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Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Titel: Die Hexe von Freiburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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Michael ihr den Mann vor, der zu ihrer Begrüßung stumm mit dem Kopf nickte und sich dann wieder in seine Schreibarbeit vertiefte. «Er war gestern nur kurze Zeit auf dem Fest, wahrscheinlich erinnerst du dich nicht. Er führt nicht nur die Rechnungs- und Haushaltsbücher, sondern hat auch den Umbau in der Werkstatt mitgeplant. Er ist sozusagen meine rechte Hand, ohne ihn geht nichts.» Obwohl der letzte Satz ein großes Lob bedeutete, zeigte Siferlin keine Regung.
    Sie verließen das Kontor durch eine Hintertür und standen in einem schmalen Stiegenhaus, in das nur wenig Licht durch kleine unverglaste Luken fiel.
    «Das ist die Stiege für das Personal. Als junger Bursche hab ich sie häufiger benutzt als die Haupttreppe.»
    «Und was ist das für eine niedrige Tür dort?»
    Michael öffnete die Tür. «Die Badstube. Die kennst du bereits.»
    Catharina schaute noch einmal kurz in den ganz mit Holz verkleideten Raum, von dem sie am Vortag so begeistert gewesen war. Bis zu ihrer Hochzeit hatte sie nicht gewusst, dass es Häuser mit eigenem Baderaum gab. In dem in die Mauer eingelassenen Kamin wurde das Wasser erhitzt und dann in den kreisrunden Holzbottich gefüllt. Von ihrem gestrigen Bad strömte die Stube immer noch Feuchtigkeit und Wärme aus.
    Sie gingen die enge Stiege hinauf und gelangten von dort in die Küche. An einem riesigen klobigen Tisch saß die Köchin und schnitt Gemüse. Sie hatte ein gutmütiges Gesicht mit Grübchen in den dicken Wangen und lächelte erfreut, als sie eintraten.
    «Barbara ist die beste Köchin Freiburgs. Sie verdient es eigentlich, im Roten Bären zu kochen statt in unserem bescheidenen Haushalt.» Michael kniff sie in den fleischigen Unterarm.
    «Na, na», sagte sie nur, und es war unklar, ob sie damit Michaels Kompliment oder seine Berührung meinte. Neben dem Herdfeuer stand eine Anrichte mit Kesseln, Töpfen und Pfannen, alles aus bestem Gusseisen, darüber hingen von einem Wandbord die verschiedensten Koch- und Backwerkzeuge. Catharina erkannte auf den ersten Blick, dass diese Küche besser ausgestattet war als die des Lehener Gasthauses.
    «Komm, ich zeige dir den ganzen Stolz meines Vaters.» Er nahm Catharina beim Arm und führte sie durch den Esssaal zu einer prächtigen messingbeschlagenen Tür, die ihr bisher noch gar nicht aufgefallen war. Sie betraten einen gemütlichen holzgetäfelten Raum. In einem Lehnstuhl, demselben, den man gestern für den Priester in den Hof geschleppt hatte, saß der alte Bantzer und las. Er erhob sich langsam und legte den Arm um Catharina.
    «Guten Morgen, meine Liebe, oder besser: guten Tag, denn es ist schon reichlich spät. Ich hoffe, du hattest eine wunderbare Hochzeitsnacht in deinem neuen Heim.»
    Dabei zwinkerte er albern seinem Sohn zu.
    «Danke, ich habe herrlich geschlafen», gab Catharina ernst zurück.
    Michael sah aus dem Fenster und beobachtete die Aufräumarbeiten im Hof.
    «Meine Güte, die Kerle da unten bewegen sich, als würden sie schlafwandeln. Ich muss gleich nochmal hinunter.»
    «Schick doch Hartmann», lächelte Michaels Vater. «Kümmere du dich lieber noch ein bisschen um deine hübsche Frau.»
    Das Verhalten des Alten ihr gegenüber missfiel Catharina zusehends. Sie wandte sich zur Seite. Vor ihr erhob sich ein breites Regal, das vom Boden bis zur Decke mit Büchern bestückt war. So viele Bücher auf einmal hatte sie noch nie gesehen.
    «Darf ich mir die einmal in Ruhe ansehen?» Sie strich vorsichtig über die prächtigen Ledereinbände.
    Der alte Bantzer stellte sich neben sie. «Natürlich – solange du keine Seiten herausreißt.»
    «Vater, Catharina kann lesen.»
    «Ach ja? Umso besser, schadet schließlich nichts, wenn Frauen ein bisschen Bildung haben. Solange die anderen Fähigkeiten nicht darunter leiden.»
    Dann setzte er sich mit seinem Buch wieder in den Lehnstuhl.
    Sie gingen weiter das Treppenhaus nach oben, wo sich die Schlafkammern befanden.
    «Neben unserem Zimmer ist die ehemalige Kammer meiner Schwester. Sie steht jetzt leer. Dahinter schläft mein Vater, und hinter unserer Kammer ist noch ein Raum, wo manchmal Gäste übernachten.» Sie durchquerten die kleinen Kammern, wo die Hochzeitsgeschenke gestapelt waren, und standen schließlich wieder auf der dunklen Holzstiege für das Dienstpersonal.
    «Bleib hier», sagte er und hielt sie am Arm fest, als sie die Stiege zum Dachboden hinaufklettern wollte. «Da oben gibt es nichts zu sehen, nur Gerümpel und die Kammern von Gertrud und

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