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Die Hexe von Hitchwick

Die Hexe von Hitchwick

Titel: Die Hexe von Hitchwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Gaede
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wahr sein, Morgan war eigentlich diejenige, die eine Spur entdeckte, wenn noch nicht einmal ein Hauch davon zu orten war. Hier hatten sie eine Spur, die mit Fotos belegt war und sie wollte sie nicht anerkennen.
    Sug sprang auf, griff sich ihre Jacke und Tasche, nahm Morgans Jacke und warf sie ihr zu.
    „Was hast du vor?“, fragte Morgan.
    „Wir überprüfen die Spuren.“
    „Und wie genau?“
    „Wie heißt das nächst gelegene Dorf mit einer Kirche?“
    „Ich verstehe nicht ganz?“
    „Stammbäume, meine Liebe. Stammbäume.“

4. Kapitel

    Leonie starrte mit gerunzelter Stirn auf ihr Handy.
    Kirche? Wo war die Kirche, in die ihre Familie ging?
    Wie sollte diese Auskunft bei der Suche nach Jasmine weiterhelfen?
    Leonie zweifelte ernsthaft, ob es klug gewesen war Sergeant Danby ihre Nummer zu geben. Diese beiden vermeintlichen Sergeants waren merkwürdig und stellten merkwürdige Fragen, jetzt sogar über das Telefon.
    Gab es womöglich eine Spur zum P farrer? Aber nein, das war vollkommen ausgeschlossen.
    Wäre die Gemeinde katholisch, würde sie darauf tippen, dass jemand sein Verbrechen gebeichtet hatte, da dieses jedoc h nicht zutraf, fiel eine alles erklärende Beichte weg.
    Dennoch musste es einen Grund geben, aus dem sie zur Kirche wollten. Es musste, wie absurd dieser Gedanke auch sein mochte.
    Versunken in diesem Schwall von Gedanken, legte sie unachtsam das Handy wieder auf den Schreibtisch und ging zu ihrem Bett rüber. Ein Knarren war zu hören, als sie sich hinsetzte. Es war ein beruhigendes Geräusch der Normalität.
    Langsam wandte sie den Kopf nach rechts und blickte in den Ankleidespiegel neben ihrem Schrank. Müdigkeit blickte ihr entgegen. Sanfte Schatten hatten sich unter ihren Augen gebildet. Seit Jasmines Verschwinden waren sie ihre ständigen Begleiter, mal ausgeprägter, mal blasser. Normalerweise versteckte Leon ie sie unter einer Schicht Concealer, heute war ihr das Schminken zu mühselig gewesen und sie hatte darauf verzichtet.
    Sie wandte den Blick wieder vom Spiegel ab und ließ sich aufs Bett sinken. Irgendwie fühlte sie sich heute unglaublich schwer, ihre Glieder waren schwer, ihr Kopf, selbst ihre Seele schien aus Stein zu sein. Wahrscheinlich konnte sie nach diesen merkwürdigen Tagen nichts anderes erwarten. Sie schloss die Augen und atmete tief aus, es war schon fast ein Seufzen. Jasmine fehlte ihr, fehlte ihr wahnsinnig, so sehr, wie sie es nie für möglich gehalten hätte. Ihr Verhältnis war gut gewesen, nicht das von besten Freundinnen, die sich alles erzählten, aber ganz gut für Geschwister, die nur zwei Jahre auseinander lagen. Da jede ihr eigenes Zimmer hatte, wartete auch keine voller Ungeduld auf den Tag, am dem die andere endlich auszog. Der Gedanke, getrennt von Jasmine zu sein, hatte Leonie allerdings auch nie bedrückt oder traurig gemacht. Ging jemand seinen eigenen Weg, baute sich sein eigenes Leben auf, war das was anderes, als spurlos zu verschwinden. Selbst wenn Jasmine nach der Schule nach Australien gegangen wäre, hätte Leonie die Möglichkeit gehabt mit ihr Kontakt aufzunehmen. Diese Möglichkeit hatte sie jetzt nicht und das machte es so schlimm. Die Unwissenheit erzeugte Wut und Angst, das Unvermögen sie einfach anzurufen, ihre Stimme zu hören, sie zu sehen, ließ Verzweiflung in Leonie erstehen. Das Einzige, was die Trauer im Zaum hielt, sie so gut wie nie hochkommen ließ, war ihr unbeirrbarer Glaube daran, dass Jasmine lebte und es einen Weg gab, sie wieder zu finden.
Ihre Gedanken wurden immer bildhafter, während konkrete Gedanken mehr und mehr in den Hintergrund rückten. Ein leichter Schlummer befiel sie und ein Kälteschauder zog über ihre Gliedmaßen. Die Atmosphäre im Zimmer veränderte sich, Stille herrschte plötzlich, kein Geräusch drang von der Außenwelt herein. Die Luft vibrierte vor Anspannung und wo sich noch vor wenigen Augenblicken Leonies müde Gestalt gespiegelt hatte, entstand plötzlich etwas Seltsames, etwas Dunkles. Das Abbild der Realität in diesem filigran verzierten, goldenen Rahmen stimmte nicht überein mit der Realität, die außerhalb des Spiegels herrschte. Schwarz, mit scharfen Umrissen und doch nicht fest, stand er da, zwei Schritte vom Fußende ihres Bettes, nur einen Sprung von Leonie entfernt. Ein Schatten, erzeugt ohne Sonne, ohne Ebenbild in dieser Welt, nur im Spiegel zu sehen.
    Der Abstand zwischen Bett und Schatten verringerte sich. Es war nicht zu sagen, ob er sich auf das Bett zubewegte oder der

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