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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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so still, daß Jack seinen Herzschlag hörte. Er war sich seiner Sache so sicher gewesen, daß er nicht einmal eine Sekunde überlegt hatte, bevor er sprach. »Die Götter«, wiederholte er und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Ich wollte sagen, die Götter.«
    Mountain wandte sich ihm zu, die Augen ausdruckslos und schwarz wie Obsidian. »Du hast verloren«, sagte er.
    Aus Mitgefühl ließen die anderen Jack in Ruhe. Wenn er sich im Waschraum übergeben mußte, wenn er schweigend in die Kantine stakste, taten sie so, als würden sie es nicht mitbekommen. Sie dachten, er wäre vor panischer Angst sprachlos, was sie gut nachvollziehen konnten – inzwischen wußten alle, daß es bei der Wette eigentlich um Jacks freien Willen gegangen war. Es war eine Sache, vergewaltigt zu werden; es war eine ganz andere, sich als Opfer anbieten zu müssen.
    Aber Jack hatte keine Angst. Er brachte aus Wut kein Wort über die Lippen, weil er fürchtete, daß sein ganzer Zorn dann verpuffen würde. Und er wollte ihn in seinem Innern glühen lassen wie Kohle, damit er Mountain Felcher damit verbrennen und ihm so tiefe Narben zufügen konnte, wie er sie sich mit Sicherheit zuziehen würde.
    An dem Abend, als Jack die Wette verloren hatte, erreichte Aldos Stimme ihn auf seinem Bett. »Bring’s einfach hinter dich und denk dann nicht mehr dran«, sagte Aldo leise. »Wie an den Knast selbst.«
    Jack stand im Schatten der Scheune und sah zu, wie Mountain mit starken Armen einen weiteren Heuballen auf einen Stapel hob. »Hat’s dir die Sprache verschlagen?« fragte Mountain mit dem Rücken zu Jack. »Na, verständlich. Dir geht ja der Arsch auf Grundeis.«
    Mountain streifte sich die Arbeitshandschuhe ab, Schweiß glänzte auf seiner Stirn und zeichnete eine Linie bis zur Mitte seines T-Shirts. »Ich hatte so meine Zweifel, daß du deine Schuld bezahlst.« Er setzte sich auf einen Heuballen. »Na los, runter mit der Hose.«
    »Nein.«
    Mountains Augen verengten sich. »Ich hab gesagt, du sollst es selbst wollen, wenn du zu mir kommst.«
    »Ich bin gekommen«, sagte Jack mit bemüht ruhiger Stimme. »Mehr kriegst du nicht.«
    Mountain sprang auf ihn zu und nahm ihn in den Schwitzkasten. »Wenn du wirklich so schlau bist, solltest du eigentlich wissen, wann du besser die Klappe hältst.«
    Jack mußte zwar seinen ganzen Mut aufbringen, aber er ließ die Umklammerung des Mannes widerstandslos über sich ergehen. »Und ob ich schlau bin, du Arschloch«, sagte Jack leise. »Jedenfalls schlau genug, um zu wissen, daß du mich nicht kleinkriegst, nicht mal, wenn du mich in den nächsten sieben Monaten dreimal am Tag vögelst. Weil ich dich nämlich auch dann noch nicht für einen zähen Burschen halten werde. Ich werde dich für ein armseliges Würstchen halten.«
    Mountain lockerte den Griff, eine lose Schlinge um Jacks Hals. »Du weißt gar nichts über mich!« Wie zur Strafe und zum Beweis preßte er von hinten die Hüften gegen Jack. Stoff schabte an Stoff, doch von Erregung keine Spur. »Du weißt gar nichts!«
    Jack blendete Mountains Körper aus, verdrängte, was passieren könnte, wenn er zu weit ging und den Mann zur Weißglut trieb. »Scheint so, als könntest du mich nicht ficken«, sagte er, schluckte dann schwer. »Dann fick dich doch selbst.«
    Mountain brüllte so laut, daß er die Spatzen im Gebälk aufscheuchte, und riß sich von ihm los. Er hatte noch nie jemanden gezwungen, der nachgegeben, aber nicht aufgegeben hatte. Und durch diesen kleinen Unterschied war Jack genauso stark wie der körperlich kräftigere Riese.
    »St. Bride.«
    Jack drehte sich um, die Arme verschränkt – einerseits, weil er gelassener wirken wollte, und andererseits, weil es ihm den Halt gab, den er dringend brauchte.
    »Ich brauch dich nicht, ich kann schließlich zig andere haben«, tönte Mountain. »Du kannst abhauen.«
    Aber Jack rührte sich nicht. »Ich gehe «, sagte er langsam. »Das ist ein Unterschied.«
    Der Kopf des Schwarzen neigte sich fast unmerklich, und Jack erwiderte das Nicken. Sie gingen aus der Scheune ins grelle Sonnenlicht, und der halbe Meter Abstand zwischen ihnen war so unumstößlich wie eine Mauer aus Stein.
    Mountain Felchers Strafe wegen Einbruchs endete drei Monate später. Am Abend nach seiner Entlassung lebte der Gemeinschaftsraum richtig auf. Jetzt, da Mountain weg war, herrschte beim Fernsehprogramm freie Auswahl. »Jetzt wird ein Hockeyspiel übertragen, du Idiot«, schrie ein Häftling.
    »Ja,

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