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Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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wo in einem Extraraum auch Herr von Kahl, sein Sekretär sowie die Lakaien und die Zofe speisten, Tafelwein oder Bier auf den Tischen gestanden. Und als ich dann zum Abendbrot statt Bier Tee servieren lassen musste, wurde am langen Tisch das Meutern einiger Gärtner, Köche und Knechte ohrenbetäubend.
„Findet heraus, wer den Schlüssel einbehält, und es gibt wieder Bier“, riet ich ihnen, doch meine Stimme ging im Donnerwettern jener fünf Männer, denen man deutlich übermäßige Trinkfreude ansah, unter.
Nach diesem turbulenten Abendbrot teilte mir Herr von Kahl mit, jeder Domestik habe ihm versichert, den Schlüssel zum Getränkekeller von Hermann nicht erhalten zu haben, und keiner könne sich vorstellen, wo er sich befinde. Darauf äußerte er die Vermutung, Hermann habe den Schlüssel aus Rache gegen mich absichtlich einbehalten. Hermann wisse ja, welchen Wert hier einige auf Alkohol legten, und wie sie gegen mich revoltieren würden, wenn ich ihnen keinen austeilte. Diese Erklärung war plausibel, und ich unterstrich sie noch: „Dafür gibt es sogar einen Beweis, denn vor dem Gesindehaus findet allabendlich ein lautstarkes Trinkgelage der dort wohnenden Domestiken statt, ohne Rücksicht auf ihren kranken Herrn.“
„Was sagt Ihr da?“, Herr von Kahl riss entsetzt die Augen auf, worauf ich wiederholte:
„Ein lautstarkes Trinkgelage, meist bis Mitternacht. Erst danach finde ich jedesmal Schlaf. Dringt das denn nicht auch durch Eure Fenster?“
„Nein, meine Dachwohnung liegt zur Strasse hin. Aber jetzt begreife ich, wo sich unsere beiden Lakaien immer rumgetrieben haben, wenn sie in der Nacht polternd und nicht selten miteinander streitend die Treppe hochkamen. So also ist das. Ich war bis jetzt der Meinung, sie tranken nur tagsüber heimlich.“
„Das taten sie bis heute wahrscheinlich außerdem“, fiel mir dazu ein, „denn die Tür des Getränkekellers war bisher stets offen. Erst, als gestern alle am Abendbrottisch saßen, fiel mir auf, dass diese Tür plötzlich verschlossen war.“
„Dann dürfte vergangene Nacht kein Gelage stattgefunden haben“, folgerte er, was ich ihm bestätigte:
„Darauf wollte ich hinaus, gestern Nacht ist es zu meinem Erstaunen zum ersten Mal still auf dem Gelände gewesen. Also liegt Ihr richtig mit Eurer Vermutung, Hermann hat aus Rache den Schlüssel einbehalten.“
„Welch übler Trick“, erzürnte sich Herr von Kahl. „Aber ich werde dafür sorgen, dass alles auf diesen Schurken zurückfällt. Bis morgen weiß ich, wie ich das anstelle.“

    E ine stille Nacht war mir auch dann nicht beschieden. Die ersten Stunden schien es zwar so, doch um Mitternacht schreckte mich ein umso lauteres Krakeelen aus dem Schlaf. Offenbar hatten die Männer in einem Wirtshaus gezecht und kehrten nun volltrunken zurück.
In der Frühe standen dann mein braver Vertreter Frowin und ich als erste in der Küche. Doch nur kurze Zeit nach uns erschienen dienstbeflissen in ihren neuen graublauen, knielangen Küchenkitteln und den weißen Hauben auf dem Kopf die beiden Gehilfen, der dreizehnjährige Wenzel und der zwölfjährige Raul. Beider Eltern waren verarmte Hauer, die froh waren, dass ihre Jungen hier drei Mal täglich kräftiges Essen erhielten und überdies zu jedem Mondende fünfzig Pfennig nach Hause bringen werden.
Als nun das Anrattern des allmorgendlichen Milchwagens hörbar wurde, nahm ich die Küchenjungen mit nach draußen. Ob der Lieferant wohl auf meine gestrige Anweisung hin dieses Mal frische Milch anbringt? Ich begrüßte ihn, hob die Deckel der zwei Kannen an und ließ die Jungen an der Milch schnuppern.
„B ä ä ä !“, und „P u h h !“, wichen sie angeekelt zurück, worauf ich den Bauern aufforderte:
„Nimm die Milch wieder mit, wir wollen deine Familie nicht berauben.“ Dieser Bauer setzte nicht, wie all die bisherigen, ein freches Grinsen auf, vielmehr senkte er beschämt den Kopf, und als er seinen Wagen wendete, rief ich ihm zu: „Eure anderen Waren benötigen wir auch nicht mehr, verkauft sie auf dem Blankenburger Markt.“
„Was?“, kam es darauf verblüfft von ihm, „ist das ernst gemeint?“
„Freilich, kannst es den anderen Bauern weiter melden.“
Zu jenem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich mit dieser spöttisch gemeinten Bemerkung unbeabsichtigt ein vor Jahren von unserem Baron erteiltes Gebot an seine Bauern, keine Produkte mehr außerhalb des Dorfes zu verkaufen, aufgehoben hatte.
Nachdem sich der Bauer darauf mit für mich

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