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Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Titel: Die Hexe von Freiburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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stelle dich den anderen vor.»
    Sie riss sich los. «Und mit dieser Sofie bist du zusammen?»
    «Wir – wir sind verlobt. Ich habe Onkel Carl versprochen, sie zu heiraten.»
    Catharina war, als würde sie mit glühendem Pech übergossen. Es gab keinen Grund mehr, auch nur eine Sekunde länger zu bleiben.
    «Ich reise morgen früh wieder zurück», sagte sie leise. «Du brauchst deiner Sofie nicht zu erklären, wer ich bin. Das geht keinen was an. Es hat sowieso keine Bedeutung mehr.»
    Sie drehte ihm den Rücken zu und ging los. Als Christoph ihr nachlief, schrie sie ihn an, er solle verschwinden, sie in Ruhe lassen, sich zum Teufel scheren, und tatsächlich blieb er stehen. Die Tränen liefen ihm über das Gesicht, als sie sich das letzte Mal nach ihm umdrehte. Dann tauchte sie in die Menschenmenge ein, die zum Marktplatz drängte.
    Bis Einbruch der Dunkelheit irrte Catharina in den verwinkelten Gassen umher. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Das Blut pochte ihr schmerzhaft in den Schläfen. So schnell wie möglich wollte sie weg von hier, aber was hatte sie in Lehen noch zu schaffen, wo sie alles an Christoph erinnerte? Und in ihrem Elternhaus war genauso wenig Platz für sie. Ebenso gut könnte sie sich auf der Stelle hier in dieser dunklen Gasse die Kehle durchschneiden. Wenn sie nur nicht so müde wäre. Sie setzte sich auf eine Treppenstufe. Da erst merkte sie, dass es zu regnen begonnen hatte. Neben ihr raschelte es. Zwei Ratten wühlten sich durch einen Haufen Küchenabfälle. Angewidert stand sie auf. Wie war der Name von Maries Bruder gewesen? Schladerer?
    Mühsam fragte sie sich bis zur Münze durch. Nass bis auf die Haut, klopfte sie schließlich an die Tür und war froh, dass Marie selbst ihr öffnete.
    «Du brauchst mir nichts zu erzählen, du Armes. Komm schnell herein und zieh dich um. Und dann setzt du dich zu uns an den Tisch, wir sind gerade beim Essen.»
    Marie ließ sie in ihrer Kammer schlafen und machte am nächsten Tag einen Bekannten ausfindig, mit dem Catharina nach Freiburg zurückfahren konnte.

    Erst nachdem Catharina längst im Gedränge verschwunden war, gingen ihm die Augen auf. Er begriff, warum sie gekommen war. Welche Gefahren sie auf sich genommen hatte, nur um ihn wiederzusehen. Hatte sich als Junge verkleidet und sich mutterseelenallein auf den Weg gemacht. Dabei wusste er, wie ängstlich sie, bei all ihrer Entschlossenheit, in ungewohnten Situationen sein konnte. Und was tat er? Ihm fiel nichts Besseres ein, als sofort seine Verlobung mit Sofie zu verkünden. Er kam sich vor wie ein Betrüger. Dabei war die Verlobung noch nicht einmal vollzogen, lediglich beschlossen – er würde alles rückgängig machen, diesen ganzen elenden Handel, auf den er sich mit Onkel Carl eingelassen hatte. Wie hatte er sich einreden können, dass das Leben in Lehen, die Zeit mit Catharina in weiter Ferne und vorbei sei?
    Nach einer schlaflosen Nacht durchstreifte er am nächsten Morgen die Gassen der Stadt, fragte jeden Passanten nach einem schwarzhaarigen Knaben, doch seine Suche war umsonst. Catharina war nicht aufzufinden.

8
    Mit starken Halsschmerzen, Husten und triefender Nase lag Catharina im Bett. Sie hatte sich in Villingen eine schwere Erkältung geholt. An die Rückfahrt konnte sie sich kaum erinnern, so geschwächt war sie gewesen. In Lehen hatte Marthe sie gleich ins Bett gesteckt und ihr Wadenwickel angelegt. «Ich bin so froh, dass du wieder da bist», waren ihre einzigen Worte gewesen. Keine Schelte, keine Vorhaltungen.
    Lene brachte heißen Holundersaft und setzte sich zu ihr ans Bett.
    «Mutter war völlig niedergeschlagen. So habe ich sie noch nie erlebt. Weißt du, sie macht sich schreckliche Vorwürfe, weil sie dir nicht gleich gesagt hat, dass Christoph verlobt ist. Sie wollte dich schonen und hat damit nur erreicht, dass du weggelaufen bist. Wenn es dir besser geht, musst du mir unbedingt erzählen, was du erlebt hast.»
    Aber vorerst war Catharina nicht nach Reden zumute. Drei Tage lang schlief sie fast ununterbrochen. Als sie zum ersten Mal wieder in die Küche hinunterging, lag neben dem Herd ein junger Hund und kaute auf einer alten Bürste herum. Er hatte ein struppiges blondes Fell und dicke Pfoten.
    «Für dich», sagte Marthe und lächelte sie erwartungsvoll an. «Er wird wahrscheinlich sehr groß.»
    Catharina nahm den Hund auf den Arm. Er leckte ihr mit seiner rosigen Zunge über das Gesicht. «Wie herzig der ist. Und er hat hellbraune Augen, habt ihr

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