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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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und Musik und Tanz gibt es genug auf Schloss Ruhfeld. Also, womit hat Satan dich geködert?«
    »Ich hab mit dem Teufel, den ich nie getroffen hab, auch nie geredet«, sagte Helene knapp.
    »Es kann sich fast nur um die unsaubere Liebe gehandelt haben. Jawohl, um die fleischliche Vereinigung ist es dir gegangen, du Hexenhure«, brach es aus dem Munzinger heraus. Ganz rot war er im Gesicht, die Fäuste hielt er geballt vor sich auf dem Richtertisch. Dann hob er die Rechte, deutete anklagend mit seinem Zeigefinger auf Helene und schrie mit sich überschlagender Stimme: »Die sündige Unzucht war es, die dich hat zustimmen lassen, mit dem Teufel ein Bündnis einzugehen, auf ewig verfluchte Hexendirne!«
    Jetzt war es völlig still im Saal. Beinahe überlaut war nur das Kratzen des Gänsefederkiels auf dem Papier zu hören, das der kleinwüchsige Schreiber mit seiner schnörkeligen Schrift bedeckte.
    »Du schweigst zu diesem Vorwurf?«, fragte endlich der Mönch Damian Rothaus lauernd. »Schweigen heißt Eingestehen.«
    »Ich schweige, weil ich mich nicht angesprochen fühle«, gab die Angeklagte leise zur Antwort. Dann war sie vor Schwäche ohnmächtig geworden.

KAPITEL 23
    ZUR SELBEN ZEIT, als Gräfin Adelheid sich auf Bitten Georgs darum bemühte, Hagenbusch, den ehemaligen Schultheiß von Reschenbach, aus der angeblichen Schutzhaft frei zu bekommen – was ihr auch nach einigem Hin und Her gelang -, musste Helene den ersten Grad der Tortur erleiden.
    Vom Gerichtssaal aus gelangte man über eine steile Wendeltreppe in einen unterirdischen, großen Raum, aus dem die Schreie der Gefolterten nicht nach außen dringen konnten. Es war allgemeiner Brauch, dass man das Volk nicht mit dem Wehklagen und Jammern der Gefangenen »belästigen« wollte.
    Tatsächlich befürchtete die Obrigkeit »unziemliches Mitgefühl« mit den Bedauernswerten. Es war bereits mancherorts zu heftigen Missfallensbekundungen, zu Beleidigungen und Bedrohungen von Richtern und Henkern, sogar zu Befreiungsaktionen der bedauernswerten Inhaftierten gekommen …
    Der Henker erwartete Helene Hagenbusch mit zwei Gehilfen. Es war Vorschrift, dass bei der hochnotpeinlichen Befragung, wie man die Folterung nannte, fünf bis sechs verständige und taugliche Gerichts- oder andere angesehene Personen sowie ein Abgesandter der Grundherrschaft als Beisitzer fungieren mussten.
    Letzterer war der Landvogt der Ortenau, Maximilian Veigt. Er und noch fünf andere Herren des Gerichtes ließen sich umgehend auf einer bequemen Bank im Hintergrund des Folterkellers nieder. Sie hatten damit genügend Abstand von der Hexe – in Wahrheit wollten sie von der grausamen Tortur nicht allzu viel mitbekommen.
    Nicht etwa, weil ihnen das Mädchen leidgetan hätte, aber sie waren schon zu oft Zeugen von Folterungen gewesen, dass sie die immer gleichen Reaktionen aller Gefolterten als langweilig empfanden.
    Nur der Mönch, der geistliche Beistand der Hexe – vielleicht gestand sie ja und bereute – sowie einer der Richter, der Helene von Anfang an übel gesinnt gewesen war, postierten sich auf Schemel nahe beim Henker.
    Eben wurde die Gefangene die Treppe hinuntergeschleift. Einer der Knechte warf sie dem Scheible beinahe vor die Füße. Wie ein Bündel Lumpen lag sie mit hochgerutschtem Hemd auf dem kalten Steinboden des Kellers.
    Der Henker deutete auf einen Hocker und einer der Männer packte Helene und platzierte das Mädchen grob darauf.
    »Hock nieder, Hexenfotz«, hörte sie eine heisere Stimme und wusste sofort, wer sie so behandelte. Dass sie gewagt hatte, ihm bei ihrer Festnahme ins Gesicht zu spucken, würde der Kerl ihr nie verzeihen. Dass er sie zusammen mit dem Scheible und noch einem Schergen im Hänsele-Turm brutal vergewaltigt hatte, genügte ihm nicht.
    »Wir wollen jetzt als Erstes den Daumstock zur Anwendung bringen«, verkündete laut der Scheible, aber die Herren hinten auf ihrer Bank reagierten nicht. Nur Pater Damian und der Richter mit Namen Ewald Winterling beugten sich mit leuchtenden Augen vor, damit ihnen ja nichts entging.
    Dieses Foltergerät, auch Daumenschrauben genannt, bestand aus zwei gerillten mit Schrauben verbundenen Eisenplatten, die der Henker zusammenschraubte, nachdem er zwischen die Platten die Endglieder beider Daumen des Mädchens gelegt hatte.
    Sie wurden bei jeder Drehung immer mehr zusammengequetscht. Noch verbiss sich Helene jedes Schreien und Jammern, aber jeder konnte hören, wie sich ein leises Stöhnen ihrer Brust entrang. Und

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