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Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Titel: Die Hexe von Freiburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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beruhigte Lene sie. «Nach Lehen wird er sich nicht hinauswagen, und in die Stadt gehen wir ja immer zu zweit. Außerdem hast du noch deinen Moses.»
    Dass der Hund ihr ein ernsthafter Bewacher sein könnte, bezweifelte Catharina. Moses war noch zu verspielt und zu neugierig, auch wenn er jetzt fast ausgewachsen war. Als sie einmal den Schäfer draußen besuchte, fragte sie ihn, ob er Moses beibringen könne, auf Befehl zu beißen.
    «Das wäre schon möglich», war seine Antwort, «gescheit genug ist er. Aber es würde seinen Charakter verändern, und es ist die Frage, ob du das willst. Mir ist es lieber, wenn ein Hund selber spürt, wann er seinen Herrn verteidigen muss.»
    Im Grunde dachte sie genauso und verwarf den Gedanken wieder.
    Wenige Wochen später hörte sie, dass Johann im Schuldturm saß, da er in verschiedenen Schenken die Zeche geprellt hatte. Falls er sich noch den geringsten Verstoß gegen das geltende Gesetz zuschulden kommen ließe, würde er lebenslänglich aus der Stadt verwiesen.
    «Na also», war Lenes Kommentar. «Den sind wir bald auf immer los.»
    Lene hatte sich inzwischen neu verliebt. Ihrem Freund Schorsch hatte sie sang- und klanglos den Laufpass gegeben, und der Arme litt unsagbar. An einem heißen Augustmorgen war Catharina mit ihrer Base wieder einmal auf dem Weg in die Stadt, als er ihnen in der Nähe der alten Lehmgrube entgegenkam.
    «Auch das noch», stöhnte Lene.
    Mit gesenktem Kopf ging der Junge an ihnen vorbei, blieb dann stehen und drehte sich zu Lene um.
    «Bitte, Lene, ich muss mit dir reden.»
    Unschlüssig trat Lene von einem Fuß auf den anderen. Zu Catharina sagte sie schließlich: «Geh schon mal voraus, ich komme gleich.»
    Als Catharina ihren Weg fortsetzte, stellte sie fest, dass Moses verschwunden war. Bestimmt war er wieder in der Lehmgrube auf Kaninchenjagd. Nur war Moses zu ungeschickt, um bei diesem Zeitvertreib Erfolg zu haben. Sie kletterte die Böschung zur Grube hinunter. Seit die Befestigung der Vorstädte fertig gestellt war, wurde sie nicht mehr benutzt. Catharina war dieser Ort nicht geheuer. Im Sommer wimmelte es hier von Stechmücken, und hin und wieder suchten heimatlose Bettler und Vagabunden Unterschlupf.
    Da hörte sie den Hund wütend bellen und entdeckte ihn vor einer der verfallenen Holzhütten. Wahrscheinlich hatte sich seine Beute darin versteckt. Erleichtert ging Catharina auf ihn zu und tätschelte sein Fell, während sie ihn liebevoll ausschimpfte.
    In diesem Moment packte sie jemand heftig am Oberarm und zerrte sie in die Hütte. Noch bevor ihre Augen sich an das Halbdunkel gewöhnen konnten, wusste sie, wer vor ihr stand. Ihr Herzschlag stockte. Das war das Ende, sie hatte gewusst, dass es eines Tages so kommen würde.
    «Du solltest dich freuen, mich noch einmal wieder zu sehen, bevor ich auf Reisen gehe», hörte sie den verhassten Stiefbruder sagen. Da machte Moses einen Satz und schnappte nach seinem Bein. Ohne seinen Griff zu lockern, versetzte ihm Johann einen so heftigen Tritt, dass der Hund winselnd gegen die Bretterwand rutschte. Mit der freien Hand zog Johann aus dem Hosenbund ein Messer hervor.
    «Du bindest diesen Köter jetzt draußen an, oder ich schneide ihn in Stücke. Da vorne in meinem Beutel ist ein Strick.»
    Mit der Messerspitze im Rücken legte sie ihrem Hund den Strick um den Hals und band ihn vor der Hütte an einen abgestorbenen Baum. Dann drängte Johann sie zurück und verschloss die Tür.
    «Jetzt können wir uns endlich einmal gepflegt unterhalten. Oder wäre dir Küssen lieber.»
    Johann stank, als habe er sich wochenlang nicht mehr gewaschen, und Catharina drehte sich fast der Magen um, als sich sein schweißtriefendes Gesicht ihrem Mund näherte. Quer über die linke Wange zog sich eine hässliche Narbe. Sie musste Zeit gewinnen, vielleicht war Lene schon auf der Suche nach ihr. Voller Ekel wandte sie ihr Gesicht ab.
    «Ich denke, du sitzt im Schuldturm?»
    «Schon lange nicht mehr.» Er grinste und drückte sie rückwärts gegen eine alte Werkbank. Unter seinem geöffneten Hemd entdeckte Catharina ein Alraunmännchen, das an einem Lederband vor seiner schmutzigen, vor Schweiß glänzenden Brust gebunden baumelte. Von Lene wusste sie, dass diese wie Püppchen bekleideten Wurzeln sehr wertvoll waren und einem männlichen Besitzer neben dem Schutz vor bösem Zauber auch eine enorme Manneskraft verleihen sollten.
    «Ich verlasse diese verdammte Stadt», hauchte er ihr mit heißem Atem ins Ohr, «und gehe in

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