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Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Titel: Die Hexe von Freiburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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Schrecken kaum verbergen. Sie stotterte einen Gruß und wankte benommen in Richtung Gasthaus. War der Überfall Zufall gewesen oder Folge ihrer Verwünschung? Hatte sie zauberische Kräfte? Es gab solche Menschen, das wusste sie, und sie wurden entweder hoch geschätzt oder der Hexerei beschuldigt und unbarmherzig verfolgt. Gehörte sie zu ihnen?
    Vor dem Hoftor blieb sie stehen. Nein, sie würde kein Wort darüber verlieren, auch zu Lene nicht. Sie wollte nichts mehr mit dieser Geschichte und diesem Burschen zu tun haben. Von jetzt an schwieg sie, wenn die Sprache auf Johann kam, und auch mit Lene ließ sie sich zu diesem Thema auf kein Gespräch mehr ein.

5
    Jockl, der Ziegenbock der Tante, war entlaufen. Jockl hatte die einzige Aufgabe, hin und wieder Deckgeld einzubringen. Denn er war ein wunderschönes Tier, ansonsten aber eigensinnig und störrisch. Jemand hatte das hintere Hoftor offen gelassen, und anstatt die Gelegenheit zu nutzen und den Obstgarten abzuweiden, hatte Jockl die Flucht ergriffen. Die Zwillinge Carl und Wilhelm suchten am nahen Flussufer, Marthe und Lene auf der Hasenweide, und Christoph und Catharina wurden zum Lehener Bergle geschickt.
    Es war ein sonniger Frühsommertag Ende Mai. Sie setzten sich auf einen Stein oben auf dem Hügel und schauten hinüber zur Stadt. Aus dem Dunst erhob sich der Turm des Münsters in den wolkenlosen Himmel, dahinter zogen sich, noch ganz schwach erkennbar, die Burggemäuer den Berg hinauf. Christoph nahm einen Grashalm zwischen beide Hände und pfiff durch die kleine Öffnung zwischen den Fingern. Dann warf er den Halm weg.
    «Komm, ich erkläre dir das Tric-Trac-Spiel», sagte er und sprang auf.
    Catharina wehrte ab. Christoph hatte sich verändert seit seiner Krankheit, niemals schien er zur Ruhe zu kommen. Catharina jedenfalls mochte jetzt lieber neben ihm in der warmen Sonne sitzen und nichts tun. Allenfalls nach Jockl Ausschau halten. Da unten, am Waldrand, schimmerte da nicht das braunweiß gescheckte Fell von Jockl durch die Sträucher? Sie erhob sich und kniff die Augen zusammen.
    «Catharina –»
    Fast erschrocken drehte sie sich um. Lautlos war ihr Vetter dicht an sie herangetreten und sah sie mit geröteten Wangen an. Nach einem Moment angespannten Schweigens streckte er die Arme nach ihr aus und zog sie, gleichermaßen ungestüm wie unbeholfen, an sich. Sie spürte seine zitternden Finger über ihren Rücken, dann ihren Nacken streichen, und fast gleichzeitig durchlief sie ein wohliger Schauer, der sie die Augen schließen ließ. Sachte, wie ein Windhauch, glitten seine Lippen über ihr Gesicht, und sie legte ihm ihre Arme um die Schultern.
    «Du bist so schön, Cathi», flüsterte er und presste sie an sich. Sein Atem ging schneller. Plötzlich sah sie Johanns feistes Gesicht vor sich. Sie riss die Augen auf und stieß ihren Vetter zurück.
    «Was ist los?» Flehentlich sah er sie an.
    Sie schüttelte den Kopf. Christoph traf keine Schuld – doch der Zauber des Augenblicks war zerstört. Sie trat einen Schritt zurück.
    «Geh nicht weg.» Christoph nahm ihre Hand.
    «Lass mich los.» Sie schüttelte ihn ab, heftiger, als sie beabsichtigte. Enttäuschung und Unverständnis zeichneten sich auf seinem Gesicht ab.
    «Glaubst du, ich würde dir wehtun? Ist es das? Ich bin nicht so – so unerfahren, wie du vielleicht denkst.»
    «Ach nein?» Sie konnte den spöttischen Klang in ihrer Stimme nicht unterdrücken. «Dann hast du eine Geliebte, die dir alles beibringt?»
    «Nein, Unsinn», stotterte er. «Ich bin noch nie bei einer Frau gelegen, von der Müllersmagd –» Er stockte, doch es war zu spät. Catharina stieß ihn so heftig von sich, dass er rücklings ins Gras fiel, und rannte davon.
    Er hatte alles verpatzt.

    In jenen Wochen gingen sich die beiden aus dem Weg, Christoph mit einer Leidensmiene, die einen Stein hätte erweichen können, Catharina hingegen verbissen und wütend. Zunächst wollte sie mit mir nicht über ihren Kummer reden, doch als ich ihr auf den Kopf zusagte, dass sie in Christoph verliebt sei, fuhr sie mich an:
    «Bist du verrückt? In diesen Gockel? Soll er sich doch mit seinen Dienstmägden vergnügen.»
    «Was bist du nur für eine Mimose. Er hat dir doch nichts getan.»
    «Was weißt du schon – warst du etwa dabei?»
    «Nein, aber ich kenne ihn. Er ist schließlich mein Bruder. Und außerdem noch ein halber Junge.»
    «Diesmal war es anders.» Catharinas Stimme wurde leiser. «Es hat mir Angst gemacht.»
    Manchmal

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