Die Hexe
gleichzeitig nicht auf seinen Einfluss verzichten.«
»Glaubst du wirklich, dass es ihm darum geht?«
»Unter anderem darum. Der Kampf für das Wohl der Menschheit bedeutet für ihn eine Art Ablasshandel.«
»Und Kara benutzt ihn für ihre Zwecke?«
»Zweifellos.«
»Wann möchtest du Edik vernehmen?«, erkundigte sich Schustow.
»Wir werden noch heute zu ihm fahren.« Der Major drückte seine Zigarette aus und sah Sergej an. »Zusammen. «
Der Dicke nickte und kratzte sich am Nacken. »Nehmen wir ein SEK mit?«
»Edik ist ein vernünftiger Mensch«, erwiderte Kornilow schmunzelnd. »Er wird eine gewisse Höflichkeit zu schätzen wissen.«
»Dann also ohne SEK«, seufzte Schustow und blies die Backen auf.
Das Telefon klingelte und Andrej nahm den Hörer ab.
»Ja bitte?!«
»Major Kornilow?«
Es war Santiago!
»Entschuldigen Sie, dass ich mich so lange nicht mehr gemeldet habe, Major Kornilow, ich war sehr beschäftigt. «
»Kein Problem«, erwiderte Andrej. »Wie geht es Ihnen? «
»Allmählich bekomme ich die Dinge in den Griff. Und was machen Ihre Ermittlungen?«
»Sie machen Fortschritte«, antwortete der Polizist. »Ich bin auf eine sehr interessante Spur gestoßen.«
»Das freut mich für Sie.« Der Kommissar hielt kurz inne. »Sagen Sie, Major Kornilow, gibt es in Ihren Ermittlungen irgendeinen Bezug zu einer Zauberin namens Kara?«
»Wie kommen Sie darauf?«, fragte Andrej vorsichtig.
»Also ja?«
»Arbeitet Kara für Sie?«
Kornilows Miene verfinsterte sich. Santiago hatte ihn schon früher einmal dazu aufgefordert, gewisse Leute nicht zu behelligen. Diesmal würde er ihm diesen Gefallen nicht tun können. Des Majors Befürchtung erwies sich indes als unbegründet.
»Kara arbeitet gegen mich«, verkündete Santiago. »Und ich bin sehr daran interessiert, sie zu neutralisieren. Wissen Sie, wo sie wohnt?«
»Nein, aber es könnte sein, dass ich es in Kürze herausfinde. «
»Und dann werden Sie ihr einen Besuch abstatten?«
»Unbedingt«, bestätigte Andrej. »Ich kann es kaum erwarten, die Dame kennenzulernen.«
»Ich verstehe Ihre Ungeduld«, bekannte Santiago lachend. »Nun denn, da wir abermals gemeinsame Interessen verfolgen, werde ich Ihnen bei Ihren Plänen nicht im Wege stehen, Major Kornilow. Dennoch möchte ich Sie darauf hinweisen, dass Kara äußerst gefährlich ist. Sie ist eine außergewöhnlich mächtige Magierin. Außerdem hat sie keinerlei Respekt vor den Ordnungskräften. Ihre Polizeimarke dürfte sie wohl kaum beeindrucken. «
»Machen wir es doch so«, schlug Andrej nach kurzem Nachdenken vor. »Ich werde Kara zunächst allein aufsuchen und sollte ich feststellen, dass ich nicht mit ihr fertigwerde, wende ich mich vertrauensvoll an Sie. In Ordnung?«
Santiago überlegte einige Augenblicke, dann stimmte er zu: »In Ordnung, Major Kornilow, das ist ein vernünftiger Vorschlag. Allerdings …« Der Kommissar stockte.
»Was allerdings?«, fragte Andrej nach.
»Es wäre dennoch klug, wenn Sie eine kleine Absicherung meinerseits akzeptieren würden«, sagte Santiago milde. »Kara wird nicht davor zurückschrecken, ihre magischen Fähigkeiten skrupellos einzusetzen. Darauf sollten Sie vorbereitet sein. Einige einfache Sicherheitsmaßnahmen würden Ihnen eine große Hilfe sein und ich wäre beruhigt.«
»Ihre Unterstützung ist mir willkommen«, erwiderte Andrej.
»Ausgezeichnet!« Mit Verwunderung registrierte der Major eine regelrechte Erleichterung in Santiagos Stimme. »Man wird Ihnen unverzüglich einige Artefakte bringen und Ihnen erklären, wie Sie damit umzugehen haben.«
Moskau, Konjuschkowskaja-Straße
Samstag, 30. September, 15:21 Uhr
Burchan hatte nicht zu viel versprochen: Sämtliche Benutzersperren des Superhirns waren außer Kraft gesetzt. Den Vollprofi, dem es gelungen war, den Computer zu knacken, hätte die T-Grad-Com gewiss mit Handkuss eingestellt. Cortes kontrollierte noch einmal die Funktion sämtlicher Programme, verstaute das Gerät in seiner Tasche und stieg aus seinem Lincoln Navigator aus.
Burchan hatte einen astronomisch hohen Preis für das Superhirn verlangt, und Cortes war es selbst nach zähen Verhandlungen nicht gelungen, ihn auf eine maßvolle Summe herunterzuhandeln. Trotzdem war ihm nichts anderes übriggeblieben, als den Computer zu kaufen, denn ohne diese Wunderwaffe hätte er sich den Weg zu Kara von vorneherein sparen können.
Die Investitionen in das Vorhaben der Söldner nahmen inzwischen bedenkliche Ausmaße
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