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Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Titel: Die Hexe von Freiburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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rechts des schmucklosen Altars hingen überall Gliedmaßen aus Wachs: Beine, Arme, Hände, ja sogar ein winziger Kopf. Was für ein Anblick! Hierher kamen alle, die um Heilung von Krankheiten und Gebrechen flehten. Vor allem bei Knochenbrüchen erhoffte man sich von den vierzehn Nothelfern Beistand. Catharina stiftete eine Kerze und ließ sich neben einer alten Frau auf den Boden sinken. Ein Credo, ein Paternoster, ein Agnus Dei, drei Ave-Maria betete sie, dann erst hatte sie das Gefühl, genug für Christoph getan zu haben.
    Als sie nach Hause kam, fand sie ihre Base in Christophs Kammer. Lene versuchte auf ihre Art, Christoph zu helfen. Irgendwo hatte sie einen kleinen Bergkristall aufgetrieben und ihn unter das Kopfkissen gelegt. Dazu murmelte sie unablässig vor sich hin.
    «Vielleicht hilft es», flüsterte Lene ihr schließlich zu. «Die Krankheit muss auf den Stein übertragen und damit für immer gebannt werden.»
    Die Bemühungen der beiden Mädchen waren erfolgreich.
    «Steh endlich auf», weckte Lene sie am nächsten Morgen. «Es ist viel zu tun an Ostern, und übermorgen beginnt die Kirchweih.»
    Catharina rieb sich die Augen. Sie hatte schlecht geschlafen und dabei abwechselnd von Christoph und von Johann geträumt.
    «Wie geht es Christoph?»
    «Besser. Das Fieber ist zurückgegangen, und heute Morgen hat er sogar schon Dünnbier und trocken Brot zu sich genommen. Aber zum Aufstehen ist er noch zu schwach. Und verwirrt scheint er auch zu sein, denn er hat irgendwas vom Tanzboden gefaselt und deinen zarten Lippen, die er küssen möchte.» Sie grinste.
    «Hör auf. Du brauchst dich nicht über mich lustig zu machen.»
    «Ist ja gut. Aber vom Tanzen hat er wirklich gesprochen, und letzte Woche habe ich ihn beobachtet, wie er deinen Namen auf eine Staubschicht im Stall geschrieben hatte. So viel kann ich nämlich auch noch lesen.»
    Lene setzte sich neben sie auf den Bettrand und seufzte.
    «Er beachtet mich gar nicht mehr. Ich glaube, er ist in dich verliebt.»
    Beim Frühstück besprach Marthe mit ihnen, wie sie sich die Arbeit an den kommenden Feiertagen einteilen wollten. Da Feste immer auch Mehrarbeit im Schankbetrieb bedeuteten, wog der Ausfall von Christoph schwer. Zudem war es hier in der Gegend üblich, dass die Mägde an den hohen Festtagen jeweils einen freien Tag bekamen.
    Catharina bot sich an durchzuarbeiten. Lene verdrehte die Augen. «So ein Unsinn! Du musst endlich mal zum Tanzen raus. Sonst denken die andern noch, du fühlst dich als was Besseres.»
    Marthe hingegen war froh über Catharinas Angebot. «Wir müssen auf jeden Fall zu viert sein: zwei in der Küche und zwei im Ausschank.»
    Catharina unterbrach sie: «Und wer schaut nach Christoph?»
    «Du willst wohl Medicus spielen.» Lene zog sie an den Haaren. «Er kommt schon von selbst wieder auf die Beine.»

    Der sonst so kahle Kirchplatz von Lehen hatte sich verwandelt. Dichte Menschentrauben umringten die zahlreichen Bretterbuden, es duftete nach frischem Brot und geröstetem Fleisch, hier wurden feine Stoffe, Lederbeutel und Irdenware, dort Süßigkeiten, frischer Fisch und Wein von den Bauern der umliegenden Dörfer angeboten. Neben dem Pfarrhaus bauten ein paar Burschen gerade den Tanzboden auf und schmückten das Geländer mit bunten Blumengirlanden.
    Etwas wehmütig dachte Catharina an die verpasste Gelegenheit, mit Christoph zu tanzen, aber bevor sie aus dem Haus gegangen war, hatte er sie getröstet: Im Herbst, zu Erntedank, sei noch ein viel größerer Jahrmarkt in Freiburg, mit Automatenmenschen und Furcht erregenden Missgestalten, da würden sie zusammen hingehen. Und dass es ihm wieder besser ging, war die Hauptsache. Ob es stimmte, dass er ihren Namen in den Staub geschrieben hatte? Dass er in sie verliebt war?
    Jemand rempelte sie von hinten an. Es war Schorsch, der Sohn vom Stellmacher. Catharina mochte ihn nicht besonders, sie fand ihn langweilig und selbstgefällig.
    «Du bist allein, ich bin allein, da können wir auch zusammen sein», reimte er grinsend und strich sich die langen Haare aus der Stirn.
    Das sollte wohl witzig sein, dachte Catharina und schüttelte den Kopf. «Ich hab Besorgungen zu machen und wenig Zeit.»
    «Dann sehen wir uns eben heute Abend zum Tanz.»
    «Da muss ich arbeiten. Und morgen und übermorgen auch.»
    «Du kannst einem ja Leid tun. Eine strenge Frau, deine Tante. Na ja, jetzt, wo ihr Prinz krank darnieder liegt, musst du dich sicher noch mehr um ihn kümmern als sonst.»
    «Was soll

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