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Die Hexe von Paris

Titel: Die Hexe von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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wunderbar!« rief sie und klatschte vergnügt in die Hände. »Monsieur de Vivonne wird mich anbeten; seine Liebe wird wiederkehren! Und er wird besser für mich sorgen und gütiger sein. Oh, welch wundervolle Nachricht! Sag mir, ist es ein Knabe oder ein Mädchen?«
    Ich versuchte es noch einmal. Das Wasser in der kleinen runden Glasvase färbte sich blutrot.
    »Das Bild – es kommt nicht. Es ist – es ist zu weit in der Zukunft«, sagte ich ausweichend.
    »Ach, ist es nicht einerlei? Knabe oder Mädchen, beides ist gut.« Wir frohlockten miteinander, dann brach ich auf. Sie versprach, wieder nach mir zu schicken, und ich ging, überwältigt von dem Glück, wieder eine Familie zu haben – oder zumindest einen Teil davon, den besten. Dies ist das Ende der Experimente, gelobte ich. Ich will keine Beobachterin mehr sein. Wenn die Zeit kommt, werde ich das Bild im Glas verändern. Ich will nicht mehr dasitzen und auf das Glück warten, wenn das bedeutet, daß ich Marie-Angélique nicht behalten kann. Hörst du mich, Gott, oder Schicksal, oder wer immer du bist? Ich werde das Blut aus dem Glas wischen, ich schwöre es.
    Meine kleine gemietete portechaise hatte auf der Straße gewartet, während der Träger sich mit einem ordentlichen Quantum billigen Weines für den weiten Rückweg über den Fluß stärkte. Als wir die Brücke überquert hatten, schien die Nachmittagssonne schräg in die kahlen Gassen des Marais und tauchte die nackten Mauern der großen Residenzen in Schatten. In den schmalen verlassenen Straßen waren nur Dienstboten unterwegs; die Theatervorstellungen waren noch nicht beendet. Unvorstellbarer Luxus lag hinter den kahlen Mauern verborgen, doch ihre festungsgleichen Fassaden verrieten nichts von dem Reichtum im Innern. Ich betrat die Residenz der Duchesse de Grammont durch den Vordereingang und wurde als Besucherin empfangen. Eine der Gesellschafterinnen, eine frivole kleine Frau, erhob sich zu meiner Begrüßung vom Kartentisch. Es zeigte sich alsbald, daß ich der Höhepunkt eines nachmittäglichen Geschwätzes sein, den Damen wahrsagen und Hoftratsch voraussagen sollte.
    Nachdem sie sich über meinen Teint ausgelassen und aus meinem eigenen Munde die Erzählung von dem grauenvollen alchimistischen Unglücksfall vernommen hatten, aufgrund dessen ich so wohlerhalten war, kamen wir zum Geschäft. Ich sagte eine Veränderung der Haartracht – kleine Bäusche, oberhalb der Ohren zu tragen – und nahezu allen erfreuten Anwesenden das Erscheinen stattlicher Liebhaber und vermögender Verehrer voraus. Sodann vollführte ich Salontricks, indem ich etwa die Zahlen auf einem am anderen Ende des Raumes versteckten Kartenspiel nannte, die ich im Glas ablesen konnte, wenn ich mich nur richtig konzentrierte.
    »Meiner Treu, an meinem Spieltisch möchte ich Euch gewiß nicht sehen«, rief die Herzogin aus.
    »Ich spiele nie«, entgegnete ich lächelnd. »Das läßt der Ehrenkodex einer Wahrsagerin nicht zu.« Am Abend kehrte ich zufrieden nach Hause zurück, mit der Einladung zu einem weiteren Besuch.

    Vor meiner Türe wartete eine Sänfte im Zwielicht. Die Träger ruhten sich aus, der Insasse war noch nicht ausgestiegen. Als man meiner ansichtig wurde, trat ein gewichtiger Herr im Habit eines Rechtsgelehrten, das mit schlichten Leinenbändern versehen war, aus der Sänfte.
    »Madame de Morville? Gestattet, daß ich mich vorstelle. Ich bin Monsieur Geniers, conseiller au parlament, und bin gekommen, um Euch um eine private Unterredung zu ersuchen.« Er verbeugte sich tief und übergab mir einen versiegelten Brief. Ich brach ihn auf und sah die Handschrift, die mir von den grünen Hauptbüchern vertraut war.

Empfange diesen Herrn. Höre ihn an.
Er ist Deine Rache.

La Voisin

    »Tretet ein«, sagte ich, indes die Türe von innen geöffnet wurde. Der gewichtige Herr mit der großen Nase und der schweren dunklen Perücke folgte mir.
    »Bringe den Wein, den wir verwahrt haben, Sylvie, wir haben einen bedeutenden Gast.« Ich gab ihm ein Zeichen, mir gegenüber auf einem großen Lehnstuhl Platz zu nehmen, den mein Lakai herbeigebracht hatte.
    »Madame, ich bin ein tiefbetrübter Mann. Um eine sehr lange Geschichte kurz zu erzählen, ich habe eine jüngere Frau geheiratet, die ich anbetete und die mich zu lieben beteuerte. Doch ich mußte entdecken, daß sie mich mit einem Abenteurer namens Chevalier de Saint-Laurent betrog.« Er hielt inne und seufzte schwer.
    »Und weiter –?« drängte ich. Meine Stimme ließ

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