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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Männer zur Tür und sprach leise, damit Gilly nichts mitbekam. Irgend etwas war geschehen, und sie würde es rausfinden. Sie wartete, bis ihr Vater zurückkam. »Daddy, willst du mir nicht sagen, was los ist?«
    Amos starrte sie einen Moment lang an, bevor er seine Stimme wiederfand. »Los, du mußt dich anziehen«, sagte er nur, nahm ihre Hand und führte sie nach oben.
    Charlie fuhr zusammen, als die Tür seines Büros aufflog. Auf der Schwelle stand der wutschnaubende Jack St. Bride, der vorbestrafte Sexualtäter, der seiner Meldepflicht nachgekommen war.
    »Mr. St. Bride? Möchten Sie nicht hereinkommen?« Er deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch, als wäre St. Bride ein ganz normaler Besucher, nicht ein Mann, der seine Wut kaum noch beherrschen konnte. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Alle wissen Bescheid«, preßte St. Bride hervor.
    Charlie gab nicht vor, ihn nicht zu verstehen. »Die Liste der vorbestraften Sexualtäter ist öffentlich. Wenn jemand es möchte, muß ich ihm Einsicht gewähren.«
    »Wie viele?«
    »Wie viele was?« fragte Charlie.
    »Wie viele Leute haben die Liste einsehen wollen, seit ich darauf stehe?«
    »Darüber darf ich Ihnen –«
    »Sagen Sie schon. Bitte.«
    Charlie starrte zur Decke. »Soweit ich weiß, niemand.«
    »Genau. Niemand würde wissen, daß ich auf der Liste stehe, wenn nicht einer Ihrer Beamten geplaudert hätte.«
    Der Detective rieb sich den Nasenrücken. Dieser verdammte Wes. »Wir haben hier so unsere Vorschriften, Mr. St. Bride, und wenn einer meiner Mitarbeiter sich nicht daran hält, ist das immer eine Enttäuschung.«
    »Eine Enttäuschung.« Jack senkte den Blick, und als er ihn wieder hob, glänzten seine Augen. »Diese kleine Enttäuschung wird mein Leben zerstören.«
    Charlie verkniff sich die Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag: daß nämlich St. Bride sein Leben ganz allein zerstört hatte. »Tut mir leid, aber ich bin machtlos dagegen, daß Gerüchte sich verbreiten.«
    »Und was ist mit Vandalismus, Detective? Sind Sie auch dagegen machtlos, daß Leute Roy Peabodys Tür mit netten, kleinen Sprüchen beschmieren, um mich aufzufordern, die Stadt zu verlassen?«
    »Sie können natürlich Anzeige erstatten, aber ich sage Ihnen gleich, daß das wahrscheinlich nichts bringt.« Charlie blickte seinem Gegenüber direkt in die Augen. »Kein Mensch kann Sie zwingen, die Stadt zu verlassen. Egal, was die Leute sagen oder tun, Sie haben das Recht zu bleiben, wenn Sie möchten.«
    St. Brides Schultern entspannten sich kaum merklich.
    »Leider«, fügte Charlie hinzu, »haben die Leute aber auch das Recht, zu sagen und zu tun, was sie möchten, um Sie zum Umdenken zu bewegen.«
    »Und wenn sie gewalttätig werden, wenn sie mich krankenhausreif schlagen oder schlimmer? Muß es erst soweit kommen, damit Sie auf meiner Seite sind?«
    »Ich bin auf der Seite des Gesetzes. Wenn es zu Gewalttaten kommt, werden die Täter bestraft.« Charlie verbog eine Büroklammer, bis sie zerbrach. »Aber das gilt auch für Sie, Mr. St. Bride. Weil ich auch Sie im Auge behalten werde. Und wenn Sie ein junges Mädchen in Salem Falls auch nur schief anschauen, sind Sie so schnell aus der Stadt raus, wie ein Streifenwagen Sie abtransportieren kann.«
    St. Bride schien regelrecht in sich zusammenzusacken. Zuerst schlossen sich die Augen, dann sanken die Schultern herab, dann neigte sich der Kopf – bis Charlie das Gefühl hatte, nur noch die leere Hülle des Mannes anzublicken, der kurz zuvor wütend hereingestürmt war. Der Mann ist ein vorbestrafter Sexualtäter , rief Charlie sich in Erinnerung, obwohl ihm war, als sähe er ein Geschöpf mit Federn, Schwimmfüßen und einem Schnabel vor sich, das behauptete, es wäre ein Hund. »Ist das klar?«
    Jack öffnete die Augen nicht. »Absolut.«
    Gilly beugte sich über den Gang, als Mrs. Fishman der Klasse gerade den Rücken zugedreht hatte, und riß Whitney den gefalteten Zettel aus der Hand.
    Tituba hätte sie alle verhexen sollen , stand da. Sie versteckte den Zettel in ihrer zerlesenen Ausgabe von ›Hexenjagd‹.
    »Warum haben die jungen Mädchen andere Bürgerinnen beschuldigt, sie wären Hexen?« fragte Mrs. Fishman. »Gillian?«
    Sie hatte ihre Hausaufgaben gemacht und das Stück gelesen. Es war total öde. Ein paar puritanische Mädchen behaupteten, die Klatschweiber im Ort wären Hexen, bloß damit eine von ihnen es mit einem verheirateten Mann treiben konnte und keine Angst haben mußte, daß seine blöde Frau

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