Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)
auch nicht, vielmehr schreckte mich die Vorstellung, womöglich nun neben diesem ungeschlachten Meister Hermann in der Küche stehen zu müssen. Doch ehe ich diese Vorstellung vertiefen konnte, schlug mir Frau von Erlenrode vor, da aus meinem Zeugnis hervorgehe, dass ich auch Küchenmeisterin sei, könne ich doch diese Position mit ausfüllen. Für entsprechende Entlohnung natürlich. „Wäre das wohl möglich, Frau von Tornle?“
„Schwierig, gnädige Frau. Aber lasst mich durchdenken, wie sich diese Doppelanforderung meistern ließe. Außerdem müsste ich dazu vorab ein genaueres Bild von der gesamten Küchenanlage und vielleicht auch von den beiden hier verbleibenden Köchen gewinnen.“
„Wie von Euch vorgeschlagen, werden die Herrschaften die Köche Erwin Schlotter, das ist der Einäugige, und Kaspar Voß behalten“, kam Herr von Kahl eilfertig dazwischen. „Ich kann Euch gerne bei Eurer Küchenbesichtigung begleiten und jene beiden Köche für ein kurzes Gespräch herausbitten.“
„Danke, Herr von Kahl, besser nicht“, lehnte ich ab, während ich mich erhob, „denn ich möchte mir bei dieser Gelegenheit die gesamte Situation in Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Ein Gespräch mit den beiden Köchen verschiebe ich besser auf später.“
Sein enttäuschtes Gesicht über diese Absage stimmte mich nicht um, ich trat alleine nach draußen.
Bereits als ich die Außentreppe des Gutshauses hinabstieg, leuchteten mir zwischen Zierbüschen die drei flachen, ockergelben Gebäude entgegen, es war, als bestrahle sie die inzwischen schon recht warme, jedoch von Wolken verhüllte Frühlingssonne. Nachdem ich den breiten Einfahrtsweg überquert hatte, schlug ich um die Küchenanlage einen großen Bogen, um, von den Köchen unbemerkt, die Hinterseite dieser Anlage zu erreichen, die mir noch fremd war.
Dort schließlich angelangt, hatte ich vor Augen, was ich bislang nur von Herrn von Kahls Schilderungen kannte. Direkt neben dem Hintereingang des Küchenhauses befand sich ein Pumpbrunnen, der frisches Quellwasser spendete, und links des Brunnens stand das Vorratsgebäude mit Wasserrohren zur Kühlung der Lebensmittel. Sehr klug gestaltet, zumal es von der Küche zum Vorratshaus allenfalls fünf Schritte sein dürften. Das wollte ich selbst gesehen haben. Zum Abschluss betrachtete ich mir noch das von hier aus rechts gelegene, auch an seiner Hinterseite besonders hübsche Speisehaus für die Gärtner, Köche, Pferdepfleger und Knechte. Alles in allem eine großzügig angelegte Einrichtung, von der mir Frau von Erlenrode versichert hatte, sie werde vor meinem Dienstantritt von einigen Erlenroderinnen in Fronarbeit gründlich gereinigt, ebenso wie das kleine Gästehaus auf dem hinteren Abschnitt des Gutsgeländes, das mir, sofern ich hier tätig werde, zur Verfügung stünde.
Ja, sofern ich unter den neuen Voraussetzungen hier tätig werde, darüber machte ich mir auf dem Weg zurück zum Gutshaus Gedanken. Und gelangte zu einer Lösung.
„Ich könnte beide Funktionen erfüllen“, legte ich Frau von Erlenrode dar, „sofern der Heilkoch neben den zwei anderen Köchen weiterhin hier tätig bleibt, und zwar als mein Vertreter in beiden Positionen.“
Herr von Kahl beeilte sich, mir zu versichern: „Herrn Bergmann, Frowin Bergmann lautet der Name des Klosterkochs, muss man nicht zum Bleiben überreden, er liebt seinen Beruf. Außerdem hat er Frau und Kinder zu versorgen. Er ist ein sehr angenehmer, umgänglicher Mann. Ihr nehmt diese Doppelstellung also an?“
„Sofern die gnädige Frau gegen meine Bedingung nichts einzuwenden hat, ja.“
„Natürlich nicht“, strahlte sie, „ich freue mich doch über diese Lösung und bedanke mich für Eure Bereitschaft. - Herr von Kahl, Ihr leitet bitte umgehend alles in die Wege.“
Der verneigte sich vor seiner Herrin und wies sogleich in einem Nebenraum seinen Sekretär an, auf sein Diktat meinen Anstellungsvertrag nieder zu schreiben.
Diese Zeit nutzte ich, um Frau von Erlenrode ein Anliegen vorzutragen. Mir lag daran, vor Antritt meines Dienstes, dem ersten Sonnmondtag, einen Eindruck vom Zustand des Feudalherren zu gewinnen, um Vorkehrungen für seine Heilkost treffen zu können. Das sah sie ein und schlug mir vor, ich könne gerne einige Tage vor meinem Antrittstermin in dem Gut einziehen und mich von seinem Arzt über sein Leiden aufklären lassen.
„Danke, gnädige Frau“, freute ich mich über dieses Angebot, „dem komme ich gerne nach. Sagen wir, drei Tage
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