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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Saxton lehnte hinten an einer Wand. Um für Ruhe und Frieden zu sorgen, hatte er gesagt.
    »Mir ist zu Ohren gekommen«, begann Amos, »daß ein Fremder unter uns ist. Ein Fremder, der sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen bei uns niedergelassen hat und nur auf einen günstigen Augenblick wartet, um zuzuschlagen.«
    »Triebtäter haben bei uns nichts zu suchen!« rief eine Stimme von hinten, und zustimmendes Raunen ging durch den Raum.
    Amos hob eine Hand, und es wurde wieder still. »Freunde, ich bin der gleichen Ansicht. Ihr wißt alle, daß ich eine Tochter im Teenageralter habe. Ja, genau wie die Hälfte von euch auch. Sollen wir also tatenlos abwarten, bis einer von unseren Töchtern etwas geschieht, oder den Mann aus der Stadt jagen?«
    Tom O’Neill erhob sich. »Amos hat vollkommen recht. Schließlich liegen uns Beweise vor. Dieser Mann war im Gefängnis wegen eines Sexualdeliktes an einer Minderjährigen.«
    Charlie schlenderte den Mittelgang hinunter. »Was habt ihr also vor?« fragte er betont harmlos. »Ihn an die Wand stellen? Ihn im Morgengrauen zum Pistolenduell herausfordern? Oder wollt ihr vielleicht bloß sein Haus abfackeln, wenn er praktischerweise gerade drin schläft?« Er war jetzt am Podium und bedachte Amos mit einem strengen Blick. »Es ist meine berufliche Pflicht, euch daran zu erinnern, daß niemand über dem Gesetz steht. Weder St. Bride noch einer von euch.«
    »Wir haben die Gerechtigkeit auf unserer Seite«, brüllte jemand.
    »Hier geht es um unschuldige Kinder.«
    Eine Frau im eleganten Kostüm sprang auf. »Mein Mann und ich haben uns für Salem Falls entschieden, damit unsere Kinder hier aufwachsen. Wir sind aus Boston hergezogen, weil es hier so gut wie keine Kriminalität gibt. Keine Gewalt. Weil wir unsere Haustür nicht abschließen müssen.« Sie blickte sich um. »Wie sieht das denn aus, wenn wir nicht bereit sind, dieses Ideal aufrechtzuerhalten?«
    »Entschuldigen Sie.« Alle Augen schwenkten zur linken Seite der Kirche, wo Jordan McAfee lässig in einer Bank saß. »Auch ich bin vor kurzem nach Salem Falls gezogen, um hier in Frieden zu leben. Ich habe einen Sohn im selben Alter wie die meisten von ihren Töchtern, um die Sie sich Sorgen machen.« Schließlich stand er auf und ging nach vorn. »Ich unterstütze Mr. Duncans Initiative. Was meint ihr, wie viele Straftaten hätten vermieden werden können, wenn man das Problem gleich im Keim erstickt hätte?«
    Amos lächelte angespannt. Er kannte McAfee zwar nicht, aber wenn der Mann ihn unterstützen wollte, wäre er dumm, ihn daran zu hindern.
    Jordan trat aufs Podium und stellte sich neben Amos. »Was sollen wir also tun? Klar, ihn lynchen. Metaphorisch … buchstäblich … spielt eigentlich keine Rolle. Wir tun, was getan werden muß, richtig?«
    Zustimmendes Gemurmel lief vor ihm durch die Reihen.
    »Dazu möchte ich aber noch eines sagen. Wenn wir ehrlich sind und wenn wir die Sache auf diese Weise in die Hand nehmen, gewöhnen wir uns besser gleich an ein paar Veränderungen. Zum Beispiel, alle diejenigen von euch, die Kinder haben, wie viele sind das?« Hände reckten sich wie Grashalme in die Luft. »Also, euch allen empfehle ich folgendes: Geht nach Hause und versohlt euren Kindern den Hintern oder erteilt ihnen Hausarrest oder was auch immer. Nicht etwa, weil eure Kinder was angestellt haben, nein … rein vorsorglich, weil sie ja in Zukunft was anstellen könnten .« Jordan lächelte übers ganze Gesicht. »Und übrigens, Charlie, ich schlage vor, Sie kommen her und nehmen ein paar Leute fest, ich würde sagen, jede fünfte Person. Gut möglich, daß sie früher oder später mit dem Gesetz in Konflikt kommen. Und vielleicht picken Sie am Computer von allen Autohaltern im Ort ein paar heraus und schicken ihnen einen Bußgeldbescheid, denn irgendeiner fährt irgendwann ganz bestimmt schneller als erlaubt.«
    »Mr. McAfee«, sagte Amos wütend, »ich denke, Sie haben Ihren Standpunkt klargemacht.«
    Jordan drehte sich so unvermittelt zu ihm um, daß der größere Mann einen Schritt zurückwich. »Ich habe noch gar nicht angefangen, Freundchen«, sagte er leise. »Sie können einen Mann nicht wegen einer Tat verurteilen, die er nicht begangen hat. Das ist das Fundament unseres Rechtssystems. Und kein mickriges Kaff in New Hampshire hat das Recht, diesen Grundsatz auf den Kopf zu stellen.«
    Amos’ Augen funkelten. »Ich werde nicht tatenlos zusehen, daß meiner Stadt Schlimmes widerfährt.«
    »Salem

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