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Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Titel: Die Hexe von Freiburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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Markt. Das Einkaufen der Lebensmittel ließ sie sich von Gertrud nicht nehmen: Sie liebte es, zwischen den Buden und Ständen zu schlendern, die je nach Jahreszeit mit dem ganzen Reichtum aus den Flüssen, Feldern und Gärten der Umgebung bestückt waren, zwischen den Gerüchen nach Fisch, frischem Brot oder Gewürzen, hier ein Schwätzchen, dort ein Schwätzchen haltend und ganz nach eigenem Gutdünken zu entscheiden, welches Obst oder Gemüse oder Fleisch im Hause Bantzer auf dem Küchentisch landen würde. Was daraus letztlich zubereitet wurde, überließ sie nach wie vor der Köchin.
    Gleich bei ihrem zweiten oder dritten Marktgang traf sie Mechtild vom Schneckenwirtshaus. Sie sah müde aus, strahlte aber, als sie Catharina erblickte.
    «Schön, dich zu sehen, du fehlst uns sehr.»
    Catharina seufzte. «Ich würde so gern bei euch weiter arbeiten, wenigstens ab und zu. Aber mein Mann ist dagegen, wie ihr wisst. Er hat mich euch ja regelrecht abgekauft.»
    «Na ja, ein bisschen kann ich ihn verstehen. Eine Schankstube ist nicht mehr die rechte Umgebung für dich.»
    Als Catharina nach Berthold fragte, stieg der Wirtsfrau eine leichte Röte ins Gesicht.
    «Stell dir vor, er ist seit vorgestern im Turm, für fünf Tage ‹gefänglich eingesetzt›, wie es in der Amtssprache heißt. Das war eine schöne Aufregung!»
    Sie erzählte, dass Berthold einen Stammgast, der in der Predigervorstadt wohnte, in der Schankstube hatte übernachten lassen, weil er nach einem Streit mit seiner Frau sturzbetrunken gewesen war. Irgendwer hatte diesen Gast dann zu früher Morgenstunde angeblich mit einem Mädchen herauskommen sehen und das sofort an die Stadtwächter weitergetragen. Ob das der Wahrheit entsprach, war nicht zu beweisen, in jedem Fall aber hatte Berthold Unrecht begangen, denn ein Erlass zum Schutz vor Kuppelei verbot es den Wirtsleuten, Bürger, die eine eigene Wohnung in der Stadt hatten, zu beherbergen.
    «Und wie geht es ihm jetzt?»
    Mechtild musste lachen. «Weißt du, er kennt den Turmwärter gut, und sie sind den ganzen Tag am Würfeln und Kartenspielen. Erzähl das aber nicht weiter.»
    Beim Abschied versprach Catharina, sie bald einmal zu besuchen.

    Lenes Besuche hingegen wurden im Laufe des Herbstes immer seltener. Erst nach Wochen erfuhr Catharina den Grund dafür: Ihre Base hatte einen Mann gefunden. Dieses Mal war es wohl keine Spielerei. Dass der Auserwählte kein Bursche aus dem Dorf war, sondern ein Hauptmann in habsburgischen Diensten, passte zu Lene.
    «Raimund ist einfach ein Wunder von einem Mann», schwärmte sie. «Er sieht nicht nur gut aus – du müsstest ihn mal in seiner Festtagsuniform sehen –, sondern hat auch Hirn im Kopf. Und er weiß, was er will. Er ist gerade erst zum Truppenführer ernannt worden. Dummerweise ist er in Ensisheim stationiert.»
    «Werdet ihr heiraten?»
    «Ja natürlich. In zwei Wochen schon.»
    «Und dann?» Eigentlich war diese Frage überflüssig, denn Catharina ahnte die Antwort.
    «Dann werde ich zu ihm nach Ensisheim ziehen.»
    Ensisheim war Sitz der vorderösterreichischen Regierung und für Catharina so weit weg wie die Neue Welt, von der ihr Vater immer erzählt hatte. Sie kämpfte mit den Tränen. Wenn sie auch längst nicht mehr so viel zusammen waren wie zu Lehener Zeiten, so war Lene doch ihre einzige Freundin und Vertraute.
    «Bist du denn schwanger, dass ihr so schnell heiratet?»
    «Bis jetzt hoffentlich noch nicht. Aber er ist ein richtiger Bock, und wann immer es geht –» Sie unterbrach sich und lachte. «Das kennst du ja sicher, dein Mann wirkt auch nicht gerade wie ein Siebenschläfer.»
    Catharina zuckte zusammen. Lene lag mit ihrer Vermutung völlig falsch. Fast drei Monate war sie schon verheiratet, und es schien, dass Michael jetzt, wo sie seine Frau war, kein Interesse mehr an ihr hatte. Seit jenem Morgen nach der Hochzeit hatten sie erst zweimal miteinander geschlafen, und für Catharina war es keine Erfüllung gewesen, denn er hatte anscheinend vergessen, welche Berührungen ihr Lust bereiteten. Zunächst hatte sie es seiner Erschöpfung durch die viele Arbeit zugeschrieben, aber inzwischen war der Umbau in der Werkstatt abgeschlossen, und Michael fand wieder Zeit, sich mit Bekannten zu treffen oder Zunftversammlungen zu besuchen. Catharina fühlte sich vernachlässigt, obwohl sie ansonsten keinen Grund zum Klagen hatte: Er behandelte sie, von kleinen Streitereien hin und wieder abgesehen, liebevoll und zuvorkommend und machte ihr

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