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Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Titel: Die Hexe von Freiburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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zu sehen. Sie ging nach nebenan in das Material- und Werkzeuglager, wo es etwas ruhiger zuging. Ein junger Mann, schlank und nur wenig älter als sie, packte eine Kiste mit Eisenplatten aus.
    «Ihr sucht sicher Euren Mann. Er ist drüben im Kaufhaus.» Der Mann wischte sich die Hände an der Lederschürze ab und reichte ihr seine Rechte, an der der Zeigefinger fehlte. Er hatte ein offenes Gesicht mit strahlenden Augen, von denen eines braun, eines tiefblau war.
    «Wir haben uns zwar beim Hochzeitsfest schon kurz gesehen, aber ich denke, ich sollte mich noch einmal vorstellen. Ich bin Benedikt Hofer, seit vielen Jahren Bantzers Geselle.»
    Catharina war völlig gebannt von seinen Augen.
    «Wisst Ihr, ob mein Mann länger ausbleibt?»
    «Ich denke, er wird gegen Mittag zurück sein.»
    Sie bedankte sich und ging hinaus in den Hof, wo sie sich für einen Moment an den Brunnenrand lehnte. Nach der Hitze in der Werkstatt musste sie erst einmal Luft schnappen. Plötzlich hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden. Verunsichert sah sie sich um, aber der Hof war leer. Dann sah sie einen Schatten am Fenster des Kontors, der gleich wieder verschwand. Sie ging ins Haus zurück.
    «Ihr solltet als Frau nicht allein in die Werkstatt. Das ist zu gefährlich.»
    Catharina fuhr herum. Sie hatte Hartmann Siferlin nicht kommen hören. Für einen Mann hatte er eine unangenehm hohe und dünne Stimme. Doch mehr noch überraschte sie die Kälte, die von ihm ausging, eine spürbare Kälte, die sie frösteln ließ, als hätte sie einen Keller betreten.
    «Danke für den Hinweis, aber ich denke, es gibt gefährlichere Orte für eine Frau», sagte sie und ging die Treppe hinauf.
    Beim Mittagessen fragte Catharina Michael nach dem Schlüssel für die Bibliothek, doch er hatte auch keinen.
    «Ich finde es unerhört, dass dein Vater die Bibliothek abschließt, wenn er weg ist.»
    «Du musst ihn verstehen. Es sind sehr wertvolle Bände darunter.»
    «Und ich könnte sie stehlen?»
    «Unsinn, du natürlich nicht. Wenn du willst, frage ich ihn, ob wir einen Schlüssel nachmachen können.»
    Catharina ärgerte sich ein wenig, dass Michael nicht allein darüber entscheiden konnte. So ehrgeizig und erfolgreich er sonst war, benahm er sich seinem Vater gegenüber wie ein Kind.

    Catharina stellte bald fest, dass ihrer Selbständigkeit Schranken gesetzt wurden. Sie deutete nach der Hochzeit an, dass sie wieder im Gasthaus helfen wollte, zumindest so lange, bis die Wirtsleute einen Ersatz für sie gefunden hätten. Als Michael das hörte, wurde er so wütend, wie sie ihn noch nie erlebt hatte.
    «Meinst du, ich mache mich zum Gespött der Leute? Eine Bantzerin als Schankfrau – ich glaube, du bist vollkommen verrückt geworden!»
    Sie erfuhr, dass er schon Tage vor der Hochzeit mit Berthold und Mechtild alles Nötige abgesprochen und ihnen eine Abfindung für ihr Ausscheiden gezahlt hatte. Auch davon hatte sie wieder einmal nichts gewusst.
    Als Nächstes geriet sie mit dem Hausmädchen aneinander. Catharina war es nicht gewohnt, bedient zu werden, und so war es für sie nur selbstverständlich, ihr Zimmer selbst in Ordnung zu halten oder das Geschirr in die Küche zu tragen. Einmal verschüttete sie beim Frühstück Milch auf den Boden und kroch unter den Tisch, um die Lache aufzuwischen.
    «Ich sehe», hörte sie Gertruds Stimme über sich, «dass ich hier langsam überflüssig werde. Dann kann ich ja meine Stellung aufkündigen.»
    Catharina entschuldigte sich und versuchte ihr zu erklären, dass sie sich keineswegs in ihren Zuständigkeitsbereich einmischen wolle, aber es half nichts: Von diesem Moment an wurde ihr Verhältnis noch frostiger.
    Abends im Bett beklagte sie sich bei Michael.
    «Ich wohne hier in einem goldenen Käfig. Diese Gertrud behandelt mich wie einen hergelaufenen Eindringling, du hast Arbeit bis zum Hals und ich soll den ganzen Tag Däumchen drehen.»
    «Warte nur ab, bis wir Kinder bekommen. Dann hast du genug Aufgaben.» Er drehte sich zur Seite und gähnte. «Und mit Gertrud werde ich morgen reden.»

    Doch Michael schob das Gespräch mit dem Hausmädchen immer wieder hinaus, und es änderte sich zunächst nichts. Catharina machte eine völlig neue Erfahrung: Sie langweilte sich und fühlte sich oft allein. Manchmal war sie nahe daran, Moses zu sich zu holen, verwarf den Gedanken aber wieder, denn der Hund wäre den ganzen Tag im Hof eingesperrt. Die einzigen Lichtblicke waren Lenes Besuche und der tägliche Gang über den

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