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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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»Gilly«, sagte ihr Vater. »Ich wollte mich bloß mal melden.«
    »Du meinst, du wolltest bloß mal einen Kontrollanruf machen.«
    »Ach, Kleines. Du weißt ja auch, warum.«
    Ihr Herz schlug plötzlich dreimal so schnell. »Bist du denn nicht beim Joggen?«
    »Bin gerade fertig. Ich komm gleich nach Hause.«
    Was, wenn er kam und sie nicht mehr da war? »Hör mal«, sagte Gilly, »es ist doch gut, daß du anrufst. Meg hat gefragt, ob ich heute abend zu ihr kommen könnte.«
    »Davon halte ich wirklich nicht viel, Gilly, bei dem, was hier zur Zeit alles passiert.«
    »Bitte, Daddy. Ihre Mom will mit uns in einen Spätfilm, und so blöd wird doch wohl keiner sein, mir was antun zu wollen, wenn ich mit der Frau eines Detectives unterwegs bin.« Als er nichts erwiderte, log Gilly weiter. »Mrs. Saxton hat gesagt, ich kann bei ihnen übernachten. Wenn du einverstanden bist.« Sie war erstaunt, wie leicht ihr die Lügen über die Lippen kamen. Sie war entschlossen, heute nacht Beltane zu feiern, und daran würde sie nichts und niemand hindern, auch nicht Amos Duncan.
    Sie konnte hören, wie ihr Vater trotz seiner Bedenken nachgab. Megs Vater war ein Cop: Ihre Mom eine Frau, die er seit ewigen Zeiten kannte. Bei den Saxtons war Gilly vermutlich sicherer als bei ihm. »Okay«, sagte er. »Aber du rufst mich an, sobald du aus dem Kino zurück bist. Egal, wie spät es ist.«
    »Mach ich. Ich hab dich lieb, Daddy.«
    »Ich dich auch.«
    Nachdem sie aufgelegt hatte, starrte Gilly noch einen langen Augenblick auf das Telefon und schmunzelte. Wie leicht es doch war, ein Lügennetz zu spinnen.
    Sie schaltete den Computer aus und ging in die Küche. Als Beltane-Überraschung für ihren Coven hatte sie eine Astralprojektion geplant; die Wirkung würde noch verblüffender sein, wenn sie völlig unerwartet kam. Gilly schüttelte die Thermosflasche mit Eistee und betrachtete erneut das Glasröhrchen in ihrer Hand.
    Mut .
    Sie träufelte ein paar Tropfen der Flüssigkeit in den Tee, steckte dann den Finger in die Thermosflasche, um zu probieren … nein, es schmeckte noch immer nach Tee, vielleicht ein kleines bißchen bitterer – 1 / 20 Gran? 1 / 100 ? Achselzuckend schüttete Gilly den ganzen Inhalt des Teströhrchens in die Thermosflasche und schraubte den Deckel zu.
    Als Jack erwachte, lag Addie neben ihm, in der Hand einen Waschlappen, der auf der Bettdecke einen Wasserfleck in Form einer Glocke hinterlassen hatte. Er stützte sich auf einen Ellbogen, zuckte zusammen, weil seine Rippen schmerzten, und berührte Addie an der Wange. Als sie sich nicht rührte, stieg er vorsichtig aus dem Bett.
    Wie sein Leben wohl verlaufen wäre, wenn er während des Alptraums in Loyal jemanden wie sie an seiner Seite gehabt hätte? Wie wäre es gewesen, wenn er sie jeden Dienstag während seiner Haft gesehen hätte, im Besucherzimmer, unter den wachsamen Augen der Wärter? Wie wäre es gewesen, wenn Addie zu Hause auf ihn gewartet hätte, als er aus dem Gefängnis kam?
    Er ging durch das dunkle Haus und dachte, wie gern er ebenso viel für sie tun würde wie sie für ihn. Dank Addie grübelte Jack nicht mehr über seine Fehler nach. Er hatte sie in eine Kiste verstaut und den Deckel fest zugemacht. Addie dagegen … sie sah die Kiste tagtäglich durch, hielt jede Erinnerung ins Licht wie ein kostbares Familienerbstück, obwohl es sie im Innersten bluten ließ.
    Plötzlich stand er vor der Tür von Chloes Zimmer.
    Wenige Minuten später hatte er die Bettwäsche abgezogen und die Poster von den Wänden genommen. Er räumte Chloes Spielsachen in eine Kiste, die er in ihrem Schrank gefunden hatte. Wenn er alles wegräumen könnte, was Addie an ihren Verlust erinnerte, würde es ihr vielleicht nicht mehr so schwerfallen, nach vorn zu schauen.
    »Was zum Teufel machst du da?« Addies Stimme pulsierte, als hätte sie einen Schlag abbekommen.
    »Wenn du all das hier nicht mehr jeden Tag vor Augen hast –«
    »Meinst du vielleicht, daß ich dann nicht mehr ihr Gesicht sehe, sobald ich morgens die Augen aufschlage? Daß ich sie nicht in- und auswendig kenne? Meinst du, ich muß ihre Haarspange sehen, um mich an den Menschen zu erinnern, den ich auf der Welt am meisten liebe?«
    » Geliebt habe «, sagte Jack leise.
    »Das hört nicht auf, bloß weil sie nicht mehr da ist.« Addie ließ sich auf das zerwühlte Laken sinken.
    »Addie, ich wollte dir nicht weh tun. Wenn das, was wir zusammen haben, dir irgend etwas bedeutet…«
    Sie wandte ihm das Gesicht

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