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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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wieder nach Hause zu dürfen in die Obhut ihrer liebe- und verständnisvollen Eltern - oder etwa nicht? Was war im Kopf der
verwirrten Novizin vor sich gegangen? Hatte sie ihren Freispruch überhaupt begriffen? Oder hatte Constanze sich bereits so weit von der Realität entfernt, dass sie mit dem Begriff »frei« gar nichts mehr anzufangen wusste? War es überhaupt ein Freitod gewesen? Hatte womöglich jemand nachgeholfen?
    Noch war nichts geklärt; die Ursache des Dramas war noch unentdeckt. »Es war Euer Prozess, Graf«, befand der Herzog. »Ihr solltet den Vorfall deshalb auch aufklären. Das sind wir den armen Eltern schuldig.«
    Dass Maximilian das Wort »wir« benutzt hatte, zeigte, dass der Fürst sich selbst nicht von jeglicher Verantwortung ausschloss. Alberta registrierte dies mit einer Spur von Erleichterung. Gleichzeitig überlegte sie fieberhaft.
    »Ich muss umgehend zum Falkenturm und die Henkersleute befragen«, kündigte sie an und der Herzog nickte.
    »Das müsst Ihr wohl, Graf. Euer Pater soll Euch begleiten. Womöglich gibt es dort jemanden, der eher mit einem Geistlichen sprechen möchte, als mit dem Hexenrichter.«
    Die Gräfin schluckte, als ihr Landesherr diesen Ausdruck, den sie so verabscheute, benützte. Aber jetzt war nicht die Zeit, um über eigene Befindlichkeiten nachzugrübeln.
     
    Die Eltern Constanzes hatte man in die Residenz gebracht, wo Gräfin Angelica - ruhiggestellt durch einen Heiltrank des herzoglichen Leibarztes - auf einem Diwan eingeschlummert war, während der Graf von Heilbrunn wie ein gefangener Tiger in dem Gemach hin- und herlief. Seine absolute Hilflosigkeit war es, die ihn schier um den Verstand brachte.
    Als man ihm den »Grafen zu Mangfall-Pechstein« meldete, war er im ersten Augenblick wütend, gab er ihm doch insgeheim die Schuld am Tod der Tochter. Gleich darauf fiel ihm ein, wie unsinnig das war. Gerade »dem Obersten Kommissar«
war es schließlich zu verdanken, dass seine arme Constanze mit ihren irren Fantastereien nicht weiß Gott wo gelandet war.
    Als Alberta durch die Tür trat, umarmte sie daher der unglückliche Vater und begann sofort, wie ein verlassenes Kind zu weinen.
    »Wie ist es nur möglich, dass unsere Constanze das getan hat?«, fragte er immer wieder. »Wie konnte sie ihrer Mutter und mir dieses Leid zufügen? Sie musste doch wissen, dass Selbstentleibung eine Todsünde ist!«
    »Ich werde untersuchen, ob sie sich wirklich selbst das Leben genommen hat«, sagte Alberta bestimmt und verzweifelt darum bemüht, ihre Fassung zu bewahren. Von den lauten Stimmen geweckt, erwachte die Gräfin. Sie begann jämmerlich zu schluchzen. »Mein Kind wollte ich mitnehmen - aber doch lebendig und nicht in einem Sarg!«
    Um nicht ebenfalls von einer Tränenflut übermannt zu werden, verabschiedete sich Alberta, wobei sie noch im Hinausgehen den Eltern versprach, alles zu tun, damit sie den Leichnam ihrer Tochter bald mitnehmen könnten.
    Sie wagte nicht sich vorzustellen, welche Empfindungen den Grafen und seine Gemahlin quälten, die gewiss das Stammschloss in Heilbrunn wunderschön hatten schmücken lassen, um die glückliche Heimkunft der einzigen Tochter zu feiern. Und die nun gezwungen waren, eine Totenfeier in der Familiengruft auszurichten.
    Alberta selbst stand noch zu sehr unter Schock, um die Bedeutung des Geschehenen verarbeiten zu können. Aber es dämmerte ihr bereits, dass wohl doch noch nicht alles so bald ein gutes Ende für sie fände …

KAPITEL 61
    2. April 1612, im Falkenturm
     
    IN ABSTÄNDEN LIESS sich Alberta immer wieder von der Kerkermeisterin die Szene schildern, die sich dieser vor kurzem im obersten Stockwerk des Falkenturms dargeboten hatte.
    »Aber Herr«, greinte die schlichte Frau, die immer noch ihre Nachthaube aufhatte. »Das alles hab’ ich Euch doch schon ein Dutzend Mal gesagt. Als ich ins Zimmer kam, hab’ ich auf den ersten Blick gesehen, dass das Bett leer war. Ich hab’ geglaubt, dass das Fräulein vielleicht das Geheime Gemach aufgesucht hat. Dann ist mir eingefallen, dass ich selbst gerade dieses Kämmerchen verlassen hab’ und mir die Gräfin eigentlich hätt’ begegnen müssen, nicht wahr? Aus irgendeinem unguten Gefühl heraus hab’ ich hinter die Tür geschaut und bin zu Tode erschrocken!
    Der Mond hat noch ins Kämmerchen geschienen und da hab’ ich sie liegen sehen - voller Blut! Ich weiß nicht, Herr Richter, was ich anderes erzählen könnt’. Ich lüge ganz bestimmt nicht, Euer Gnaden!«
    »Ich

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