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Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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rechten Wimpern und der Braue, die immer rötlicher geworden sind. Ist das nicht wundervoll?“ Ich nickte freudig, worauf sie fortfuhr: „Schau, an den aufklaffenden Schnittstellen haben sich inzwischen zwei Hautschichten gebildet, und die letzte wächst von den Rändern her auch schon heran. Bei deinem medizinischen Interesse wird dir die Wundversorgung sogar Spaß machen.“
Sie erklärte mir das vorsichtige Entfernen der alten Ölreste und das Auftupfen des frischen Öls peinlich genau, und beim abschließenden Anlegen des Verbandes führte sie mir die Hände.
„Du hast geschickte Hände“, freute sie sich hinterher, „ich kann dir den Verbandswechsel bedenkenlos überlassen. Noch vier Tage, dann brauchst du den Verband nicht mehr, dann muss Luft an die nachgewachsene Haut und statt des Öls Arnikasalbe, drei Wochen lang. Nach mindestens einem Jahr kann man die Thuja-Azulenkur dann wiederholen, um dem Rest der Narben den Garaus zu machen. Dennoch, schon wenn du dich in dreieinhalb Wochen mit unbedecktem Gesicht sehen lässt, werden alle von deinem Aussehen überrascht sein.“
„Hoffentlich wir zwei ebenfalls.“
Ihr Antlitz verklärte sich, als sie mir darauf prophezeite: „Wir werden beide sehr glücklich sein, Tora.“

    F ür den Verbandwechsel ließ ich mir stets ausgiebig Zeit, um die sich endlos hinziehenden Stunden in meiner einsamen Stube zu verkürzen. Wobei ich über meine Stube keineswegs klagen konnte, denn im Vergleich zu den winzigen Nonnenzellen hier im Parterre wie auch im ersten Stockwerk, war sie geradezu luxuriös eingerichtet. Mussten sich die Schwestern mit einem auf dem Steinboden hergerichteten Strohlager begnügen, so stand mir ein richtiges Bett zur Verfügung, außerdem war mein Fenster mit Bleiglasscheiben versehen, in meinem Raum stand ein kleiner Eisenofen, ein Waschtisch mit Wandspiegel, eine Kleidertruhe, ein Schreibpult und zwei Hocker. Ich konnte mehr als zufrieden sein.
Bald waren die beiden Schnittstellen von der letzten Hautschicht gänzlich bedeckt, Palmatia wird zufrieden sein. Doch sie ließ sich Zeit, denn als ich sie nach vier Tagen mit der Arnikasalbe erwartete, betrat statt ihrer ihre Arztkollegin Mechthild meine Stube, um mir die Salbe zu reichen: „Schwester Palmatia sagt, du wüsstest Bescheid. Kommst du mit der Versorgung zurecht, Tora?“
„Ja, sehr gut, richte das bitte Schwester Palmatia aus.“
„Darüber wird sie sich freuen“, lächelte sie, und schon zog sie sich in typischer Arzteile wieder zurück.
Es wurden lange drei Wochen. Die Schwestern hielten sich beim Servieren der Speisen, währenddessen ich stets mein linkes Auge hinter Haar verbarg, nie länger als nötig bei mir auf, Palmatia schaute nicht ein einziges Mal nach mir, nur die Äbtissin besuchte mich hin und wieder für einen kurzen Plausch. Allmorgendlich galt beim Erwachen mein erster Gedanke meinem Spiegelbild, das mich dann vehement ebenso erfreute wie enttäuschte. Die Schnittstellen wurden von Tag zu Tag ebenmäßiger und das Auge ansehnlicher, die Braue dagegen hatte bereits nach wenigen Tagen ihr Mitwirken eingestellt. Nachdem sie, gleichmäßig in ihrem Bezirk verteilt, acht rotblonde Härchen zur Welt gebracht hatte, erachtete sie ihre Pflicht als erfüllt. Palmatia hatte an einen mal schönen Brauenbogen geglaubt, sie wird enttäuscht sein.

    D ie Äbtissin wirkte bedrückt, als sie mich zwei Tage vor Beendigung der Arnikakur besuchte, gleichwohl war sie angetan von meinem Aussehen: „Dein linkes Auge gleicht jetzt genau dem rechten und volle, lange Wimpern sind daran. Ach, Tora, dann wächst auch die Braue noch heran, sie braucht eben etwas länger.“
„Nett, dass du mir Hoffnung machst.“
Sie ließ ein wenig Zeit verstreichen, ehe sie mit ernstem Ausdruck meine Hände in die ihren nahm und mir behutsam beibrachte: „Tora, es hat sich etwas Trauriges ereignet. Schwester Palmatia . . , sie ist schwer krank gewesen. Ja, Tora, und vergangene Nacht hat sie ihre letzten Atemzüge getan. Sie ist für immer von uns gegangen.“
„Ja, aber . .“ , mir stockte die Sprache.
Auch die Äbtissin brauchte etwas Zeit, ehe sie mit belegter Stimme hinzufügen konnte: „Keiner von uns kann es fassen. Sie hat nie geklagt. Dabei hat sie schon länger gelitten, sie hat mir an Weihnachten anvertraut, unheilbar erkrankt zu sein.“
Palmatia . . Ich sah sie vor mir. Ihre letzten Worte zu mir hatten gelautet: ‚Wir werden beide sehr glücklich sein.’ Sicher war sie es jetzt in ihrer neuen,

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