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Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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vorher?“
„Wir werden Euch erwarten, Frau von Tornle.“

    B is dahin genoss ich noch meine Freizeit in Blankenburg. Aber auch außerhalb der Stadt, denn ich hatte mir ein Pferd erworben, die gelblich braune Stute Elina, mit der ich jetzt täglich einige Stunden ausritt, im Herrensattel, versteht sich. Das konnte ich mir hier bedenkenlos leisten, da ich von Marlis wusste, dass diese natürliche Reitweise in den hiesigen Bergen auch für Frauen, selbst für Edeldamen, selbstverständlich war. Als sei es erst gestern gewesen, sah ich mich nun im Geist wieder zu Pferd mit Raimund glücklich durch die Voralpen streifen. Holte mich aber rasch zurück - nicht, Tora, nicht schon wieder an Raimund denken . . .
Marlis war etwas betrübt, dass ihre Schneiderei nicht so schwungvoll anlief, wie sie es sich erträumt hatte. Was ihr andererseits die Möglichkeit bot, sich ausreichend Zeit für meine neue Garderobe zu nehmen, die ich mir nun wegen meiner Anstellung bei einem Baron von ihr anfertigen ließ. Wir hatten uns auf schlichte Adelskleidung geeinigt. Aber schick soll sie werden, hatte ich mir ausbedungen, und dem kam sie mühelos nach, wie ich bei jeder Anprobe erneut mit Freuden feststellte. Ja, mit meiner zunehmenden Fraulichkeit entfaltete sich gleichermaßen Eitelkeit in mir. Was ich mir anfangs nicht hatte eingestehen wollen, ich hatte diesen neuen Zug an mir als Begleiterscheinung des Älterwerdens oder als plötzlich vermehrten Schönheitssinn deklariert, doch es war schlichtweg Eitelkeit. Warum auch nicht? Darüber hinaus verlieh mir mein Saphirring Halt, da er mir anzeigte, dass ich, trotz meines heimatlosen Umherirrens, einer Familie angehörte, die sich um mich sorgte, die mich liebte.

    G efolgt von Jörgs Kutsche, die mit meinem Gepäck beladen war, ritt ich heute auf dem Erlenroder Gut ein. Wie stets bei meinem hiesigen Eintreffen lachte auch jetzt mein Herz beim Anblick dieses Geländes, denn, obwohl der Himmel heute leicht verhangen war, wirkte es mit seiner jetzt vielfarbigen Blütenpracht und den ockergelben Gebäuden wie eine Sonnenoase.
Kaum hatte ich dann mit Hilfe des Stallmeisters für meine Elina einen Stellplatz ausgewählt, als ich vor meinem Gästehäuschen von dem jungen Ehepaar von Erlenrode sowie den zwanzig Domestiken freudig empfangen wurde.
„Herzlich Willkommen!“, und
„Viel Glück in Eurem neuen Zuhause! Ich bin der Sohn des hiesigen Feudalherrn“, begrüßten mich zunächst die jungen Herrschaften und gleich drauf Herr von Kahl:
„Willkommen auf unserem Gut, auch im Namen des Herrn Barons. Und auf gute Zusammenarbeit!“
„Danke“, gab ich, freundlich in die Runde blickend, zurück, „das wünsche auch ich!“
Anschließend wurde mir jeder Domestik vorgestellt, wobei sich Meister Hermann wie auch jene drei Köche, deren hiesige Schlaraffenzeit in drei Tagen abgelaufen sein wird, nur ein Mindestmaß an Höflichkeit abringen konnten.
Nach dieser Zeremonie führte mich Frau von Erlenrode in mein neues, blitzsauberes Haus. Die beiden unteren Räume hatte sie mir als eine Schlaf- und eine Garderobenstube eingerichtet und den unter dem Dach gelegenen Raum ganz entzückend als Aufenthaltsstube, auf deren Tisch mich ein bunter Frühlingsstrauß anlächelte.
„Danke!“, brachte ich gerührt hervor, „das habt Ihr mit Geschmack und Liebe gestaltet.“
„Und mit viel Freude“, ergänzte sie nett.
Als ich sie schließlich wieder hinausbegleitete, hatten sich die anderen bereits an ihre Arbeit begeben, und statt ihrer stand Jörg mit zwei bepackten Taschen vor der Tür. Darauf zog sich Frau von Erlenrode ebenfalls zurück, und Jörg wollte meine Taschen ins Haus tragen, was ich rasch unterband: „Nicht, Jörg, ein Herr betritt nicht das Haus einer Dame, wenn sie alleine ist.“
„Sieht doch keiner.“
„Leider doch“, korrigierte ich ihn, „etwa fünfzig Schritt rechts von mir lehnt an einem Baumstamm Herr von Erlenrode und beobachtet uns.“
„Ou! Naja.“
Darauf schob er mir die schweren Taschen durch die Haustür entgegen und begab sich mit seinen langen Schritten erneut zur Kutsche, um meine Garderobe zu holen.
Zwei Minuten später mit über dem Arm hängenden Kleidern wieder zurück, schlug er vor: „So, und jetzt kommst du einfach raus, und ich trage dir alles rein. Das ist doch wohl erlaubt.“
„Nein, nicht mal das.“
„Wie bitte? - Also diese Anstandsregel ist idiotisch!“
Fand ich zwar ebenfalls, doch wir waren gezwungen, sie einzuhalten.
Während er mir

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