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Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Titel: Die Hexengabe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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eben mit gutem Beispiel voran!«, gab Carlo zurück und riss sich das Hemd vom Leibe. Siranush tat es ihm gleich, ja, die beiden gerieten in einen Wettstreit darüber, wer schneller im Wasser war.
    Rosa saß immer noch auf dem lehmigen Gras und konnte nicht anders, als die beiden zu beobachten. Aber auf keinen Fall würde sie sich ausziehen, im Gegenteil, sie wünschte sich Decken, um sich zu verhüllen. Nach dem, was die Kerle ihr am Brenner angetan hatten, wollte Rosa Männer nicht einmal in ihrer Nähe wissen.
    Nachdenklich betrachtete sie Carlo. Seine Entstellung im Gesicht war so hässlich, dass sie Rosas Mitleid weckte. Doch als Carlo sich pfeifend auszog, entdeckte sie zu ihrem großen Erstaunen, dass die Haut seines Körpers glatt und straff über kräftigen Muskeln lag und im Licht des Sonnenuntergangs bronzefarben schimmerte. Sie kauerte sich unwillkürlich noch mehr zusammen und war froh, als er von ihr weg, zum Wasser hin rannte und sich kopfüber hineinstürzte.
    Siranush rief ihm lachend Worte zu, die Rosa nicht verstand, und entkleidete sich voller Würde. Rosa war verblüfft, als sie sah, wie zart Siranush ohne ihre dicken Kleider wirkte. Sie hatte die schmale Taille eines jungen Mädchens. Ihr kleiner, fester Busen wirkte weiß und jungfräulich über den kräftigen, schwarz behaarten Beinen. Siranush schien doch um einiges jünger zu sein, als sie gedacht hatte. Unwillkürlich verglich Rosa sich in Gedanken mit ihr.
    Ihr eigener Busen war viel üppiger, und weil sie vorsichtig unter ihr Hemd gelugt hatte, wusste sie, dass sich die Bisswunde entzündet hatte und eine Brust schwarz verfärbt war. Ihre Taille war lange nicht so schmal wie die von Siranush, außerdem voller Kratzer und rund um den Nabel voll grüngelber Flecken. Ihren Hintern hatte sie seit dem Überfall nicht betrachten können, aber ihre von Prellungen und Blutergüssen verformten kräftigen Beine.
    Rosa wünschte sich, all das wäre auch unter einem Fell von schwarzen Haaren verdeckt, stattdessen blitzten spärliche Härchen durch die löchrigen Fetzen, die einmal ihre Kleider gewesen waren, in der Sonne golden auf, so als ob sie sich über den geschundenen Leib lustig machen wollten.
    Dann drehte Siranush ihr den Rücken zu. Rosa sog unwillkürlich Luft durch die Zähne, als sie Siranushs Rücken sah. Großflächige Narbenfelder, wie von Brandwunden, zogen sich von den Schulterblättern bis zur Hüfte, und in diesen rosaweißgelb schimmernden Hautverwerfungen waren noch andere Narben, wie von Einstichen.
    Die Armenierin musste entsetzliche Schmerzen gehabt haben. Rosa fragte sich, wie alt diese Narben sein mochten und wie sie wohl entstanden waren. Rosa war froh, dass Siranush gerade mit Carlo herumturtelte, denn sie hätte nicht einfach darüber hinweggehen können. Die beiden schwammen wie Fische, sie tauchten umeinander, spritzten sich voll und quietschten dabei ausgelassen. Dann rannte Siranush aus dem Wasser, und weil sie ihre Armreife und Ketten anbehalten hatte, klingelte es bei jedem Schritt. Sie holte eine Seife, mit der die beiden sich gegenseitig einseiften. Ihre Stimmen wurden nun ruhiger, dann verstummten sie ganz, nur das leise Klingeln von Siranushs Schmuck war noch zu hören, dann stärkeres Klingeln, schließlich heftiger werdendes Atmen, immer hemmungsloser, bis Siranush einen leisen Schrei ausstieß, der von Carlo mit einem Aufstöhnen beantwortet wurde.
    Rosa wurde übel davon, es erinnerte sie an den Überfall und machte sie vollkommen starr.
    Siranush und Carlo tauchten kichernd und mit nassen Haaren vor ihr auf. Auf ihren Körpern schimmerten die Wassertropfen in den letzten Strahlen der Abendsonne wie rosa Perlen.
    »Na«, sagte Siranush. »Hast du es dir überlegt?«
    Obwohl Rosa so gern all den Dreck und die Spuren der Männer abgewaschen hätte, brachte sie nur ein ersticktes »Nein« heraus und biss sich dann auf die Lippen, um nur ja nicht schon wieder zu heulen.
    Carlo, der seine Haare trocken schüttelte, hörte plötzlich damit auf und sah zu den beiden hin.
    »Siranush, lass sie in Ruhe – sie braucht eben noch etwas Zeit.«
    »Außerdem kann ich nicht schwimmen.« Rosa gab sich Mühe, ihre Stimme fest klingen zu lassen.
    Carlo und Siranush sahen sich an, dann kam Siranush näher und redete ruhig, aber bestimmt auf Rosa ein.
    »Achtschigges, ich war grob. Ich glaube, ich verstehe dich sehr gut.«
    Rosa sah sofort die schrecklichen Narben auf Siranushs Rücken vor sich.
    »Sieh, es wird gleich

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