sie Marthe etwas mitbringen.
    «Kräuter und Gewürze aus aller Welt», erklärte der Händler. «Gelber Safran aus Spanien, Farbpulver aus Sizilien, Kreuzkümmel, Koriander und Ingwer vom Schwarzen Meer, Thymian, Rosmarin und Lavendel aus dem Frankenreich – greif zu, junges Fräulein, die ganze Welt liegt vor dir.»
    Catharina konnte sich nicht entscheiden. Sie hielt ihre Nase über die offenen Säcke und sog fasziniert die fremden Gerüche ein, ließ die getrockneten Kräuter durch die Finger gleiten und kaufte schließlich ein Säckchen mit einer Gewürzmischung, die jedes Fischgericht in einen Festschmaus verwandeln würde, wie ihr der Händler versicherte. Der Preis war allerdings auch festlich: Fünf Pfennige wollte er dafür. Für drei überließ er ihr das Säckchen schließlich.
    Direkt nebenan tschilpten Hunderte von Küken in einem viel zu engen Verschlag, blutig gerupfte Hühner mit zusammengebundenen Füßen lagen zuckend im Dreck. Catharina ging rasch weiter. Mittlerweile war es voll geworden, die Händler und Aussteller überschrien sich gegenseitig. An manchen Lauben gab es kaum ein Durchkommen mehr, so wie dort an der Ecke, wo ein bärtiger Mann einen Gegner für die stärkste Frau der Welt suchte. «Zwanzig Pfennige und einen Festtagsbraten dazu für den, der die schöne Helena besiegt.»
    Als Catharina an dem Ochsen am Spieß vorbeikam, konnte sie nicht wiederstehen und ließ sich eine kleine Portion geben. Damit setzte sie sich auf die Stufen des Kirchenportals und beobachtete die Artisten und Jongleure. Das mussten Wesen aus einer anderen Welt sein. Wie Elfen sprangen sie in die Höhe, überschlugen sich, liefen auf den Händen weiter, wirbelten Bälle und Stöcke durch die Luft. Als einer von ihnen nach der Darbietung herumging, warf sie ihren letzten Pfennig in seinen Hut. Dann machte sie sich auf den Heimweg.
    Am äußersten Ende des Kirchplatzes war ein Trödelstand aufgebaut. Catharina blieb stehen. Wie gern hätte sie sich ein buntes Haarband gekauft, aber sie hatte kein Geld mehr.
    Sie wollte sich schon abwenden, da sagte eine raue Stimme: «Du bist doch die Tochter vom Marienmaler.»
    Hinter der Auslage stand der Trödler, ein dunkler, kräftiger Mann, den sie vom städtischen Markt her kannte und der für seine Schwatzhaftigkeit bekannt war.
    «Und die Stiefschwester vom Johann», fügte er hinzu.
    Sie zuckte zusammen. «Was ist mit ihm?»
    «Na ja, vor zwei Tagen, auf dem Weg hierher, hab ich ihn ein gutes Stück nördlich von Basel aufgelesen. Übel zugerichtet war er. Besonders sympathisch fand ich ihn ja nie, aber so schlimm hat er es nun auch nicht verdient.»
    Catharinas Stimme zitterte: «Was ist denn geschehen?»
    «Also, ich komm da von Basel her, und dort, wo die hohen Sandsteinfelsen sich Richtung Rheinufer schieben und der Weg eng wird, seh ich einen Kerl am Straßenrand liegen. Ich war auf der Hut, dachte an einen neuen Trick dieser Wegelagerer, aber da richtet sich die Gestalt langsam schwankend auf, und ich erkenne Hiltruds Sohn. Der Hiltrud bringe ich nämlich immer Bänder und Spitzen ins Haus. Jedenfalls halte ich gleich an und sehe, dass der Junge verletzt ist: ein Auge zugeschwollen, eine Platzwunde am Kopf, der linke Arm von der Schulter bis zum Ellbogen aufgeschlitzt. Ich habe die Wunden erst mal gereinigt und verbunden und ihm einen kräftigen Schnaps eingeflößt. Da ging es ihm dann schon besser. Er war von einer ganzen Horde Räuber überfallen worden, als er zu Fuß auf dem Weg nach Neuenburg war. Die Halunken haben ihn in eine Höhle geschleppt und dort bis aufs Hemd ausgeraubt. Wahrscheinlich hätten sie ihm den Hals durchgeschnitten, wären sie nicht von einer Jagdgesellschaft gestört worden. So machten sie sich aus dem Staub und ließen den Jungen liegen. Er konnte sich gerade noch bis zur Landstraße schleppen, dann wurde er bewusstlos.»
    Catharina konnte ihren

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