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Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Titel: Die Hexengabe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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bei dem letzten Sturm, vielleicht, weil es taghell war.
    Bevor sie die Treppe hinabkletterte, drehte sie sich noch einmal zum tobenden Meer um.
    Was war das? Ein dreieckiger Keil, der sich um sich selbst drehte, raste auf sie zu.
    Rosa konnte nicht anders, sie musste das anschauen, es war so kraftvoll, so anders als alles, was sie je gesehen hatte.
    Jemand packte sie von hinten.
    »Bist du irre? Was hast du hier draußen zu suchen?« Der Missionar schüttelte seinen Kopf und spritzte dabei viele Wassertropfen in Rosas Gesicht. Seine schwarze Kutte hing vollgesogen und schwer von seinen Schultern.
    »Was ist das?« Rosa zeigte auf den Keil.
    »Eine Windhose. Wenn uns die erwischt, dann fahren wir ins Himmelreich. Du solltest jetzt weg vom oberen Deck.«
    »Aber man hat nach Wolfhardt verlangt.«
    »Wenn der klug ist, bleibt er dort unten, jetzt kann man sowieso nichts machen.«
    Das Schiff schlingerte und schleuderte Rosa gegen den Missionar.
    »Da hast du’s, komm mit in meine Kajüte. Die ist zwar auch nur eine Bruchbude, aber besser als nichts.«
    Er packte Rosa und zerrte sie durch den niederprasselnden Regen hinter sich her. Rosa kam sich vor wie eine räudige Katze, die zum Abdecker geschleift wird. Doch sie wehrte sich nicht. Erstens war sie viel zu beschäftigt damit, das Gleichgewicht zu halten, denn jetzt waren die Planken glitschig, und das Schlingern des Schiffes brachte sie beide ständig ins Taumeln. Und zweitens wollte sie nicht unter Deck, wo es nicht nur erbärmlich stank, sondern auch noch die Fleckfieberkranken im Fieberwahn lagen. Alles war besser als das, sogar die Kajüte des Missionars.
    Endlich gelangten sie dort an. Er riss die Tür auf und schubste Rosa hinein. Die Kajüte war genauso klein wie die von Wolfhardt. Es gab eine schmale Pritsche und einen winzigen Tisch mit Stuhl unter einem sehr kleinen Fenster, durch das man sonst auf das Deck und den Großmast sehen konnte. Jetzt klatschten Wassermassen herunter, und alles sah verschwommen aus.
    »Am besten ziehst du deine nassen Sachen aus und legst dich auf die Koje.«
    Er entledigte sich seines triefenden Talars, warf ihn zusammen mit seinem Hemd, das er ebenfalls auszog, auf den Boden, dann nahm er, nur noch mit der Kniehose bekleidet, auf die Pritsche Platz und lud sie mit einer Handbewegung dazu ein, sich neben ihn zu setzen.
    Rosa vermied es, ihn anzusehen. Lieber würde sie sterben, als seiner Einladung zu folgen.
    Aus den Augenwinkeln sah sie an seinem Hals etwas aufblitzen, eine Kette mit einem seltsamen Kreuz.
    Sie hielt sich immer noch am Türrahmen fest und versuchte trotz des ständigen Stampfens und Schlingerns des Schiffes nicht umzufallen. Der Wind heulte durch alle Ritzen der Kajüte, langsam wurde ihr in den nassen Sachen kalt. Sie hatte am ganzen Körper eine Gänsehaut und begann zu zittern.
    »Das ist dumm von dir, du solltest dich hinlegen und deine Kräfte sparen. Dich dem Sturm hingeben, statt dich dagegenzustemmen.«
    Rosa fühlte, dass er recht hatte, aber das würde sie niemals zugeben. »Ich werde gehen«, sagte sie, konnte den Satz aber nicht mehr zu Ende sprechen, weil über ihnen ein gewaltiges Krachen zu hören war und dann ein Riesenschwall Wasser hereinbrach, der Rosa umriss. Sie kam hoch, hustete Salzwasser aus und schnappte nach Luft. Noch ein Schwall Wasser brach durch den Türrahmen, riss die Tür aus den Angeln und schleuderte sie gegen Rosa, die von dem Schlag zurück ins Wasser stürzte, wo sie hin und her getrieben wurde wie ein Stück Treibholz.
    Der Priester sprang auf, watete zu Rosa und hievte sie aus dem Wasser zu sich auf die Koje. Sie hustete, keuchte und würgte, dabei klapperten ihre Zähne unablässig. Der Priester machte eine Bewegung zu ihr hin, zögerte, dann zog er Rosa in seine Arme und versuchte, sie zu beruhigen. Sie war viel zu schwach, um sich zu wehren, und ließ es geschehen. Schließlich lag Rosas Kopf so dicht an seiner Brust, dass sie trotz des wütenden Seegangs sein Herz schlagen hören konnte. Seine Wärme entspannte sie etwas, und das Zähneklappern wurde schwächer.
    »Wir könnten sterben und sollten Frieden schließen«, sagte er, als sie wieder normal atmete.
    »Sollten wir vorm Sterben dann nicht lieber beten und Frieden mit Gott schließen, besonders du als Missionar?« Rosa rang sich die Worte ab, damit er nicht etwa glauben sollte, nur weil sie in seinen Armen lag, hätte sich zwischen ihnen irgendetwas geändert.
    Er lachte. »Du bist wirklich unglaublich! Wir

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