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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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sich wohl ausgedacht, die Opfer nackt auszuziehen, um angeblich nach ›Hexenmalen‹ zu suchen, die - welch ein Wunder! - sich ausgerechnet an den geheimsten Orten des weiblichen Körpers befinden?
    Um sich ja kein Detail ihrer Anatomie entgehen zu lassen, müssen die Delinquentinnen vom Henker an den behaarten Stellen rasiert werden, um dem forschenden Auge alles zu präsentieren, was einem das normale Schamgefühl eigentlich von selbst verbieten müsste.«
    Alberta wagte nach diesem Ausbruch nicht mehr, zuzugeben, selbst zu dieser üblen Kategorie von Juristen zu gehören.
Dabei hatte der Baron ja so Recht! Sie persönlich hatte das Verfahren des »Suchens von Hexenmalen« stets als genauso beschämend und demütigend für die betroffenen Frauen empfunden.
    Es war ihr keineswegs verborgen geblieben, wie manche ihrer Mitkommissare regelrecht geifernd die entblößten Leiber der angeblichen Satansdienerinnen betrachteten.
    Der »Eisenhans« hatte die vermeintlichen Male mittels einer Nadel, die er in dunkle Hautflecken einstach, aufzufinden. Bluteten sie nicht, war der »Beweis« erbracht. War es wirklich Zufall, dass diese Male immer an den Brüsten, zwischen den Gesäßbacken, am Unterbauch oder gar zwischen den Oberschenkeln, nahe der Vagina der betreffenden Frauen, zu finden waren?
    »Man kann es juristisch verbrämen, wie man will und auch gelehrtes Latein ändert nichts an der Tatsache, dass das Ganze eine Sauerei ist, wie man bei uns in Österreich sagt. Diese Art von Gerichtsverfahren - von den grausamen Folterungen ganz zu schweigen - zerstört nicht nur die menschliche Würde der Betroffenen, sondern ebenso die der damit Befassten«, brach es aus Albrecht von Hochfelln-Tausch hervor.
    Die Gräfin musste sehr an sich halten, um nicht in Tränen auszubrechen. Erst viel später sollte sie erfahren, dass der Baron eine entfernte junge Verwandte durch einen Hexenprozess verloren hatte. Ganz schnell wechselte sie das Thema und sprach über ein Bild von Leonardo da Vinci, das im Salon des Venezianers hing und das sie für Herzog Maximilian erwerben wollte.

KAPITEL 22
    14. Juni 1611, auf der Insel Murano
     
    BEIDE EDELLEUTE HATTEN sich für diesen Tag zu einem Besuch der Glasbläserinsel Murano verabredet. Am Morgen trafen sie sich am Anlegesteg des Fährbootes. Soweit Alberta inzwischen wusste, war der attraktive Freiherr drei Jahre älter als sie, also achtundzwanzig. In Gedanken beschäftigte sie sich inzwischen mehr mit ihm, als sie sich selbst eingestehen wollte.
    Albrecht hatte in Pisa und Innsbruck ebenfalls die Rechte studiert und seinen Doktorhut erworben; in Kürze würde er die Verwaltung des mütterlichen Besitzes in der Toskana, sowie der Familiengüter in der Nähe Roms übernehmen, während sein älterer Bruder daheim nahe Graz die Herrschaft über die Baronie und ihre Latifundien nach dem Tod des Vaters bereits angetreten hatte.
    »Sowohl mein Bruder Felix mit seinen fast vierzig Jahren als auch ich befinden uns auf Brautschau«, sagte Albrecht gerade und musterte neugierig »seinen Gefährten«. »Wie steht es mit Euch, Graf? Seid Ihr schon fündig geworden in dem Ozean der holden Weiblichkeit, welche nur darauf wartet, von uns zum Traualtar geschleppt zu werden?«, frotzelte er.
    »Nein, nein«, wehrte Alberta hastig ab. »Ich werde niemals heiraten.«
    »Nein? Aber warum denn nicht? Ihr sagtet doch, Ihr wäret der älteste Sohn Eures Vaters? Da wird doch sicher von Euch erwartet, dass Ihr als Stammhalter der Familie die Blutlinie fortführt.«
    »Das schon, ja. Aber ich habe als junger Bursche - nach dem Tod meiner Zwillingsschwester - dem Herrn Jesus und seiner hochheiligen Mutter Maria gelobt, mich niemals zu vermählen«,
beeilte sich Alberta zu entgegnen und hoffte inständig, ihr Begleiter würde das verfängliche Thema nicht weiterverfolgen.
    »Ach so! Aber da wart Ihr doch gewiss noch sehr jung. Es dürfte nicht schwer sein, einen Priester zu finden, der Euch von dieser voreiligen Zusage entbindet, sobald Ihr eine geeignete Braut gefunden habt, Graf.«
    »Meint Ihr? Ja, kann sein, dass dies möglich wäre. Aber ich habe mich diesbezüglich noch nicht umgetan. Außerdem habe ich einen jüngeren Bruder. Das Bürschchen ist zwar erst knapp vierzehn, aber so geil auf Weiber, dass unser Vater ihn bestimmt bald verheiraten wird, damit er nicht alle Mägde der Gegend schwängert. Ich habe ihn persönlich dabei erwischt, wie er im Stall mit einer unserer Mägde zugange war.«
    Alberta war

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