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Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Titel: Die Hexengabe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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Zubereitung, deutete darauf und ratterte ihre Antwort herunter: »Eine Zubereitung aus Pflaumen nach der Vorschrift des Antidotarium Nicolai. Wir haben nur die abführende Version, es gibt aber auch eine nichtabführende.«
    Wolfhardt nickte und nahm einen Schluck Schnaps. »Diathacolicon Nicolai?«
    »Eine abführende Latwerge aus Röhrenkassie, Tamarindenbaum, Senna, Rhabarber und Flohsamen.«
    »Das genügt für heute, morgen reden wir über die Salben, die bei Quetschungen und Verbrennungen helfen.« Er hielt ihr die Flasche hin, und als sie den Kopf schüttelte, betrachtete er sie so lange, dass ihr ganz unwohl dabei wurde.
    »Ich weiß nicht, irgendwas an dir stimmt nicht.«
    »Ich sehe aus wie alle, das wird es sein.«
    Rosa nahm sich vor, ihre Mütze tiefer ins Gesicht zu ziehen und den Kopf geneigter zu halten. In ihre kurzen Haare schmierte sie heimlich Öl, welches sie aus dem Medikamentenschränkchen entwendete, damit sie dunkler aussahen.
    Wolfhardt seufzte. »Du hast recht. Kannst du eigentlich Karten spielen?«
    Rosa nickte.
    »Wie wär’s dann mit einer Runde?«
    »Ich habe keine.«
    »Dann sieh zu, dass du welche besorgst.« Wolfhardts Stimmung kippte schon wieder, und Rosa wollte ihn gern bei Laune halten. Deshalb machte sie sich auf die Suche nach Willem und stieg hinab ins Zwischendeck, in dem es mittlerweile grauenhaft nach Urin, toten Ratten, saurem Erbrochenem und ungewaschenen Männern stank. Wieder war sie erleichtert, dass sie oben an Deck schlafen durfte.
    Erst nachdem sich ihre Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten, erkannte sie Willem, der sich mit zwei anderen Schiffsjungen prügelte.
    Rosa blieb stehen, fragte sich, ob sich ein Mann einmischen oder abwarten würde, und war froh über den Dolch in ihrer Hose.
    »Leute, lasst ihn, zwei gegen einen, das ist feige!«
    »Sollen wir gleich mit dir weitermachen?«
    »Wohlan, wenn ihr euch traut.« Rosa richtete sich so groß auf, wie sie konnte, und hoffte, dass sie furchterregend aussah.
    »Aber ich merke mir eure Gesichter, falls ihr dann mal die Hilfe vom Arzt braucht …«
    Der eine der beiden stürmte auf sie zu und hieb ihr seine Faust fest ins Gesicht. »Lächerlich, du Großmaul! Das wagst du nicht.«
    Aus Rosas Nase tropfte Blut, dumpfer Schmerz breitete sich in ihrem Gesicht aus.
    »Was ist hier los?«
    Die Stimme vom Profos. Sofort legte der Schläger seine Hand freundschaftlich um Rosas Nacken. »Ein Wort und du überlebst diese Nacht nicht«, zischte er, wandte sich dann dem Profos grinsend zu. »Ein Witz unter alten Freunden.«
    Der Profos kam näher, betrachtete die Spuren des Schlages in Rosas Gesicht und befahl den dreien, sich sofort zu zerstreuen.
    Rosa hatte das sardonische Zucken seines Mundes sehr deutlich gesehen. Es hatte ihm gefallen, dass sie verletzt worden war. Sie musste sich immer noch vor ihm in Acht nehmen. Das Blut rann unablässig aus ihrer Nase. Sie hielt den Kopf unwillkürlich hoch, um ihre Kleider nicht völlig zu verschmutzen. Doch dann senkte sie den Kopf abrupt wieder. Männer achteten nicht auf so etwas.
    Willem stürzte zu ihr. »Tut mir leid, aber die beiden haben den letzten Kuchen aus meiner Kiste gestohlen. Das konnte ich nicht dulden.«
    »Ist nicht so schlimm.« Insgeheim dachte sie, dass ihr die Verletzung sogar ganz gelegen kam, denn je entstellter sie wirkte, desto weniger würde Wolfhardt darauf kommen, dass sie eine Frau war.
    »Hast du Karten? Dann komm, gehen wir hoch und spielen eine Runde.«
    Willem griff sich sein Kartenspiel, ein billiges französisches, wie Rosa sofort erkannte. Keins wie die, die ihr Vater gefertigt hatte. Das einzelne Blatt war sehr dünn, zeigte schon deutliche Gebrauchsspuren, und die Rückseite war gar nicht bedruckt.
    Als sie an der Kajüte des Arztes angelangt waren, kam Wolf gerade heraus. Er warf einen Blick auf Rosas Gesicht, fluchte und holte aus dem Schrank, den er vorhin verschlossen hatte, eine Salbe heraus.
    »Drück fest auf den Nasenflügel, das stoppt die Blutung! Was glaubst du, welches wäre hier das Mittel der Wahl?«, fragte er.
    »Uguentum Apostoloru«, schlug Rosa vor, »eine Salbe des Avicenna aus zwölf heilenden Pflanzenextrakten.«
    »Kein schlechter Vorschlag, aber ich denke, hier verwenden wir Emplastrum Vigonis.« Wolfhardt legte ein Pflaster auf ihre ebenfalls ramponierte Wange, dabei betrachtete er ihr Gesicht sehr genau.
    »Ein von de Vigo, dem Leibarzt Papst Julius des Zweiten«, Rosa beeilte sich mit dem Reden, weil sie

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