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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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seine ganze Autorität in die Waagschale werfen und die Tochter des Jakob Hagenbusch buchstäblich aus dem Feuer holen.
    ›Aber mein Vater steht nun mal nicht zur Verfügung. Er hat sich um die Sicherheit des Reichs zu kümmern. Doch wie steht es mit mir? Kann ich es verantworten, seinen Befehl zu ignorieren? Es wäre dem Alten ein Leichtes, mich bei der Versammlung der Großen zu entschuldigen. Aber wird er es tun?‹, überlegte Hasso, während er und seine Begleiter ihre bereits von den Fugger’schen Knechten gesattelten Pferde aus dem Stall führten.
    Nein, gab sich der junge Mann gleich darauf selbst die Antwort. Mein Vater würde mir diesen Ungehorsam nicht verzeihen und mich gegenüber den anderen Herren niemals in Schutz nehmen. Und die würden es genauso wenig wie er verstehen, dass der Sohn eines Grafen wegen einer Bauerntochter – mochte die noch so sehr in Schwierigkeiten stecken – dermaßen den Kopf verlor, dass er seine Pflichten gegenüber dem bedrohten Reich vernachlässigte.
    Seine Entscheidung war gefallen. »Auf, meine Herren, es geht nach Regensburg!«, rief er mit gespielter Munterkeit Gero von Wallhausen und Hartwig von Bohlen zu. Hasso von Ruhfeld würde seinem Vater und dem Kaiser gehorchen.

KAPITEL 13
    AM NÄCHSTEN MORGEN ERWACHTE ADELHEID mit starken Kopfschmerzen und düsterem Sinn. Gegen Erstere ließ sie sich von ihrer Magd Ursula aus der Schlossküche einen besonders zubereiteten Kräutertee in ihre »Kemenate« bringen.
    Obwohl die Ruhfelds seit zwei Generationen nicht mehr in einer vergleichsweise schlichten Burg lebten, sondern in einem veritablen Schloss, benützten seine Bewohner immer noch gerne die alten Bezeichnungen.
    Der Tee – es war ein Aufguss aus der Baldrianwurzel – wirkte normalerweise beinahe sofort. Schon die heilige Hildegard von Bingen und der berühmte Arzt Paracelsus hatten ihn sehr geschätzt. Im Mittelalter schrieb man dem Baldrian förmlich eine Allheilwirkung zu.
    »Danke, meine Liebe«, lächelte Adelheid, als Ursula mit dem dampfenden Gebräu in das Gemach ihrer Herrin trat. »Du weißt ja, was ein alter Spruch sagt: ›Esst Bibernell und Baldrian, so geht euch auch die Pest nichts an.‹«
    »Freilich, gnädiges Fräulein. Und bei uns daheim weiß man noch mehr: ›Hätt’st du getrunken Bibrioll und Bollrian, wärst du nicht gestorben dran.‹«
    Dann mussten beide jungen Frauen ein wenig lachen, obwohl die Lage alles andere als lustig war.
    Als Mittel gegen ihre melancholische Verstimmung wollte Adelheid in die umliegenden Ruhfeld’schen Wälder ausreiten.
    Kaum hatte sie sich gewaschen und mit Hilfe Ursulas angekleidet, verließ sie, ohne einen Bissen gegessen zu haben, das Schloss und ging über den Hof zu den Pferdeställen.
    Ihre Blicke schweiften unwillkürlich über die hohen, gelb getünchten Mauern des Gebäudekomplexes bis hinauf zu den mit roten Ziegeln gedeckten Dächern. »Ruhfeld« war in der Tat ein hochherrschaftlicher Besitz – wenn auch der Zahn der Zeit vor allem in den letzten Jahren unübersehbar daran genagt hatte. Es müssten dringend Reparaturarbeiten gemacht werden, ging es Adelheid durch den Kopf, als sie die an verschiedenen Stellen bröckelnde Fassade des Wohntraktes, sowie die fehlenden Ziegel und die schadhaften Fenster an anderen Gebäudeteilen betrachtete. Besonders der Zustand unserer Schlosskapelle liegt im Argen, dachte sie trübsinnig. Und die Geräteschuppen und die Schmiede wirken auch schon reichlich verlottert. Warum kümmert sich Anselm von Waldnau nicht darum? Es wäre seine Aufgabe als gewissenhafter Verwalter, meinen Vater auf die Mängel hinzuweisen. Hier zu sparen, bedeutet nur weiteren Verfall – und dann wird’s doppelt teuer.
    Reichlich verärgert ließ sich die junge Gräfin von einem der Knechte ihre Lieblingsstute Bella satteln und aus dem Stall in den Schlosshof führen.
    Das temperamentvolle, wunderschöne Tier mit seinem rotgolden glänzenden Fell, schnaubte lebhaft und schüttelte seine dunkle Mähne. Bella genoss sichtlich Adelheids Streicheln über ihre Nüstern, sowie das Klopfen ihres Halses; behutsam nahm das Pferd mit weichem Maul die ihm von schlanker Hand gereichte Mohrrübe und anschließend das abgebrochene Stückchen von einem Zuckerhut.
    »Wenn Ihr ausreiten wollt, Fräulein Adelheid, begleite ich Euch lieber«, sagte der Knecht.
    »Was meinst du, Frieder?«, fragte sie zerstreut. Sie wollte das Angebot schon ablehnen, denn es war ihr gar nicht nach Gesellschaft zumute, weil

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