Die Hexensekte!
Schlangen! Die Biester öffneten ihre Rachen. Deutlich konnte er die Giftzähne erkennen.
Strahlenförmig gingen die Haare vom Kopf der Frau ab.
Medusa! fiel ihm ein: Das Haupt der Medusa.
„Schatz, was hast du denn? Verkrampfe dich nicht so!“ säuselte Lara.
David erkannte, dass sich der Wagen immer weiter verengte. Etwas stieß in seinen Rücken. Es war das Armaturenbrett. Es drängte und drückte ihn über die Hexe.
„Liebst du mich?“, flüsterte sie.
„Ja“, hauchte David gegen seinen Willen. Seine Leidenschaft ließ sich nicht zügeln. Eine dämonische Macht hatte sie entzündet. Es verzehrte ihn fast.
„Ja, meine Lara, natürlich liebe ich dich!“
„Dann beweise es mir. Küss mich!“
Sie öffnete leicht den Mund. David sah die Zunge und schreckte zurück: Auf der Zunge befand sich ein übergroßer Daumennagel, festgewachsen, dazugehörig.
Er schreckte vor dem Kuss zurück. Die Frau, jetzt wieder mit normalem Haar, lachte gehässig. Auch die Zunge erschien plötzlich wieder so, wie sie sein sollte.
David wollte diese Schönheit erneut besitzen, um jeden Preis der Welt.
Da geschah es. Ihr Körper fühlte sich wie aus Pappe an. Und tatsächlich zerriss dieser unter seinem Griff.
„Aber, aber, was tust du denn, du kleiner, unbeholfener Liebhaber?“
Sie zerbröckelte unter seinen Händen, bis nur noch ihr Gesicht übrig war.
Er stierte entsetzt darauf und stellte fest, dass er nun wahnsinnig geworden war.
Plötzlich veränderte sich die Szene. Er fand sich auf dem Fahrersitz wieder. Auf dem Rücksitz kauerte die Hexe. Wütend keifte sie:
„Verdammt, warum ausgerechnet jetzt?“
David verstand, dass sie in ihrem schändlichen Tun gestört worden war. Von was oder von wem?
Er erfuhr es auf der Stelle. Es gab für ihn keinen Grund, über die Unterbrechung glücklich zu sein.
Im Gegenteil!
Sein Grauen mehrte sich.
12
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In einer verzweifelten Situation kann nur ein Verzweiflungsplan den ersehnten Erfolg bringen, sagte sich Max von Mergentheim.
Er hatte einen solchen Plan.
Die Wahrscheinlichkeit des Gelingens war gering, so gering, dass Max gar nicht darüber nachdenken mochte.
Er saß auf der Bettkante. Der Zombie verbaute mit seiner mächtigen Gestalt die Tür, belauerte jede seiner Bewegungen. Inzwischen war der Geruch des Todes unerträglich geworden.
Max erhob sich vorsichtig. Sofort spannte sich der Körper des Untoten.
„Ich ...äh, ich wollte nur das Fenster öffnen. Du stinkst.“
Max deutete mit einer hilflos anmutenden Geste zum Fenster.
„Ein Lebender braucht frische Luft.“
Der Mulatte ignorierte die Anspielung. Wie ein Fels stand er da. Seine Rechte hob sich leicht und zeigte auf das Bett.
„Setz dich wieder, Max von Mergentheim. Wir müssen warten, bis der Meister kommt.“
Max atmete einmal tief durch. Das steigerte seine Übelkeit nur noch.
„Du sagst, wir müssen auf den Meister warten? Wenn es noch lange dauert, bin ich nicht mehr am Leben. Dann muss sich dein Meister etwas einfallen lassen. Vielleicht macht er mich ebenfalls zum Zombie? Dann werden wir sozusagen Kollegen, wie?“
Der Untote ignorierte die Ironie in der Stimme von Max.
„Ich hätte dich gleich getötet, aber der Meister wies mich an, dich vorerst nur einzuschüchtern, damit du redest. Es ist nicht gelungen. Du bist stärker als geahnt. Als Zombie nützt du dem Meister nichts mehr. Bei deinem Tod verlässt die Seele den Körper. Bei der Wiedererweckung kehrt nur ein kleiner Teil dieser Seele zurück. Du bist nicht mehr du. Der Meister ist dein Herr. Der führt dich aus dem Dunkel der Erinnerungslosigkeit und sagt dir, was du zu tun hast.“
Also doch ein Roboter, konstatierte Max nachdenklich.
Er betrachtete den Zombie und stand zum zweiten Mal auf.
„Was ist nun mit dem Fenster?“
Der Zombie antwortete nicht. Aber er hatte auch nichts dagegen, als Max beide Fensterflügel aufschwingen ließ. Tief atmete er die frische Luft ein, die von draußen kam. Max wartete, bis er sich einigermaßen erholt hatte. Ein Blick über seine Schulter zeigte ihm, dass der Zombie den Platz an der Tür nicht verlassen hatte.
Blitzschnell schwang sich Max hinaus. Sein Atem ging keuchend. Alles hing jetzt von der Reaktion des Untoten ab. Das Schlafzimmer war von einem langen Balkon umgeben.
Nein, den Balkon konnte man nicht verlassen, aber das hatte Max auch nicht vor. Seine Überlegungen waren andere. Er hatte im Schloss ein eigenes Zimmer für seine Waffensammlung. Es musste ihm
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