Die Hexenjagd von Salem Falls
Problem. Aber es dauert mindestens eine Woche, bis das Ersatzteil da ist.« Ein Telefon klingelte im Büro, und der Mechaniker entschuldigte sich. »Überlegen Sie es sich. Aber so fährt der Wagen keinen Zentimeter mehr.«
Selena drehte sich Jordan zu. »Das darf doch wohl nicht wahr sein. Ich werde mein Leben einfach vierundzwanzig Stunden zurückdrehen, und wenn dein Sohn anruft, laß ich das Telefon klingeln.« Sie schüttelte den Kopf. »Der Kerl hat ein Monopol hier in der Stadt.«
»Ja. Das Kartellamt ist ihm schon auf der Spur.«
»Mach dich gefälligst nicht auch noch lustig über mich, Jordan!«
»Du könntest ihn in deine Werkstatt abschleppen lassen«, schlug er vor. »Oder dir einen Mietwagen nehmen.«
Selena zuckte die Achseln und dachte darüber nach.
»Oder du könntest ein paar Tage bei uns wohnen«, sagte Jordan, und sobald die Worte aus seinem Mund waren, fragte er sich, woher sie gekommen waren. Er wollte Selena Damascus wirklich nicht in seiner Nähe haben, es würde ihn doch nur ständig daran erinnern, was zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort möglich gewesen wäre.
»Du kannst ja kaum meinen Anblick ertragen. Mein Gott, Jordan, heute morgen bist du mit deinen Cornflakes ins Schlafzimmer gegangen, nur um nicht mit mir frühstücken zu müssen.«
Er blickte weg.
»Ganz zu schweigen von unserer gemeinsamen … Geschichte.«
Das war eine Frage, begriff Jordan, kein Nein. Einen Moment lang war er ganz still, während er daran dachte, wie er bis spät in die Nacht darauf gewartet hatte, daß sich der Schlüssel in der Haustür drehte und ihm verriet, daß sie mit Thomas vom Schulball zurückkam, wie er sich heute morgen auf die Couch gesetzt hatte, nachdem er ihre Bettwäsche weggeräumt hatte, und ihm bewußt geworden war, daß ihr Geruch nun ebenso Teil des Sofas war wie die Farbe und der Stoff.
»Wenn ich bei euch wohnen würde, wäre der Ärger doch vorprogrammiert«, sagte Selena.
»Es wäre eine dumme Entscheidung«, stimmte Jordan zu.
»Dumm?« schnaubte sie. »Es wäre einer der größten Fehler in der Geschichte der Menschheit.«
Sie mußten beide lachen und merkten gleichzeitig, daß sie bereits zu seinem Wagen gingen, der sie nach Hause bringen würde.
Addie war schon überrascht, daß Sex ihr Spaß machte, aber sie war völlig verblüfft, daß sie richtig süchtig nach den Augenblicken danach war.
Dann lag sie neben Jack, an ihn geschmiegt und von ihm umhüllt wie eine kostbare Perle in der Auster. Sie konnte ihn an ihrem ganzen Körper fühlen, konnte sich an seinen Fingern schmecken, den Augenblick spüren, wenn sein Atem gleichmäßiger wurde, bevor er einschlief. Aber vor allem wußte sie, daß sie gleichberechtigt waren. Keiner von ihnen führte den anderen, keiner tat irgendwas bloß dem anderen zuliebe. Sie waren einfach Addie und Jack, sie hörte ihm zu und er ihr.
Wohin würdest du fliegen, wenn ein Flugzeug dich überallhin bringen würde?
Was ist deine frühste Kindheitserinnerung?
Würdest du gern ewig leben?
Über solche Dinge sprachen sie bis in den frühen Morgen. Jacks Scheu, über die Vergangenheit zu reden, war gebrochen wie ein Damm; jetzt erzählte er ihr von seiner Arbeit als Lehrer, von seiner Verhaftung, von seiner Zeit im Gefängnis. Manchmal, wenn Jack Addie eine Frage stellte oder ihr eine beantwortete, legte er eine Hand auf ihre Brust. Manchmal streichelte er sie sachte dabei und machte ihr das Zuhören schwer. Er tat das so oft und so gut, daß sie irgendwann aufhörte, jedesmal zusammenzuzucken.
»Du kannst mich alles fragen«, sagte Jack ernst, »und ich antworte.«
Addie wußte, daß er die Wahrheit sagte, und aus diesem Grund verkniff sie sich manchmal die Frage, die ihr auf der Seele brannte: Was müßte passieren, damit du gehst?
Jack stand im Gästezimmer von Roy Peabodys Wohnung am Fenster und mußte grinsen, während er Stuart Hollings beobachtete, der wieder seine Kuh die Main Street hinunterführte. Er konnte es selbst kaum fassen, aber er hätte am liebsten ein Lied gepfiffen. Das hatte er Addie zu verdanken. Er öffnete die Tür und schlenderte leise vor sich hin summend ins Wohnzimmer. »Roy, es ist so ein herrlicher Morgen, daß ich sogar Ihren Anblick auf nüchternen Magen ertragen kann.«
Er blieb wie angewurzelt stehen, als er Addie sah, die erregt im Flüsterton mit ihrem Vater debattierte.
»Jack«, sagte sie errötend. »Hi.«
»Hi«, erwiderte er. Er schob die Hände in die Taschen.
Roy blickte von Addie
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