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Die Himmelsfestung

Die Himmelsfestung

Titel: Die Himmelsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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auszuhandeln.«
    »Wir besitzen nichts von Wert«, protestierte der Schrat. »Höchstens meine Kräuter.«
    Er hatte kaum zu Ende gesprochen, als eine ältere, weißhaarige Frau nach seinem Lederbeutel griff und ihn an sich riß. Mit zitternden Fingern begann sie, den Inhalt auszuleeren. Ein blaues Pflänzchen steckte sie schließlich in den Mund.
    »Nein«, schrie Fryll auf. »Nicht das.«
    »Ist es giftig?« fragte Courmin drohend.
    Der Schrat schüttelte den Kopf.
    »Was bewirkt es dann?«
    Die Frau lächelte plötzlich, wobei unzählige Falten ihr Gesicht verunstalteten. Zwei Reihen abgebrochener, schwarzer Zähne wurden sichtbar.
    »Es ist ein Liebeskraut«, stöhnte Fryll.
    »Und wenn schon.« Courmin zuckte lediglich mit den Schultern.
    Einer der Umstehenden reichte ihm sein Schwert, dessen Knauf mit kostbaren Edelsteinen besetzt war. Außerdem einen kunstvoll gearbeiteten Visierhelm, auf dem ein Drache thronte. Das Tier wirkte beinahe lebendig, seine Augen aus blutrotem Stein schienen jeden Betrachter anzustarren. Selbst Mythor konnte sich eines leichten Schauders nicht erwehren.
    Der Anführer der Ausgestoßenen wandte sich an Barborur: »Beides erbeutete ich auf Burg Elschwog, dem einstigen Herrensitz der Aegyr. Ich weiß, daß Taetze das Vermächtnis ihrer Herren bewahren. Nicht nur ich, sondern jeder meiner Leute wird sich aus der Himmelsfestung zwei Beutestücke mitnehmen. Das ist meine Bedingung für dich und den Schrat.«
    »Du forderst den Zorn der Aegyr heraus«, grollte Barborur.
    »Glaubst du, sie haben ihre Söldner anders bezahlt als mit kostbaren Steinen?«
    »Wenn ihr mit uns kämpft, dann nicht als Söldner, sondern um eure eigene Existenz. Willst du dafür noch Forderungen stellen?«
    »Natürlich«, nickte Courmin. »Wenn wir euch nicht beistehen, wer sollte es dann?«
    Fryll stieß einen heiseren Aufschrei aus und suchte Zuflucht zwischen Barborurs Beinen. Trotzdem konnte er der Frau nicht entgehen, die ihn im Nacken packte und an sich zog. Alles Jammern half ihm wenig.
    »Du hast Ilfa und Roar als Geiseln. Also laß uns endlich aufbrechen.«
    »Nicht ohne Aussicht auf Beute. Zwei Stück für jeden.«
    »Niemals«, wehrte Barborur ab. »Du bist schlimmer als jeder gemeine Strauchdieb.«
    »Glaubst du, daß die Mangoreiter ebenso genügsam sein werden, wenn sie die Himmelsfestung erst erobert haben? Vorausgesetzt, sie lassen auch nur einen Stein auf dem anderen.«
    »Für jeden ein Beutestück«, gestand Barborur niedergeschlagen zu.
    »Einverstanden«, nickte Courmin. »Ich wußte, dir bleibt keine andere Wahl.«
    Fryll zappelte indes in den Armen der Ausgestoßenen, die ihn fest an ihren Busen drückte. Sein Widerstand war erlahmt, er jammerte nur mehr leise vor sich hin.
    »Laß ihn los!« befahl Courmin.
    Überraschenderweise gehorchte die Frau sofort. Fryll hatte es eilig, aus ihrer Nähe fortzukommen, dann faßte er mit beiden Händen in seinen Lederbeutel und schleuderte das restliche Liebeskraut schimpfend in die Tiefe.

5.
    Sie kamen zügig voran. Courmin und fünf seiner Krieger bahnten einen gangbaren Pfad durch das stellenweise schier undurchdringliche Unterholz. Unmittelbar hinter ihnen gingen Mythor, Barborur und Fryll, wiederum gefolgt von den fünf anderen Ausgestoßenen. Bis zum Abend dieses Tages hatten sie das bekannte Gebiet längst hinter sich gelassen. Der Boden wurde steiniger, die Bäume wuchsen nicht mehr so hoch. Viele von ihnen wirkten verkrüppelt, hatten sich den heftigen Winden, die oft von den Bergen her einfielen, beugen müssen.
    In der Krone einer knorrigen Pappel schlugen Courmins Männer ihr Nachtlager auf. Mythor tat lange Zeit kein Auge zu. Die Dunkelheit barg unzählige Geräusche. Schwere Schwingen strichen über den Wald hinweg – da die Ausgestoßenen ihre Waffen fester umfaßten, mußten es Vögel des Bösen sein.
    Irgendwann forderte dann die Erschöpfung ihr Recht, und Mythor sank in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
    Sehr früh am Morgen ging es weiter. Tau lag auf den Gräsern, und Schwärme von Insekten fielen über die Krieger her, die es bald aufgaben, sich ihrer erwehren zu wollen.
    Courmins Männer sprachen wenig, doch er selbst zeigte sich Mythor gegenüber immer aufgeschlossener. »Wenn das hier vorbei ist«, sagte er, »könntest du einer von uns werden.«
    »Wozu?« fragte Mythor barsch.
    »Wir haben kein schlechtes Leben«, meinte der Ausgestoßene. »Dieses Land ist voller Reichtümer, man braucht nur Mut, sie zu erobern.«
    »Ich

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