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Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Titel: Die Hexengabe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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hatten.
    Rosa gab sich einen Ruck. »Ich werde jetzt den Baldessarini aufsuchen. Und wenn er mich mitnimmt, dann werde ich losziehen und Kaspar holen!«
    Niemand beachtete sie, gerade so, als hätte sie nichts gesagt. Nur Toni nickte ihr aufmunternd zu, und so machte sich Rosa mit gemischten Gefühlen auf den Weg zum Pellerhaus am Egidienplatz.
    Was, wenn Baldessarini sie genauso auslachen würde wie die Männer vom Rat? Und was, wenn er sie wirklich mitnehmen würde? Wie würde es in Venedig weitergehen? Rosa schob den Gedanken weit von sich. Wenn sie erst einmal dort war, würde sie einen Weg finden. Sie scheute sich vor keiner Arbeit und wäre sie auch noch so hart.
    Rosa war schon oft an diesem Gebäude vorbeigelaufen, aber sie hätte nie daran gedacht, dass sie einmal hineingehen würde. Allein.
    Seit die Egidienkirche gegenüber vom Pellerhaus vor zwei Jahren abgebrannt war, wirkte es noch prächtiger.
    Egal, Rosa, du willst nach Indien, ermahnte sie sich, da wirst du doch nicht schon hier scheitern, nur weil das Haus dich einschüchtert.
    Reichlich stockend erklärte sie dem Bedienten am Eingang, wen sie suchte. Er wies sie unter neugierigen Blicken an, durch den gepflasterten Innenhof zum hinteren Haus zu gehen und sich dort nach rechts zu wenden und in den ersten Stock zu steigen.
    Rosa bestaunte die Säulenbögen, die den großen Hof umsäumten, bewunderte das mehrstöckige Hinterhaus. Es war selten in Nürnberg, dass die Hinterhäuser genauso reich geschmückt waren wie die vorderen.
    Die üppigen Fresken, Blumengirlanden, Engel und Früchte im Treppenaufgang entzückten sie so, dass sie darüber ihre Aufregung vergaß und einmal sogar stehen blieb, um mit ihrem Finger über das Gesicht eines besonders freundlich lächelnden pausbäckigen Engels zu streichen.
    »Bring mir Glück!«, flüsterte sie.
    Endlich war sie an dem Zimmer angelangt, wo sie Baldessarini finden sollte. Sie klopfte zaghaft an die Tür und war überrascht, als ihr kurz darauf schon geöffnet wurde.
    Drei Männer standen ihr gegenüber. Gleich drei.
    Rosas Herz klopfte deutlich schneller.
    Ein kleiner Mann in prächtigen Kleidern aus golddurchwirktem Brokatstoff und mit vielen Spitzenrüschen am Ärmel sah zu ihr hoch. Das war sicher Baldessarini, der Kaufmann aus Venedig, denn bei dem anderen in düsterem Schwarz handelte es sich um den Spitzbärtigen aus dem Rat, den sie nie vergessen würde, weil er zum ersten Mal laut gesagt hatte, was alle anderen nur zu tuscheln wagten: dass sie ein teuflischer Krüppel war. Seinen Namen hatte sie von Toni erfahren: Georg Heinrich Dobkatz, der Weiberfeind.
    Und dann stand dort noch ein Priester. Allerdings konnte das keiner aus Nürnberg sein, denn die trugen nicht solche merkwürdigen Hüte. Nein, das war ganz offensichtlich ein Katholik. Was hatte der in Nürnberg zu suchen, vor allem, was hatte einer vom Rat mit so einem Katholischen zu schaffen?
    Alle drei starrten sie an. Der Venezianer nestelte an seinen Spitzen herum, Dobkatz funkelte wütend, nur der Priester schenkte ihr ein freundliches Lächeln.
    Jetzt nicht aufgeben, dachte Rosa. Jetzt alles auf eine Karte setzen.
    »Ich wollte Euch nicht inkommodieren«, begann sie.
    »Was wollt Ihr denn hier?«, herrschte Dobkatz sie an. »Ich wähnte Euch schon halb in Indien?« Er lachte meckernd.
    »Dobkatz, was redet Ihr, was seid Ihr für ein Kavalier.« Der Venezianer deutete eine galante Verbeugung an, die Rosas Aufmerksamkeit erst richtig auf seine Kleidung lenkte.
    Über der weiten Kniehose trug er einen ebenfalls knielangen, dunkelblauen Justaucorps mit goldenen, ziselierten Schmuckknöpfen und weiten Ärmeln, darunter ein mit Rüschen verziertes Hemd, weiße Seidenstrümpfe und Schuhe aus weich glänzendem Leder. Statt eines Kragens hatte er ein samtiges Halstuch umgelegt, dessen Zipfel in das oberste Knopfloch des Justaucorps gesteckt waren, sein langes Haar war gepudert und zu einem Zopf zusammengefasst.
    Rosa musste sich dennoch ein Lächeln verkneifen, denn der Kaufmann war ein kleiner, wohlgenährter Mann, der doch nur lächerlich pompös wirkte.
    »Allora, setzen wir uns.« Der Venezianer zeigte galant auf die schweren Stühle aus dunklem Holz mit dunkelgrünen Samtpolstern, die um einen ovalen Tisch gruppiert waren. Zögernd folgte Rosa seiner Einladung und nahm Platz. Dobkatz und der Priester folgten eher widerwillig und setzten sich ebenfalls. Dann klatschte der Venezianer in die Hände, was einen reglos in der Ecke stehenden

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