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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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eigentlich gelacht hatte. Er lehnte sich zurück, merkte zu spät, daß der Hocker gar keine Rückenlehne hatte, und ehe er sich’s versah, lag er flach auf dem Boden und starrte die rissige Decke an. »Roy«, brüllte er, obwohl der direkt neben ihm saß. »Roy, ich glaub, ich bin ein bißchen betrunken.«
    Marlon schnaubte. »Ein wahrer Einstein«, brummte er.
    Jack rappelte sich mühsam auf. Er spähte in sein leeres Glas. »Noch ’nen kleinen«, sagte er und schob das Glas Marlon zu, aber Marlon stand nicht mehr hinter der Theke. Er reckte den Hals und sah den Barkeeper neben Roy stehen, der völlig weggetreten war.
    Jack wäre entsetzt gewesen, wenn er dazu noch in der Lage gewesen wäre. Roy lag zusammengesackt auf der Theke und schnarchte. »Moment, ich pack mit an«, sagte Jack, doch als er aufrecht stand, drehte sich der ganze Raum um ihn.
    Marlon sah kopfschüttelnd zu, wie Jack sich wieder auf den Hocker quälte. »Sie hätten nach dem fünften Schluß machen sollen.«
    Jack nickte, sein Kopf so schwer wie eine Bowlingkugel. »Abscholut richtig.«
    Marlon verdrehte die Augen und packte Roy. »Wohin schaffscht du ihn?« brüllte Jack.
    »Immer mit der Ruhe, Kumpel. Roy hat hier im Hinterzimmer schon so manchen Rausch ausgeschlafen.« Er verschwand in einer Kammer, die nicht größer war als ein Wandschrank. Jack hörte es krachen, als Roys bewußtloser Körper auf ein Feldbett plumpste.
    »Ich musch nach Hause«, sagte Jack, als Marlon wieder da war. »Aber ich hab kein Ssuhause.«
    »Tja, Roy hat das einzige Bett hier belegt. Tut mir leid, Kumpel.« Marlon nahm Jack genau in Augenschein, schätzte ab, wie schwer er angeschlagen war, und kam offenbar zu dem Schluß, daß er eindeutig zuviel intus hatte. »Geben Sie mir Ihre Autoschlüssel.«
    »Hab kein Auto.«
    Der Barkeeper nickte beruhigt. »Gut so. Zu Fuß werden Sie sich wohl keinen Ärger einhandeln.«
    Jack rutschte vom Hocker. » Ärger «, sagte er, »ist sozusagen mein zweiter Vorname.«
    Charlie kam im Bademantel an die Tür. »Duncan, auch wenn du der reichste Mann im Ort bist, gehört dir die Polizei noch lange nicht. Ich bin sicher, das, was du auf dem Herzen hast, hat Zeit bis morgen.«
    Er wollte schon wieder die Tür schließen, als Amos sagte: »Verdammt noch mal, Charlie. Ich bin bloß hier, um meine Tochter abzuholen. Dann ist sie wohl noch nicht wieder da.«
    »Wovon redest du?«
    Gerade die Seelenruhe in Charlies Stimme jagte Amos Panik ein. Charlie funktionierte bei Krisen, indem er sein emotionales Thermostat herunterdrehte.
    »Meg ist doch mit ihr im Kino. Zusammen mit … deiner Frau.«
    »Meine Frau ist oben, sie schläft«, sagte Charlie. »Meg hat gesagt, sie würde bei euch übernachten.«
    »Charlie –«
    Aber der Detective hatte sich schon abgewandt, um nach seinem Funkgerät zu greifen. Amos trat in die Diele, und Charlie blickte ihm in die unruhigen Augen. »Saxton hier«, sagte er ins Mikro. »Wir haben ein Problem.«
    Wes saß in seinem Streifenwagen und träumte von einer Tasse Kaffee, als die Meldung durchkam. Zwei – möglicherweise vier – junge Mädchen wurden vermißt. Möglicher Aufenthalt unbekannt. Himmelherrgott, das bedeutete Großalarm, vor allem jetzt, wo ein Sittenstrolch in der Stadt war.
    Er schaltete das Blaulicht ohne die Sirene an und fuhr im Schneckentempo durch die Nebenstraßen von Salem Falls. Bestimmt waren inzwischen alle Reserveleute alarmiert, doch im Augenblick waren nur drei Streifenbeamte im Einsatz. Wenn Wes die Mädchen als erster fand, hatte er gute Aussichten auf eine Beförderung.
    Gerade war er am »Rooster’s Spit« um die Ecke gebogen, als er auch schon irgend etwas sah, das sich wackelig die Straße entlangbewegte. Ein tollwütiges Tier? Es kam ab und an vor, daß die Polizei einen Waschbären erschießen mußte. Aber nein, das da war viel größer. Ein Reh?
    Wes fuhr so nah heran, bis der Schein des Blaulichts die Gestalt erfaßte. »Ach nee, wen haben wir denn da«, sagte er leise und parkte den Wagen.
    Jack stellte erstaunt fest, daß seine Füße sich wie von selbst abwechselnd bewegten. Er torkelte die Straße entlang, die hinein nach Salem Falls führte, und als er stolperte, konnte er sich im letzten Moment wieder fangen, bevor er mit dem Gesicht voran zu Boden fiel.
    Es dauerte ein Weilchen, bis er merkte, daß ihm ein Wagen folgte. Die Scheinwerfer sahen aus wie die Augen eines Wolfs, gelb und schräg. Der Motor surrte hinter ihm, folgte ihm auf Schritt und

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