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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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kranke und gebrechliche Comtesse Charlotte diente als vollgültiges Alibi.
    Monsieur Bernard hatte Adelaide und Hélène als seine Cousinen aus der Schweiz vorgestellt, und niemand fragte danach, warum man bisher nie etwas von seiner eidgenössischen Verwandtschaft gehört hätte … Wenn es nach dem jungen Mann, der im Frühjahr sein sechsundzwanzigstes Lebensjahr vollendet hatte, gegangen wäre, hätte dieser Zustand die nächsten Jahrzehnte ruhig weiter so andauern können.
    Er genoss die Gegenwart Adelaides und nach kurzer Zeit auch die »Gunst« der badischen Gräfin. Denn die beiden jungen Menschen waren bald nach der Ankunft der Frauen auf Beauregard ein Liebespaar geworden. Sie waren im richtigen Alter, beide waren schön, gesund und ungebunden und – sie liebten einander aufrichtig.
    Was also lag näher, als dass der französische Graf und die deutsche Edeldame sich sehnsüchtig in die Arme sanken? Sie versuchten zwar, ihre Beziehung vor den Schlossangestellten geheim zu halten, aber was eine richtige Zofe ist, der entgeht nichts – und einem Kammerherrn ebenso wenig.
    Und was machten Jules Ravin und Anne Larousse? Sie gönnten nicht nur ihrer Herrschaft das Vergnügen, sondern machten es dieser nach und verbrachten gleichfalls selige Stunden im Kämmerchen des Leibdieners Jules. Wenn es nach Anne gegangen wäre, hätte der Aufenthalt auf dem Schloss, südlich von Auxerre, romantisch gelegen inmitten von ausgedehnten Weinbergen einerseits und tiefen Wäldern andererseits, ewig so weitergehen können.
    Wer allmählich, aller tiefen Gefühle für den charmanten Adeligen zum Trotz, an eine Weiter- und mögliche Heimreise dachte, war hingegen die Comtesse Adelaide.
    Von Vater Ambrosius wusste sie inzwischen, dass Ferfried sich nach seiner Tochter verzehrte, zumal er nun zusätzlich der Gegenwart seines Sohnes beraubt war. Der Benediktiner hatte es sich auch nicht nehmen lassen, von den Verdiensten Salome Bürgis zu berichten, welche jene sich in so reichem Maße erworben hatte bei der Pflege des hinfälligen Grafen.
    Adelaide war ein Stein vom Herzen gefallen, als sie las, dass es Ferfried mittlerweile wieder um Vieles besser ging: »Bloß zu reiten getraut sich der Herr noch nicht«, hatte Ambrosius geschrieben, »aber ich bin sicher, in ein paar Monaten kann der Graf das auch wieder.«
    Die Comtesse musste schmunzeln. »Hoffentlich kommt Euer verehrter Herr Vater dann nicht auf die dumme Idee, in den Krieg ziehen zu müssen«, las sie dann weiter im Schreiben des Mönchs. Dieser Gedanke erschreckte sie ebenfalls. Es war schon schlimm genug, dass Hasso in dieses unselige Abschlachten verwickelt war.
    So oft Adelaide an ihren Bruder dachte, wurde sie von den unterschiedlichsten Gefühlen regelrecht gebeutelt. Sie liebte ihn zwa seit sie denken konnte, aber sie hatte ihm immer noch nicht den »Verrat« am Helen verziehen, und von seiner allzu schnell geschlossenen Heirat mit der Württembergerin hielt sie auch nicht viel.
    ›Vielleicht bin ich ungerecht‹, dachte sie einsichtsvoll, ›aber ich kann dieses Geschöpf – das ich persönlich gar nicht kenne – einfach nicht leiden. Ich bin zwar sicher, dass es mit meiner Abneigung gegen ihren widerlichen Bruder zu tun hat, aber ich kann mir einfach nicht helfen. Ich hätte es bei GOTT begrüßt, wenn Hasso sich geweigert hätte, dieses Mädchen zu ehelichen – oder die Hochzeit zumindest längere Zeit hinausgezögert hätte.‹
    Es passte Adelaide überhaupt nicht, jetzt mit dem eitlen und hochmütigen, maßlos von sich eingenommenen Sohn des württembergischen Herzogs so nahe verwandt zu sein. Begegnungen würden sich hin und wieder gar nicht vermeiden lassen. Sie hätte doch gar zu gerne gewusst, ob auch der angeberische Herzogsspross sich bemüßigt gefühlt hatte, für seinen Kaiser in die Schlacht zu ziehen. ›Eigentlich traue ich ihm eher zu, dass er seine Bataillen in den Schlafzimmern diverser Damen schlägt‹, dachte sie.
    Sei’s drum. Sie konnte nichts an den Gegebenheiten ändern, aber sie durfte keinesfalls ihr Ziel, bald nach Ruhfeld zu reisen, aus dem Auge verlieren. Leider wurden ihre Pläne von Pater Ambrosius keineswegs unterstützt.
    Als sie las, dass das Gericht unter diesem unsäglichen Munzinger – war er nun unsagbar dumm oder bloß gemein, oder möglicherweise beides? – es gewagt hatte, die Familie Hagenbusch erneut ins Unglück zu stürzen, indem es Jakobs Frau Walburga aus nichtigem Anlass in den Hänsele-Turm sperren ließ,

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