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Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Titel: Die Hexe von Freiburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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wenig vertrauenerweckend aus mit seinem roten, aufgedunsenen Gesicht und den fetten Tränensäcken unter den Augen.
    «Ich muss nach Villingen», erwiderte Catharina und stellte erschrocken fest, dass ihre Stimme viel zu hell und zu hoch klang.
    «Da hast du Glück, ich fahre dorthin zum Markt. Du kannst hinten aufsteigen, unter einer Bedingung: Du musst ein Auge auf die Wolle haben. Beste Schafswolle aus dem Rheintal.»
    Der Mann roch nach Branntwein, und Catharina setzte sich möglichst weit weg von ihm zwischen die Wollsäcke. Besser hätte sie es gar nicht erwischen können, so weich lag es sich zwischen den Säcken.
    Das Tal verengte sich langsam. Die düsteren Berge rückten näher und wirkten noch gewaltiger. Irgendwo dort oben, tief im Schwarzwald, lag Villingen, und dort würde sie Christoph wiedersehen. Ob er sich wohl freuen würde? Erschöpft schlief sie ein.
    Der Karren ruckte zwei-, dreimal heftig, und Catharina fuhr aus dem Schlaf. Sie standen vor einem einsamen Gasthof. Der Wollhändler sprang vom Bock.
    «Wir sind jetzt gleich im Höllental. Dort und später in der Ravenna-Schlucht wimmelt es von Wegelagerern, wir müssten verrückt sein, allein weiterzufahren. Ich geh mich jetzt stärken und schau, dass wir eine größere Gruppe zusammenbekommen. Du passt auf die Ware auf. Und führ das Pferd zur Tränke. Ausspannen brauchst du es nicht.»
    Catharina ärgerte sich, dass er sie wie seinen Knecht behandelte, zog es aber vor, den Mund zu halten. Nachdem sie das Pferd getränkt und sich selbst ein wenig erfrischt hatte, setzte sie sich wieder auf den Wagen, packte ihren Proviant aus und beobachtete die Ochsen- und Pferdegespanne, die sich nach und nach vor dem Wirtshaus sammelten.
    Nach etwa einer Stunde kam eine Gruppe Männer heraus und machte sich zum Aufbruch bereit. Der Wollhändler hielt ihr einen Lederbeutel mit Branntwein hin. Catharina schüttelte den Kopf.
    «Los, stell dich nicht an wie ein zickiges Weib.»
    Da nahm sie wohl oder übel einen Schluck. Im ersten Moment hatte sie das Gefühl, es würde ihr die Kehle zerreißen, doch dann breitete sich eine wohlige Wärme in ihrem Bauch aus. Beherzt nahm sie noch einen Schluck und kletterte dann nach hinten zwischen die Säcke.
    Der Händler klatschte die Zügel auf das breite Kreuz seines Schimmels. «Ho, ho, los geht’s. Wenn wir Glück haben und sich kein verdammtes Räuberpack blicken lässt, sind wir morgen Abend in Villingen.»
    In einer Kolonne von sechs Gespannen zogen sie los. Catharina war heilfroh, dass sie in einer größeren Gruppe unterwegs waren. Einerseits, weil sie den rotgesichtigen Mann, der ständig einen trank, immer abstoßender fand, andererseits, weil sie noch nie etwas so Unheimliches gesehen hatte wie dieses Höllental. Sie brauchte nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, wie Dämonen, Unholde und des Teufels Spießgesellen an diesem düsteren Ort ihr Unwesen trieben. In die tief eingeschnittene Schlucht verirrte sich sicher nie ein Sonnenstrahl. Die gewaltigen nackten Felsen rechts und links des Weges ragten fast senkrecht in den Himmel. Hier und da stürzten Wasserläufe in die Tiefe, es roch modrig, und an die wenigen Stellen, wo sich ein Krümchen Erde festgesetzt hatte, klammerten sich Moose, Flechten und verkrüppelte Sträucher. Das Aufschlagen der Hufe auf den Schotterweg hallte von den Steinwänden wider. Manchmal wurde es so eng, dass keine zwei Fuhrwerke nebeneinander gepasst hätten.
    Als das Tal endlich wieder ausladender und übersichtlicher wurde, atmeten alle auf. Doch die Gefahr eines Überfalls war längst nicht vorüber, das wussten die Reisenden. Catharinas Weggefährte war sehr schweigsam, nur hin und wieder nahm er einen Schluck aus seinem Lederbeutel und rülpste. Ein scharfer Dolch lag griffbereit neben ihm. Catharina war froh, dass er keine Fragen stellte.
    Der steile Aufstieg in der Ravenna-Schlucht war schon in Sichtweite, da kam eine Hand voll Reiter auf sie zugeprescht. War es jetzt so weit? Catharina war nicht die Einzige, die es mit der Angst zu tun bekam. Als der Trupp näher kam, erkannte sie, dass es sich um schwer bewaffnete Söldner handelte.
    «Vorderösterreichische», knurrte der Wollhändler und spuckte aus.
    Es stellte sich heraus, dass erst gestern ganz in der Nähe zwei Händler erschlagen und ausgeraubt worden waren. Die Uniformierten versuchten, den Schlupfwinkel der Räuber herauszufinden, und befragten dazu alle Reisenden und die Bewohner des Gebiets. Während der

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