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Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Titel: Die Hexe von Freiburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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und Spinnen zogen ihre im Abendlicht glitzernden Fäden. Christoph rannte den ganzen Weg vom Gasthof bis an den Fluss, quer durch das Wäldchen mit seinem sumpfigen Boden. Dann ließ er sich keuchend neben Catharina auf die Uferböschung sinken.
    «Verzeih, dass ich dich störe, aber ich wollte dir nur sagen, dass meine Mutter gerade eine zweite Dienstmagd eingestellt hat.» Er schnappte nach Luft.
    «Wie schön für dich. Aber für mich sind Dienstmägde nicht besonders aufregend», gab Catharina schnippisch zurück.
    «Bitte, hör auf damit. Darum geht es auch gar nicht. In zwei Wochen ist doch der große Michaelismarkt in Freiburg, und wenn sich die neue Magd bis dahin gut einarbeitet, können wir alle drei, Lene, du und ich, zusammen nach Freiburg. Wir dürfen schon mittags los und können bleiben, bis die Stadttore zumachen. Ist das nicht wunderbar?»
    Er bemerkte, wie ein Leuchten über ihr Gesicht glitt.
    «Ist das wahr?»
    «Ja. Stell dir vor, zum ersten Mal haben wir alle drei gemeinsam Ausgang. Es soll eine Wanderbühne auftreten, und am Nachmittag findet ein großes Tanzfest mit vielen Musikanten statt.»
    Glücklich sah Christoph, wie sich Catharina von seiner Begeisterung anstecken ließ. Er konnte nicht ahnen, dass die Anstellung einer zweiten Dienstmagd einen ganz bestimmten Grund hatte.

6
    Den ganzen Morgen hatte es genieselt. Endlich teilten sich die Wolken und ließen ein paar zaghafte Sonnenstrahlen durch. Catharina trat aus dem Schatten des Martinstors, um sich aufzuwärmen. Eine Stunde nach Mittag wollte sie sich hier mit Christoph und Lene treffen, und sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Konzentriert schaute sie auf die Turmuhr, eine Errungenschaft, auf die die Stadtväter sehr stolz waren, besaß sie doch zwei Zeiger und gab damit die Uhrzeit auf die Minute genau an. Catharina stellte fest, dass die beiden schon eine halbe Stunde zu spät waren. Sie hatten noch ein paar Botengänge für ihre Mutter erledigen wollen, währenddessen war Catharina bei ihrem Vater gewesen.
    Letzte Nacht hatte sie kaum geschlafen vor Vorfreude. Lene war das nicht entgangen, und beim Aufstehen hatte sie gestichelt:
    «Freu dich nicht zu früh – Christoph ist nämlich mit sämtlichen schönen Mädchen Freiburgs verabredet.»
    Die Gassen waren voller Menschen. Schon in aller Frühe waren Kleinkrämer, Händler und Schaulustige in die Stadt geströmt, und wer immer sich Zeit nehmen konnte, eilte jetzt zum Münsterplatz, wo der große Jahrmarkt mittlerweile voll in Gang war. Als sich eine Gruppe Betrunkener dicht an Catharina vorbeidrückte, fasste sie ängstlich unter ihrem Umhang nach der Geldkatze. Erleichtert sah sie Christoph und Lene um die Ecke kommen.
    «Jetzt kann’s losgehen», rief Lene und nahm ihre Base am Arm. Sie zogen mit dem Menschenstrom die Große Gasse hinauf, an den Marktständen der hiesigen Bauern vorbei, und bogen in das schmale Gässchen ein, das zum Münster führte. Hier herrschte ein solches Geschiebe und Gedränge, dass sie kaum vorwärts kamen. Das war etwas ganz anderes als die kleine Kirmes in Lehen.
    Schon von weitem sahen sie den Akrobaten, der hoch oben in der Luft zwischen Kornhaus und Heiliggeist-Spital auf einem kaum erkennbaren Seil balancierte. Der zartgliedrige, fast knabenhafte Mann war im farbenfrohen Gewand der Landsknechte gekleidet: ein Hosenbein feuerrot, das andere grasgrün, am gelben Wams hingen bunte Bänder. Ein langer, dünner Stab half ihm, das Gleichgewicht zu halten.
    Von unten ertönte ein dumpfer Trommelwirbel. Der Seiltänzer richtete sich auf, jeder Muskel gespannt, und hielt mit festem Griff seine Stange vor der Brust. Dann rannte er plötzlich los, als seien Wegelagerer hinter ihm her. Die Menge schrie auf, und Catharina krallte sich in Christophs Arm fest, als sich der Mann mit enormem Schwung in die Höhe stieß und in einem perfekten Salto einmal um seine Stange wirbelte. Leicht wie eine Feder kam er wieder auf die Füße, wobei das Seil gefährlich schwankte. Die Leute johlten.
    «Das ist doch ein tolles Weib», meinte ein Zuschauer neben ihnen anerkennend.
    «Hast du gehört? Das ist eine Frau. Ich kann’s kaum glauben», sagte Catharina.
    «Du kannst meinen Arm jetzt wieder loslassen», lachte Christoph. Verlegen zog Catharina ihre Hand zurück. An Christophs Unterarm war der Abdruck ihrer Finger zu erkennen. In diesem Moment entdeckte Lene eine Gruppe junger Leute aus Lehen.
    «Wir sehen uns später beim Tanz», verabschiedete sie sich und

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