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Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Titel: Die Hexe von Freiburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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Befragung trabte ein jüngerer Bursche, groß und hager, neben Catharina. Er musterte sie misstrauisch und sagte dann spöttisch: «Was bist du für einer? Du scheinst mir reichlich jung für so eine gefährliche Reise!» Catharina blieb fast das Herz stehen. Jetzt war alles aus und vorbei.
    «Das ist mein Sohn. Wird Zeit, dass er mir zur Hand geht beim Wollgeschäft.»
    Der Söldner nickte und wendete sein Pferd. Catharina empfand fast so etwas wie Dankbarkeit für den Händler.
    «Wieso habt Ihr das gesagt?»
    «Weiß ich, wer du in Wirklichkeit bist? Und bevor ich mir mit denen Ärger einhandle, geb’ ich dich lieber als meinen Sohn aus. Soldatenpack ist auch nicht viel besser als Räuberpack.» Er nahm einen Schluck Branntwein. «Aber heute kommen uns die Kerle sogar gelegen. Wenn die hier nämlich die Gegend durchkämmen, werden sich die Räuber nicht aus ihren Löchern wagen.»
    Der Meinung waren die anderen Reisenden wohl auch, denn die Anspannung wich aus ihren Gesichtern, und die Stimmung wurde hörbar ausgelassener. Weitere Branntweinflaschen machten die Runde, deftige Trinklieder wurden angestimmt. Als schließlich Zoten und schmutzige Witze hin und her gingen, fühlte sich Catharina ziemlich unwohl in dieser Gesellschaft.
    «Da hast du dir aber ein schüchternes Bürschchen als Wächter ausgesucht», neckten einige den Wollhändler.
    «Lasst ihn in Ruhe. Besser einer, der das Maul hält, als einer, der am falschen Ort das Falsche sagt!»
    Kurz vor der Ravenna-Schlucht hielt die Kolonne vor einem lang gestreckten Stallgebäude. Der Anstieg sollte bald so steil werden, dass Hilfspferde vor die Wagen gespannt werden mussten.
    «Rausgeschmissenes Geld», knurrte der Wollhändler. «Wolle ist leicht, und wenn’s nicht weitergeht, musst du mit Hand anlegen.»
    Mit der Peitsche trieb er das vor Schweiß triefende Pferd die Steigung hinauf. Etliche Male knickte der Schimmel in der Hinterhand ein oder rutschte auf dem Geröll aus. Geizkragen, Pferdeschinder, dachte Catharina wütend und stemmte sich mit ihrem ganzen Gewicht hinten gegen den Wagen, wenn es wieder einmal nicht weiterging. Die anderen Gespanne hatten sie längst überholt.
    Am späten Nachmittag befanden sie sich auf einer Art Hochebene. Der düstere Tannenwald wich Feldern und großen Weideflächen. Sie fuhren ein Stück oberhalb der Gutach entlang und hielten dann vor einem von alten Linden umstandenen Wirtshaus. Bis auf einen buckligen Trödler, der sich ihnen unterwegs angeschlossen hatte, waren alle anderen weitergefahren.
    «Hast du Hunger?»
    Catharina schüttelte den Kopf.
    «Gut. Ich werde im Wirtshaus übernachten. Hier hast du eine warme Decke, du passt auf die Sachen auf. Wenn sich dem Wagen einer auch nur auf drei Schritte nähert, schreist du, so laut du kannst, und kommst ins Haus gelaufen.» Er schirrte das Pferd aus und brachte es in den Unterstand.
    Catharina war jetzt alles recht. Ihr schmerzten Schulter und Arme, sie wollte nur noch schlafen. Nachdem sie sich zwischen den Wollsäcken eine behagliche Schlafstatt zurechtgemacht hatte, wickelte sie sich fest in ihren Umhang und schloss erschöpft die Augen.
    Sie hatte einige Stunden tief und traumlos geschlafen, als sie Schritte hörte. Aber es war nur der Wollhändler, der aus dem Wirtshaus wankte. Er wollte wohl nochmal nach dem Rechten sehen. Als er seinen Karren erreicht hatte, merkte sie, dass er sternhagelvoll war.
    «Du sollst auch nicht leben wie ein Hund», lallte er und reichte ihr den prall gefüllten Branntweinbeutel. «Trink mit mir, du bist ein netter Bursche.»
    Umständlich kletterte er neben sie. Instinktiv spürte Catharina, dass an dieser Situation etwas nicht stimmte. Wie ein Tier, das Gefahr wittert, spannte sie alle Muskeln an und wartete. Der Mann murmelte etwas von ihrer zarten Haut und legte seine fleischige Hand auf ihren Hosenlatz. Sie rückte zur Seite.
    «Nun sei doch ein bisschen lieb. Kleine Jungen wie du gefallen mir sehr.»
    Bei diesen Worten legte er sich mit seinem schweren, nach Alkohol stinkenden Körper auf sie. Voller Entsetzen biss sie ihm in den Hals. Er fluchte laut und ließ von ihr ab. Sie rappelte sich hoch, sprang vom Wagen und lief zur Landstraße. Rannte, so schnell sie konnte, bis das Wirtshaus außer Sichtweise war. Hinter einem steinernen Wegekreuz ließ sie sich ins hohe Gras fallen. Zitternd vor Kälte, Müdigkeit und Angst hielt sie ihr Messer fest umklammert und kauerte sich zusammen. Sie dachte an Lene und das warme Bett

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