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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Überschrift getippt, als seine Sekretärin die Tür öffnete. »Die Zentrale hat eben einen Anruf bekommen. Hatten Sie einen Termin bei Gericht?«
    »Ach, du grüne Neune.« Er hatte vergessen, daß er ja zu einem Anklageeröffnungsverfahren mußte. Während er nach draußen eilte, beschloß er, das St.-Bride-Memo fertig zu machen, sobald er wieder im Büro war, wo noch zig andere Dinge erledigt werden mußten.
    Leider wußte seine Sekretärin das nicht. So kam es, daß sie, als sie wenig später ein Fax auf Charlies Schreibtisch legen wollte, den noch eingeschalteten Computer sah und ihn ausmachte. Und als Charlie zurückkam, war ihm Jack St. Bride völlig entfallen.
    Hailey McCourt konnte die Wörter nicht lesen, weil sie auf der Seite ihres Schulbuches herumtanzten. Sie zog das Haargummi von ihrem Pferdeschwanz und band es etwas lockerer. Ihre Mom litt an Migräne, vielleicht hatte sie das von ihr geerbt. Aber bitte, bitte nicht ausgerechnet heute! Bitte nicht vor dem wichtigen Fußballtraining, danach wäre es Hailey sogar egal, wenn sie im Umkleideraum tot umfiel.
    Mr. O’Donnell bat sie, die Matheaufgabe an die Tafel zu schreiben. Hailey schluckte und stand auf, mußte ihr Gleichgewicht suchen, bevor sie nach vorne ging. Nach ein paar Schritten stieß sie gegen einen Tisch und fiel auf die dort sitzende Mitschülerin.
    Gekicher ertönte, und das Mädchen, auf das sie gefallen war, warf ihr einen wütenden Blick zu. Schließlich erreichte sie die Tafel und stand direkt hinter Mr. O’Donnell, der irgendwelche Papiere zusammensuchte. Sie wollte die Kreide nehmen, doch sie rutschte ihr immer wieder aus den Fingern. Jetzt lachte die ganze Klasse.
    »Miss McCourt«, sagte der Lehrer, »für solche Albernheiten haben wir heute keine Zeit.«
    Sie packte die Kreide, hielt sie unbeholfen, als wäre ihre Hand eine Pfote. Dann blickte sie auf.
    Das Klassenzimmer hatte sich auf den Kopf gedreht.
    Aber sie stand, und die Tafel war vor ihr. Ihre Füße dagegen ruhten an der Decke, und die anderen in der Klasse, hinter ihr, hingen mit den Füßen nach oben an ihren Stühlen.
    Sie mußte ein Geräusch von sich gegeben haben, denn Mr. O’Donnell trat zu ihr. »Hailey«, sagte er leise, »ist Ihnen nicht gut?«
    Zum Teufel mit Fußball. Zum Teufel mit allem. Hailey spürte, wie ihr die Tränen kamen. »Ich muß an die frische Luft«, flüsterte sie.
    Sie drehte sich um und floh, vergaß ihre Bücher und ihren Rucksack. Sie paßte plötzlich nicht mehr in diese Welt, und sie hatte keine Ahnung, wie sie sich elegant in ihr bewegen sollte. Das war Hailey McCourts letzter Gedanke, bevor sie gegen den Türrahmen lief und bewußtlos zu Boden fiel.
    Anders als viele Häuser in Salem Falls, die eng beieinander standen, lag das von Addie ganz allein im Wald am Ende einer langen, gewundenen Zufahrt. Es war klein und hübsch, mit verwitterten Schindeln und einem grünen Dach, und paßte zu Addie. Aus dem Schornstein stieg Rauch, der etwas auf den Nachthimmel schrieb. Im Garten, in einer vom Mond erhellten Matschpfütze, stand eine rostige Schaukel.
    Jack saß auf dem Gummisitz. Der Lärm, den er durch das Schaukeln verursachte, war quälend, als würden alte Knochen wieder zum Leben erweckt. Addie mußte es im Haus hören.
    Als die Tür aufging, sah Jack in ihrem Gesicht eine rasche Abfolge von Emotionen – Hoffnung, als sie zur Schaukel blickte; Enttäuschung, als sie sah, daß es nicht ihre Tochter war; Neugier, als sie sich fragte, warum er gekommen war. Als sie näher kam, sah Jack eine letzte Empfindung: Erleichterung. »Wo warst du denn?«
    Jack zuckte die Achseln. »Tut mir leid, daß ich heute nicht zur Arbeit gekommen bin.«
    Trotz des Dämmerlichts sah Jack, daß Addie errötete. »Ach was, da bin ich ja selbst schuld. Ich hätte dich gestern abend nicht so behandeln dürfen. Ich weiß, du hast nur getan, was du für richtig gehalten hast.«
    Jack sog tief die Luft ein, um die Erklärung hinauszupressen, die ihm in der Brust steckte. »Ich muß dir was sagen, Addie.«
    »Nein, zuerst muß ich dir was sagen.« Sie stand vor ihm, stocherte mit einer Schuhspitze im Matsch. »An dem Tag, als Stuart … da hast du mich gefragt, was mit Chloe passiert ist.«
    Jack verhielt sich ganz still, als wäre ein seltener Schmetterling plötzlich direkt vor ihm gelandet. »Ich weiß, daß sie tot ist«, gestand Addie. »Auch wenn ich manchmal so tue, als würde sie noch leben, aber ich weiß es.« Sie setzte die Schaukel leicht in

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