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Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Titel: Die Hexe von Freiburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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Zukunftspläne zu schmieden.
    «Reisen – ich möchte reisen», schwärmte Catharina. «Warst du schon einmal am Meer?»
    Michael schüttelte den Kopf.
    «Dann würde ich gern mit dir ans Meer fahren. Und nach Italien, nach Florenz und Venedig.»
    «Ich bringe dich überall hin, wohin du willst.» Er strich sich die Krümel aus dem Bart. Dann sah er die Bücher mit den abgegriffenen Ledereinbänden auf ihrer Kommode stehen. Neben der Bibel ihres Vaters stand eine Ausgabe des Tyl Ulenspiegel, eine Sammlung Schwänke von Hans Sachs und Valentin Schumanns «Nachtbüchlein». Verblüfft schaute er sie an.
    «Du kannst lesen?»
    «Mein Vater hat es mir beigebracht, und später war ich für kurze Zeit bei einer Lehrerin. Die Bücher habe ich von meinem Vater geerbt.»
    Er ging zur Kommode hinüber und blätterte im «Nachtbüchlein».
    «Was ist das?»
    «Eine Sammlung von Schwänken. Aber längst nicht so schön wie die von Hans Sachs.»
    «Du überraschst mich immer wieder. Wahrscheinlich bist du sogar, ohne dass ich es weiß, eine reiche Frau.»
    «Reich nicht, aber ich leide keine Not», gab sie schroff zurück. Er sollte bloß nicht denken, sie sei mit ihm des Geldes wegen zusammen. «Ich habe gespart und durch den Tod meines Vaters ein wenig geerbt.»
    Er sah sie lange an. «Mein Gott, eine Frau wie du arbeitet in solch einer Spelunke.»
    Bei diesen Worten streifte er sich die Hosen vom Leib, ging zu Catharina hinüber und schob ihr das Hemd über die Hüften. Dann setzte er sie mitten auf den Tisch. Die leeren Becher fielen zu Boden.
    «Du bist viel zu gescheit für dieses Leben», flüsterte er und schob sich zwischen ihre Schenkel. Catharina wunderte sich über seine Manneskraft, ließ sie sich aber gern gefallen. Diesmal hatte sie den Eindruck, dass er die Herrschaft über sich verlor. Bei jeder seiner Bewegungen stöhnte er tief auf, bis er sie mit einem lauten Schrei so heftig an sich presste, dass ihr die Luft wegblieb.
    Dann sank er vor ihr auf den Boden.
    «Catharina, ich will eine angesehene Frau aus dir machen. Wir müssen so bald wie möglich heiraten.»

12
    Lene erfuhr als Erste von Catharinas Glück. Sie kam am übernächsten Morgen zu Besuch und sagte ihr, kaum dass eine halbe Stunde vergangen war, auf den Kopf zu:
    «Du hast einen Mann kennen gelernt.»
    Catharina strahlte und erzählte von Michael. Überschwänglich nahm Lene sie in den Arm und rief:
    «Wie ich mich für dich freue! Ich dachte schon, du bleibst eine alte Jungfer.»
    Wenige Tage später wusste rund um den Holzmarkt jeder, dass sich das hübsche Schankmädchen vom Schneckenwirtshaus einen gut betuchten Bürgerssohn geangelt hatte. Dafür hatte die Köchin gesorgt und dabei in der Darstellung der Ereignisse maßlos übertrieben.
    «Ich werde mir wohl ein neues Heim suchen müssen, wenn das so weitergeht», erzählte sie jedem, der es hören wollte. «Nacht für Nacht geht es über mir so laut her, dass man glauben könnte, eine ganze Zunftversammlung bricht ins Frauenhaus ein. Ich kann kein Auge mehr zutun. Und das alles ohne Gottes Segen.»
    Dabei trafen sich die beiden höchstens ein-, zweimal die Woche. Eines Abends suchte Mechtild, die Wirtin, das Gespräch mit Catharina.
    «Du musst auf die Hochzeit drängen, das geht sonst nicht gut.»
    Ganz offensichtlich traute sie dem Schlossermeister nicht ganz. Doch Catharina war längst dabei, Druck auf ihren Bräutigam auszuüben, denn sie hatte Angst, schwanger zu werden. Was Michael jedoch vor sich herschob, war weniger der Zeitpunkt der Hochzeit als vielmehr der Moment, in dem er Catharina seinem Vater vorstellen musste. Mal war dieser angeblich krank, mal ließ ihm ein wichtiger Auftrag keine Zeit für eine Zusammenkunft.
    «Wahrscheinlich hast du Angst, dass er mich für ein zu kleines Licht hält, unwürdig für seinen viel versprechenden Sohn», warf sie ihm eines Abends vor. Ihr war längst aufgefallen, welch große Stücke er auf seinen Vater hielt. Bei jeder Gelegenheit kam die Rede auf den alten Bantzer, während über seine Mutter nie ein Wort fiel.
    «Was redest du für einen Unsinn. Ich hab keineswegs Angst vor meinem Vater.»
    Zum ersten Mal stritten sie. Schließlich drohte sie, dass er sie nicht mehr besuchen dürfe.
    Zwei Tage später holte er sie ab, um sie in sein Elternhaus zu führen. Catharina hatte sich den ganzen Tag freigenommen und war schon am frühen Morgen im Schwabsbad gewesen, um ein heißes Bad zu nehmen und sich die Haare waschen und schneiden zu lassen.

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